Wird eine Kuh aggressiv, sollte der Hund frei laufen

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Wandern auf der AlpWird eine Kuh aggressiv, sollte der Hund frei laufen

In der Ferienzeit zieht es wieder Wanderer in die Berge. Treffen sie auf weidende Kühe, kann das gefährlich werden. Mit ein paar Tipps können Unfälle vermieden werden.

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vro

Wanderer sollten bei einer Begegnung mit Kühen einige Dinge beachten. (Video: Landwirtschaftskammer Tirol)

Rund 44 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung zwischen 15 und 74 Jahren zählen Wandern zu ihrem Hobby. Das geht aus einer Studie des Bundesamtes für Strassen und Schweizer Wanderwege hervor. Darin wird sogar von einem Wander-Boom gesprochen. 40 Prozent der Wanderwege führen jedoch durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Im Sommer ist ein Grossteil davon die Heimat von Kühen, Rindern und Kälbern.

Das Zusammentreffen zwischen Wanderern und Kühen führt in den Alpen immer wieder zu teils schweren Zwischenfällen, die auch tödlich enden können. Die Landwirtschaftskammer Tirol hat nun reagiert und ein Video veröffentlicht, das neun Regeln für Wanderer aufzeigt. So wird etwa geraten, stets auf dem Weg zu bleiben und sich den Tieren nicht zu nähern – sofern das möglich ist. Ein Mindestabstand von 20 bis 50 Metern wird empfohlen.

Nur im Notfall auf die Nase schlagen

Besonders gefährlich kann die Begegnung werden, wenn Kälber mit auf der Weide sind. Mutterkühe beschützen ihren Nachwuchs, weshalb dringend davon abgeraten wird, Kälber zu streicheln. Auch Hunde sollten ruhig bleiben und an der Leine gehalten werden, da Kühe keinen Unterschied zwischen Hund und Wolf machen würden. Sollte eine Kuh trotzdem auf das Tier losgehen, solle man den Hund ableinen, da er schneller ist als eine Kuh.

Im Notfall wird Wanderern geraten, sich gross zu machen. Auch ein gezielter Schlag mit einem Stock auf die Nase der Kuh könne helfen. Sandra Helfenstein, Sprecherin des Bauernverbands Schweiz, betont jedoch, dass dies ausschliesslich dann ratsam sei, wenn die Kuh einem Wanderer zu nahe komme, unruhiges Verhalten zeige und der Wanderer gleichzeitig um seine Sicherheit fürchten müsse.

Grosser Abstand ist wichtig

In der Schweiz gibt es für Wanderer Merkblätter, die ebenfalls raten, sich auf Distanz zu halten, Kälber nicht zu berühren und Hunde an der Leine oder im Notfall frei laufen zu lassen. Helfenstein erklärt: «Es sind nur wenige, die durch ihr respektloses Verhalten gegenüber dem Vieh sich und andere gefährden. Am häufigsten werden die Kühe unruhig, weil Wanderer Hunde auf der Weide frei laufen lassen oder damit zu nahe an die Herde herankommen.»

Hielten sich Mutterkühe mit Jungtieren auf der Weide auf, sei grosser Abstand besonders wichtig. Zwar seien sich Kühe an Wanderer gewöhnt, bei zu viel Nähe, Hunden oder aggressivem Verhalten gerieten sie jedoch in Stress.

Verletzte und Tote nach Kuh-Attacken

Dass das Zusammentreffen von Wanderer und Kuh böse enden kann, zeigen zahlreiche tragische Vorfälle aus den letzten Jahren. Im Juni 2015 wurde ein Schweizer Paar in Österreich von einer Kuh attackiert und erheblich verletzt. Im August 2015 wurde eine 77-Jährige oberhalb von Laax GR von mehreren Mutterkühen angegriffen. Sie starb noch vor Ort.

Im August 2016 musste eine Kuh auf einer Davoser Alp erschossen werden. Sie hatte zuvor einen Wanderer angegriffen und stellte für sich und die Herde eine Gefahr dar. Der Wanderer blieb unverletzt.

Mutter und Kleinkind verletzt

Auch im Ausland kommt es immer wieder zu ähnlichen Vorfällen.

Erst im Juni 2017 wurde eine 70-Jährige im Tirol von mindestens einer Kuh attackiert. Die Frau wurde tödlich verletzt. Vor einigen Tagen wurden in Kärnten (A) zudem mehrere Wanderer von einer Herde angegriffen. Drei Personen wurden verletzt. Und am Donnerstag wurden eine Mutter und ihr Kleinkind in Österreich verletzt, nachdem mehrere Kühe auf die deutsche Familie losgegangen waren, wie die Nachrichtenagentur APA schreibt.

Richtiges Verhalten bei Herdenschutzhunden

Manche Nutztiere werden auf der Weide von Herdenschutzhunden bewacht. Sie können Wanderer bedrohlich werden. Schweizer Wanderwege hat auch dazu ein Merkblatt herausgegeben. Mit Hunden sollte man Gebiete mit von Schutzhunden bewachten Herden meiden. Wie die Kühe sollten auch Herdenschutzhunde nicht aufgescheut oder überrascht werden. Man sollte ruhig und langsam mit Abstand an der Herde vorbei gehen. Einem Herdenschutzhund sollte man nicht den Rücken zukehren. Mit einem Stock, den man schräg nach unten hält, kann man ihn auf Distanz halten. Herumfuchteln oder Anschreien kann ihn jedoch provozieren. Mit einem Begleithund sollte man niemals eine Herde durchqueren. Wo in der Schweiz Herdenschutzhunde im Einsatz sind, ist hier ersichtlich.

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