Ukraine-KriegSpeiseöl knapp – Wirte rechnen mit Preisaufschlägen bei Menüs
Einige Beizen können Speiseöl nur noch in kleinen Mengen und zu überhöhten Preisen beziehen. Möglich ist, dass Gäste für ein Menü bald mehr bezahlen müssen.
Darum gehts
Der Ukraine-Krieg führt in der Gastronomie zu einem Kampf um Speiseöl. Einzelne Betriebe berichteten, dass Öl bei gewissen Lieferanten kontingentiert sei, andere meldeten massive Preiserhöhungen, sagt Patrik Hasler-Olbrych, Mediensprecher von Gastro Suisse. Rund zwei Drittel der weltweiten Sonnenblumenöl-Exporte stammen aus der Ukraine. Auch die Schweiz importiert Öl aus dem Land – 2021 waren es laut dem Bundesamt für Landwirtschaft elf Prozent. Da Produzenten wegen des Kriegs wegfallen, ist Schweizer Rapsöl umso begehrter.
Ein Lieferant gab laut Hasler-Olbrych die Lage in der Ukraine als Grund für den Engpass an. «Von einem Betrieb haben wir gehört, dass er seine Speisekarte umschreiben musste, da er kein Rapsöl aus der Schweiz mehr erhielt.»
Trend zeige weiterhin nach oben
Lieferanten bestätigen die angespannte Situation. Aktuell spürten sie eine erhöhte Nachfrage bei diversen Öl-Artikeln wie Sonnenblumenöl, Rapsöl und Erdnussöl, sagt Anja Roy, Mediensprecherin der Pistor AG, dem führenden Handelsunternehmen für die Bäcker-Konditor-Confiseur-Branche und die Gastronomie. Die Verfügbarkeit der Mengen für bestehende Bezüger sei nach heutigem Wissensstand für die nächsten Monate gewährleistet. «Die Preise sind aktuell auf einem sehr hohen Niveau im Vergleich zu den Vorperioden und der Trend zeigt weiterhin nach oben.»
Der Abholgrosshändler Transgourmet/Prodega stellte in den vergangenen Wochen beim Öl grössere Nachfrage- und Preisschwankungen fest. Diese seien nun dabei, sich etwas zu beruhigen, sagt Mediensprecherin Christine Strahm. «Um unnötige Hamsterkäufe zu vermeiden, führen wir im Augenblick keine Aktionen durch und übermässige Grossmengenbestellungen werden individuell geprüft.»
«Um 70 Prozent aufgeschlagen»
Dies spürt auch Slavisa Tomic vom Restaurant Rössli zur Vogtei in Herrliberg ZH. «Im Moment bekommen wir keine grösseren Mengen Speiseöl mehr», sagt der Wirt. Vor dem Krieg habe er immer palettenweise bestellen können. «Jetzt sind nur noch 100 Liter pro Lieferung möglich.» Wegen der geringeren Mengen fielen die kostenlosen Transporte weg. «Längerfristig werden wir nicht darum herumkommen, die Menüpreise zu erhöhen.»
Auch im Hotel und Restaurant Ochsen in Menzingen ZG fliesst das Speiseöl nicht wie gewohnt. Noch hätten sie genug Rapsöl bestellen können, sagt Andrea Hegglin, Co-Geschäftsführerin. «Schweizer Rapsöl hat bei unserem Lieferanten innert Wochenfrist um beinahe 70 Prozent aufgeschlagen.» Sie und ihr Mann machten sich Gedanken über Preisanpassungen.
Ob Gebratenes aus der Pfanne oder Gebackenes aus der Fritteuse und in Salatsaucen sowieso – Öl enthielten mehr oder weniger fast alle Speisen, sagt Hegglin. «Eine Preisanpassung wird wohl folgen und zwar in moderater Form bei allen Küchenleistungen.» Der Preis für Speiseöl sei nur ein kleiner Faktor, es werde wohl noch einiges mehr auf sie zukommen.
Pommes nicht mehr im Menü
In Deutschland kippen Wirtinnen und Wirte jedoch bereits Menüs aus der Karte. In einem Brauhaus in Köln werden seit dem 1. April keine Pommes frites mehr serviert. 150 Kilo Rapsöl benötigt der Wirt pro Woche – eine Menge, die er aktuell nicht bekommen kann.
Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?
Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55