Wladimir Putin hat überall identische Büros und «krankhafte Angst»

Publiziert

Insider packt ausWladimir Putin hat überall identische Büros und «krankhafte Angst»

Der russische Präsident sei kerngesund, aber er habe den Bezug zur Realität verloren. Das sagt Gleb Karakulow, ein ehemaliger Offizier der russischen Präsidentengarde, der aus Russland geflohen ist. 

Ein geflohener Offizier der russischen Präsidentengarde packt aus, was hinter den Türen des Kreml vor sich geht.
Gleb Karakulow sprach in einem Interview über die Marotten des russischen Präsidenten.
Seit 2020 soll Putin sich eingeigelt haben. 
1 / 8

Ein geflohener Offizier der russischen Präsidentengarde packt aus, was hinter den Türen des Kreml vor sich geht.

via REUTERS

Darum gehts

  • Gleb Karakulow war Offizier der russischen Präsidentengarde, bevor er Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine verliess. 

  • In einem Interview beschreibt er, was der russische Präsident Wladimir Putin für seine Sicherheit alles unternimmt.

  • Putin sei seit Corona von der Welt abgeschnitten und habe keinen Bezug mehr zur Realität, sagt Karakulow.

Als Offizier der Präsidentengarde FSO, die für die Sicherheit des Präsidenten und der Regierung verantwortlich ist, dürfte Gleb Karakulow der bislang ranghöchste Überläufer aus Russland sein, der sich gegen den Angriff seines Landes auf die Ukraine stellt.

Karakulow floh letztes Jahr mit Frau und Tochter aus Russland. Jetzt hat er der russischen Oppositionsplattform Dossier Center ein langes Interview gegeben. Seine Motivation dafür? «Dieser Krieg muss beendet werden, und es ist an der Zeit, das Schweigen zu brechen», sagt Karakulow. Denn es werde sich nichts ändern, wenn man immer nur schweige.  

«Er hat krankhafte Angst um sein Leben»

Die Invasion eines souveränen Staates sei unbegreiflich, sagt der frühere Offizier. Wladimir Putin sei für ihn ein «Kriegsverbrecher», der für «Völkermord am ukrainischen Volk» verantwortlich sei. 

Ohnehin sei Putin seit 2020 «von der Welt abgeschnitten», lebe in einem «Informationskokon» und verbringe die meiste Zeit in seinen Anwesen. Dabei habe Putin «krankhafte Angst um sein Leben» – möglicherweise eine Konsequenz seines eigenen Handelns angesichts der zahlreichen Mordaufträge, deren Putin verdächtigt wird?

Gezielte Fehlinformationen aus identischen Büros

Putin besitze einen Sonderzug, den er Flugzeugen vorziehe, da sich Züge schlechter nachverfolgen liessen und weniger auffällig seien. Es komme auch vor, dass der russische Präsident Reisen vortäusche und sich an einem anderen Ort befinde als angegeben, um «den ausländischen Geheimdienst zu verwirren und zweitens um Anschläge auf sein Leben zu verhindern». 

So überrascht nicht wirklich, dass Putin Karakulow zufolge auch identische Büros in seinen  verschiedenen Residenzen hat, sodass niemand wirklich weiss, wo er sich aufhält. «Egal, ob in Sankt Petersburg, Sotschi oder Nowo-Ogarjowo – alles ist identisch.» 

Putin sei kerngesund

Wladimir Putin empfing am Mittwoch die neuen Botschafter der EU und der USA. Nachdem er seine Rede gehalten hatte,  wartete er vergeblich auf Applaus. 

Karakulow zufolge benutzt Putin weder Internet noch Handys und lässt sich nur von ausgewählten, engen Kreisen informieren. Wer einen Termin mit Putin habe, müsse davor zwei Wochen in Quarantäne. Putins gesamtes Umfeld führe wegen Corona ausserdem PCR-Tests durch – mehrmals täglich. 

Dabei sei der 70-Jährige kerngesund, eine Erkrankung, über die immer wieder spekuliert wird, gibt es Karakulow zufolge keine.   

«Sein Blick auf die Realität ist verzerrt»

Und doch stimme seit einigen Jahren etwas nicht mehr mit dem Kreml-Chef: «Sein Blick auf die Realität ist verzerrt.» Das zeige sich auch beim Angriff auf die Ukraine. «Ein vernünftiger Mensch des 21. Jahrhunderts, der objektiv alles betrachtet, was in der Welt geschieht, geschweige denn der die Entwicklung zumindest mittelfristig vorhersehen kann, hätte diesen Krieg nicht zugelassen.» 

Am Ende des Gesprächs ruft Karakulow seine früheren Kollegen in Russland auf, sich den «kriminellen Befehlen» Putins zu verweigern. «Ich wünschte, sie würden das tun, denn es würde viele Leben retten.»

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung zählt

84 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen