Die «Diablo»-Liga«Wochenlang von Kaffee und Nikotin ernährt»
Die Uhr tickt: Am 15. Mai erscheint «Diablo 3». Der teuflische Spass wird Spieler Monate ihres Lebens kosten. Das war bereits früher so, wie echte Fans verraten.
Ich soll also etwas über «Diablo 3» schreiben. Das Übergame der Saison. Den schillernden Stern, der Hardcore-Zocker zum Hyperventilieren bringt, bevor er am Gamehimmel erschienen ist? Dabei habe ich zu Dungeon Crawlern – Spielen, in denen man mit seinem Helden aus Sicht von oben endlose, dunkle Verliese durchstreift – eine ähnliche Beziehung wie zum Häkeln einer Tischdecke. Null.
Lassen wir deshalb nicht den Gameprofi zu Wort kommen, sondern diejenigen, die von der Materie am meisten verstehen: die Hardcore-Fans, die vor über zehn Jahren mit «Diablo 2» während Stunden und Tagen das Hirn weichzockten. Zu diesen gehört der 32-jährige Marco Cicolini. Als er sich in «Diablo 2» verlor, war er 20 Jahre alt.
Marco, was hat dich damals zum angefressenen «Diablo 2»-Spieler gemacht?
Marco: «Diablo 2» hatte eine sehr gute Mischung aus Action- und Sammelelementen. Ich wollte immer besser werden, nur noch kurz dieses Level beenden, nur noch schnell jene Truhe öffnen und schon war die halbe Nacht vorbei.
Wie lange hast du jeweils gespielt?
Ich erinnere mich daran, einmal mit zwei Kollegen etwa 18 Stunden am Stück gespielt zu haben. Danach siehst du, hörst du und denkst du nur noch in «Diablo 2».
Welcher Menschentyp spielt «Diablo»?
Vor allem Jäger und Sammler bleiben dabei, selbst wenn sie das Spiel bereits x Male durchgespielt haben.
Was ist dein Eindruck von der Beta-Version von «Diablo 3»?
Die Umsetzung am PC scheint mir etwas holprig in der Steuerung und der Bedienung. Man hatte zudem sehr wenige Freiheiten zur Entwicklung der Figur.
Gemischte Gefühle
Die Beta-Version von «Diablo 3» ebenfalls unter die Lupe genommen hat der Videocrack von 20 Minuten Online, Philipp Rüegg. Er gehört zu den Hardcore-«Rushern» der Gamegilde – er spielt Games im Hochgeschwindigkeitstempo durch. Rüegg wird einer der Spieler sein, die sich am 24-Stunden-«Diablo 3»-Marathon von 20 Minuten Online an den Rand des Verstandes spielen.
Philipp, wie lautet dein erstes Fazit?
Philipp: Ich finde die Grafik auf den ersten Blick ein wenig enttäuschend, sie ist viel zu verwaschen. Dafür enthält sie viel Liebe zum Detail und schöne Levels, Gegner und Animationen. Spielerisch hat es mich zu Beginn echt kalt gelassen.
Wieso hat es dich nicht gepackt?
Ich habe den Eindruck, dass das Hack'n'Slay seinen Zenit überschritten hat. Stundenlanges Geklicke bis man mal einen neuen Angriff bekommt, scheint mir nicht mehr zeitgemäss. Andererseits kommt das «Diablo»-Feeling schnell wieder auf, nur schon wegen den Soundeffekten. Und Blizzard hat eigentlich noch nie ein schlechtes Spiel gemacht.
«Wochen meines Lebens gekostet»
Zurück in die Vergangenheit - noch ist nicht klar, was am Durchstreifen von Verliessen so spannend sein soll. Der Mann der Stunde ist Aurel Stevens, auf der 20 Minuten-Online-Redaktion nennt man ihn die «Enzyklopädie des Bösen»: Er gehörte vor 12 Jahren zur Topliga der «Diablo 2»-Spieler.
Aurel, was macht «Diablo» so faszinierend?
Man konnte das Spiel auf verschiedene Arten zocken: als Teamplayer in einer Gilde, als Soloplayer, der immer dem besten Items hinterherjagt, oder als Playerkiller, der einen möglichst schlechten Ruf erreichen oder gefürchtet werden will. Ich glaube, die Faszination der Diablo-Serie geht hauptsächlich auf das Befriedigen des Jäger- und Sammlertriebes zurück.
Du hast «Diablo 2» sicher mehrere Male durchgespielt. Wie lange warst du dabei?
Aurel: Machst du Witze? Ich war eine ganze Weile unter den Top Ten der Hardcore-Amazonen auf dem EU-Server. Gespielt habe ich bis zu 16 Stunden pro Tag. Und dies während Tagen. Ernährt habe ich mich von Tomatensuppe, Brot, Kaffee und Nikotin. «Diablo 2» hat mich Wochen meines Lebens gekostet.
Teufel auch.
Am 15. Mai erscheint «Diablo 3». Endlich. Zur Feier des Tages sperren sich vier 20-Minuten-Onliner ins Büro des Chefs ein und zocken den Titel 24 Stunden lang – vor unseren Live-Kameras.
Die dämonische Reihe
Erstmals erschienen ist das Action-Rollenspiel «Diablo» für PCs und Mac 1996. Bereits die erste Version wurde vom «World of Warcraft»-Studio Blizzard entwickelt. Vier Jahre später, im Jahr 2000, erschien der Nachfolger «Diablo 2» und schuff sich eine immense Fangemeinde. Diese musste dann allerdings über zehn Jahre auf ein weiteres «Diablo»-Spiel. Um so mehr wuchs die Erwartung und der Hype ums Game. Am 15. Mai ist es soweit und «Diablo»-Fans können sich mit dem dritten Teil die Nächte um die Ohren schlagen. Das Spiele erscheint zunächst für PC und Mac. Später im laufenden Jahr sollen die Konsolenversionen für PS3 und Xbox 360 erscheinen.