Wo ist Federers Killerinstinkt?

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Verlorene FinalsWo ist Federers Killerinstinkt?

Roger Federers Rückkehr auf die ATP-Tour ist geglückt, keine Frage. Aber: Von den letzten sechs Finals hat er deren fünf verloren.

Reto Fehr
von
Reto Fehr
Roger Federer: Seine Finalbilanz überzeugt seit zwölf Monaten nicht mehr.

Roger Federer: Seine Finalbilanz überzeugt seit zwölf Monaten nicht mehr.

Es war schon eindrücklich, wie Roger Federer sich in Toronto trotz der vielen Negativmeldungen nach dem für seine Verhältnisse frühen Ausscheiden beim French Open und in Wimbledon zurückmeldete. Tomas Berdych rang er genauso nieder wie Novak Djokovic, wobei er in beiden Spielen auch mit dem Rücken zur Wand stand. Damit hat der 29-Jährige gezeigt, dass wieder mit ihm zu rechnen sein wird.

Den Nimbus des Unbesiegbaren – welchen er in seinen besten Zeiten hatte – konnte Federer aber noch nicht wiederherstellen. Auch eine andere Spezialität des Schweizers scheint nicht mehr vorhanden zu sein: In den Glanzjahren von 2004 bis 2006 spielte er vor allem bei entscheidenden Punkten unwiderstehlich und wies mit einer Finalbilanz von 34 Siegen bei nur fünf Niederlagen (vier gegen Nadal) eine unerreicht fabelhafte Quote aus.

Erstmals wieder ohne Satzgewinn

Man konnte früher fast darauf wetten: Steht Federer im Endspiel, gewinnt er dieses auch. Seine jährliche Endspielausbeute war seit 2002 immer positiv. Im aktuellen Jahr konnte er aber nur einen von vier Finals für sich entscheiden. Immerhin war dies der wichtigste beim Australian Open. Der Killerinstinkt scheint aber noch nicht wieder zurück zu sein.

Denn seit dem letztjährigen Sieg in Cincinnati (wo er diese Woche wieder antritt) musste die Weltnummer 2 in sechs Endspielen fünf Niederlagen gegen fünf verschiedene Gegner hinnehmen: Beim US Open unterlag er Juan Martin Del Potro, in Basel Djokovic, in Madrid Nadal, in Halle Hewitt und jetzt in Kanada Murray. Seit Federers Machtübernahme 2004 darf sich Murray der erst sechste Finalbezwinger von Roger Federer nennen. Der Schotte ist gar erst der dritte Spieler, der dem Schweizer keinen Satz im Endspiel zugestand. Zuvor gelang dieses Kunststück nur Nadal – und Felix Mantilla 2003 in Rom. Der mittlerweile zurückgetretene Spanier besiegte den Baselbieter damals mit 7:5, 6:2, 7:6 und feierte seinen wichtigsten von insgesamt zehn Turniersiegen.

Schon drei verschiedene Finalbezwinger

Mit der Niederlage gegen Murray hat Federer jetzt in diesem Jahr gegen drei verschiedene Spieler in einem Endspiel verloren. Mehr schafften dies in einem Jahr noch nie. 2006 und 2008 wurde er im letzten Spiel eines Turniers gar nur von Nadal besiegt (je viermal). Dass Federers Finalbilanz seit zwölf Monaten nicht mehr überzeugt, könnte seinen Gegnern weiteren Aufwind geben. Viel eher ist aber damit zu rechnen, dass der Respekt gegenüber der Weltnummer 2 nach dem ersten Turnier in Nordamerika wieder gestiegen ist. Cincinnati gibt womöglich schon Antworten.

Federers Finalbilanz

2010: 1 gewonnen/3 verloren

2009: 4 gewonnen/3 verloren

2008: 4 gewonnen/4 verloren

2007: 8 gewonnen/4 verloren

2006: 12 gewonnen/4 verloren

2005: 11 gewonnen/1 verloren

2004: 11 gewonnen/0 verloren

2003: 7 gewonnen/2 verloren

2002: 3 gewonnen/2 verloren

2001: 1 gewonnen/2 verloren

2000: 0 gewonnen/2 verloren

Verlorene Finals seit 2003

2010:

Murray (Toronto) 5:7, 5:7

Hewitt (Halle) 6:3, 6:7, 4:6

Nadal (Madrid) 4:6, 6:7

2009:

Djokovic (Basel) 4:6, 6:4, 2:6

Del Potro (US Open) 6:3 6:7 6:4 6:7 2:6

Nadal (Australian Open) 5:7 6:3 6:7 6:3, 2:6

2008:

Nadal (Wimbledon) 4:6 4:6 7:6 7:6 7:9

Nadal (French Open) 1:6 3:6 0:6

Nadal (Hamburg) 5:7 7:6 3:6

Nadal (Monaco) 5:7 5:7

2007:

Nalbandian (Madrid) 6:1 3:6 3:6

Djokovic (Kanada) 6:7 6:2 6:7

Nadal (French Open) 3:6 6:4 3:6 4:6

Nadal (Monaco) 4:6 4:6

2006:

Nadal (French Open) 6:1 1:6 4:6 6:7

Nadal (Rom) 7:6 6:7 4:6 6:2 6:7

Nadal (Monaco) 2:6 7:6 3:6 6:7

Nadal (Dubai) 6:2 4:6 4:6

2005:

Nalbandian (Masters) 7:6 7:6 2:6 1:6 6:7

2003:

Novak (Gstaad) 7:5 3:6 3:6 6:1 3:6

Mantilla (Rom) 5:7 2:6 6:7

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