Neue Corona-Regeln in der SchweizWo kann ich am Sonntag jetzt noch einkaufen gehen?
Der Bund hat verschärfte Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschlossen. 20 Minuten sagt, was das für dich bedeutet.
Das sagen die Leute zum Bundesratsentscheid.
20MDarum gehts
Neu gilt eine Sperrstunde ab 19 Uhr.
Am Sonntag gibt es vorerst keine Einkaufsmöglichkeiten mehr.
Auch das Feierabendbier muss man wohl zuhause geniessen.
Eine Verschiebung der Sperrstunde ist möglich, wenn sich die Lage in den Kantonen verbessert.
Ab Samstag gilt in der Schweiz eine Sperrstunde von 19 bis 6 Uhr. Auch an Sonn- und Feiertagen müssen die meisten Betriebe geschlossen bleiben. Am 24. Dezember und an Silvester gilt die Sperrstunde ab 1 Uhr. Was bedeutet das für die Schweizer Bevölkerung? Wo kann man jetzt noch am Sonntag einkaufen gehen und was ist mit dem Feierabendbier? Das sind die Antworten:
Wo kann ich nach dem Arbeiten oder am Sonntag noch einkaufen?
Nach 19 Uhr kann man eigentlich nur noch an Automaten und in der Apotheke einkaufen. Hofläden und Tankstellenshops sind ebenfalls von der Sperrstunde betroffen – sie dürfen auch am Sonntag nicht öffnen. Der Verband Tankstellenshops Schweiz hat aber bereits angekündigt, dass man versuchen werde, beim Bundesrat eine Lockerung zu erwirken: «Es kann nicht sein, dass in den nächsten 6 Wochen in der ganzen Schweiz ausnahmslos abends und an den Sonntagen keine Lebensmittel gekauft werden können, insbesondere über Weihnachten an drei Tagen hintereinander.»
Abends spontan einzukaufen, dürfte vorerst also kaum möglich sein. Wer Lebensmittel braucht, muss sie entweder vorab online oder spontan bei einem Restaurant-Lieferservice bestellen. Sie dürfen bis 23 Uhr geöffnet haben.
Liegt ein Feierabendbier drin?
Nach 19 Uhr siehts schlecht aus: Die Sperrstunde betrifft sämtliche Restaurants, Bars und Clubs. Die einzige Ausnahme sind Restaurants in Hotels, die wiederum lediglich für Hotelgäste zur Verfügung stehen. Diese Betriebe dürfen unabhängig von der Lage im Kanton bis maximal 23 Uhr geöffnet bleiben. Es dürfte aber wohl nur für wenige in Frage kommen, für ein Feierabendbier extra ein Hotelzimmer zu buchen. Darum bleibt den meisten wohl nur noch die Option, das Getränk zuhause zu geniessen.
Immerhin: Lieferdienste dürfen ebenfalls bis 23 Uhr geöffnet haben. Manche Restaurants und Bars – insbesondere spezialisierte Unternehmen – liefern auch das Bier nach Hause. Und vielleicht klappts mit dem Besuch in der Kneipe am Wochenende, denn die Restaurants und Bars dürfen zumindest an Sonn- und Feiertagen weiterhin bis 19 Uhr geöffnet haben.
Gastro-Branche empört über Sperrstunde
Der Bundesrat würge der Gastrobranche mit seinen neusten Entscheiden die Luft ab, heisst es seitens des Verbands Gastrosuisse. Der Beizenschluss um 19 Uhr komme einem generellen Lockdown gleich und sei ein «Tod auf Raten» für viele Betriebe, sagte Präsident Casimir Platzer am Freitag vor den Medien. Der Bundesrat würdige in keiner Weise die grossen Bemühungen der Branche, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, sagte Platzer. Im Gegenteil. Schon nach ein paar wenigen Tagen «übersteuere» er die Verschärfungsentscheide einiger Kantone von anfangs Woche bereits wieder. Das Vorgehen sei planlos und unglaubwürdig, «ein komplettes Chaos zwischen kantonalen und Bundesvorgaben».
Darf ich noch ins Fitness-Studio?
Ja, aber auch die Fitness-Studios müssen wie alle anderen Sportanlagen von 19 bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen geschlossen bleiben. Ausnahme sind Anlagen im freien Gelände. Dazu gehören etwa Skigebiete und der Reitsport. Zudem dürfen Anlagen in Hotels für Hotelgäste weiter geöffnet bleiben. Statt ein Hotelzimmer zu buchen, lohnt sich da aber vielleicht eher die Investition in ein Fitness-Gerät für zuhause. Oder man nutzt die Mittagspause für einen Abstecher ins Gym.
Kann ich am Sonntag skifahren gehen?
Ja, das ist möglich. Die Skigebiete dürfen auch am Sonntag offen bleiben. Da sie typischerweise um 17 Uhr schliessen, ist die Sperrstunde kein Thema und man kann in den Destinationen auch am Wochenende die Restaurants besuchen. Allerdings müssen Gäste vor den Restaurants warten, bis sie einen Platz bekommen. Zudem findet klassischer Après Ski nicht mehr statt, da nur noch im Sitzen konsumiert werden darf.
Berno Stoffel, Direktor von Seilbahnen Schweiz, empfiehlt zudem, ab dem 22. Dezember auf der Website des Skigebiets zu prüfen, ob die Destination tatsächlich geöffnet hat. Der Kanton muss bis dann den einzelnen Gebieten eine Bewilligung für ihr Schutzkonzept erteilt haben, sonst bleiben sie allenfalls geschlossen.
Darf ich meine Freunde treffen?
Ja. Zwar gilt ein Veranstaltungsverbot, davon sind allerdings Veranstaltungen im Familien- und Freundeskreis ausgenommen. Auch religiöse und politische Veranstaltungen mit bis zu 50 Personen sind weiterhin erlaubt. Allerdings gelten auch für private Treffen Regeln: Wie bisher dürfen sich nur 10 Personen auf einmal treffen – inklusive Kinder. Der Bundesrat empfiehlt zudem dringend, Treffen im Privaten auf zwei Haushalte zu beschränken. Dieser letzte Punkt ist allerdings lediglich eine Empfehlung und keine Regel.
Gilt die Sperrstunde überall in der Schweiz und immer?
Nein. Einzelne Kantone können eine Ausnahme beschliessen. Wenn die Lage in einem Kanton gut genug ist, kann die Sperrstunde auf 23 Uhr ausgeweitet werden. Die Verlängerung der Öffnungszeiten muss aber vom Kanton offiziell beschlossen werden. Bisher erfüllen nur die Kantone Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Obwalden, Waadt und Wallis die Kriterien des Bunds, nach denen eine Ausweitung der Sperrstunde möglich wäre. Wenn einer dieser Kantone nun tatsächlich die Verlängerung der Öffnungszeiten beschliesst, wäre es für Leute nahe der Kantonsgrenze natürlich auch eine Option, für Feierabendeinkäufe oder dergleichen kurz über die Grenze zu gehen.