Kanton GraubündenWölfe illegal beschossen – «das ist nur die Spitze des Eisbergs»
Bei der Kantonspolizei Graubünden wurden zwei Anzeigen gegen unbekannt eingereicht. Zwei Wölfe wurden illegal mit Schrot beschossen. Ein Wolfsexperte hegt einen Verdacht auf «systematische Wilderei» in Graubünden.
Darum gehts
Zwei Wölfe wurden im Kanton Graubünden mit Schrot beschossen.
Nun wurde bei der Kantonspolizei Graubünden eine Anzeige gegen Unbekannt eingereicht.
Ein Wolfsexperte vermutet, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelt.
In einem Bericht versucht der Experte die Wilderei im Kanton Graubünden aufzudecken.
Kommissar Zufall
Die beiden Fälle wurden per Zufall entdeckt. Das Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit Bern untersuchte wie gewohnt die Kadaver von zwei Wölfen – diese wurden vergangenen Herbst legal erlegt. Die Untersuchungen zeigten, dass jemand bereits zuvor auf die Tiere geschossen hatte. Es wurden Rückstände von Schrot entdeckt. Deshalb hat das Amt für Jagd und Fischerei jetzt zwei Anzeigen gegen Unbekannt eingereicht. Die Ermittlungen der Kantonspolizei Graubünden laufen.
Dieser Fall ist nicht der erste – in den letzten zehn Jahren hat das kantonale Jagdamt insgesamt fünf Fälle von illegalen Wolfsabschüssen oder -beschüssen dokumentiert, wie die Südostschweiz schreibt (Bezahlartikel). Auch dem Wolfsexperten Peter Dettling sind neben den zwei bestätigten Fällen zwei weitere von versuchter Wilderei, gemeint das illegale Töten von geschützten Tieren, bekannt. Darüber hinaus vermutet der Experte, dass diese Fälle nur die «Spitze des Eisbergs» sind.
Eltern gesund – trotzdem kein Nachwuchs?
Aus einer Recherche von Dettling geht der Verdacht von «massiver Wilderei in der Surselva» hervor. Ein Hinweis dafür ist laut dem Experten, dass in den letzten Jahren wiederholt ganze Würfe bei vier heimischen Wolfsrudeln gefehlt haben. Und dies «obwohl die Elterntiere anwesend und gesund waren.»
Das Ausbleiben von Nachwuchs könne auch auf andere Ursachen, wie zum Beispiel Krankheit oder der plötzliche Tod der Wolfsmutter zurückgeführt werden. «In den erwähnten Fällen kann dies ausgeschlossen werden. Die einzige logische Erklärung für das Fehlen der Welpen ist systematische Wilderei», so Dettling auf Anfrage von 20 Minuten. Ausserdem gibt es Funde von verbotenen Fallen, sogenannte Eisenteller, die für die Wölfe aufgestellt worden sind.
Wölfe durch Sabotageakte anlocken
Doch damit nicht genug. Bei der Recherche stellte der Experte Folgendes fest: «Nebst potenziellen Wilderern sind auch Saboteure am Werk», schreibt Dettling. So wurde beispielsweise im Mai in der Nähe von Vrin GR laut Dettling ein totes Schaf ausgelegt, um Wölfe anzulocken. Weiter erzählt er von einem Fall bei dem ein Gamsstotzen hinter einen Zaun, wo Ziegen gehalten werden, hineingeworfen wurde.
«Das Ziel dieser Aktion war, Wölfe an die Ziegenherde anzulocken, in der Hoffnung, es gäbe Risse»
Die Folge davon wären Medienberichte, erhöhter politischer Druck und legale Wolfsabschüsse. Abschliessend fordert Dettling vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden: «Genauere Untersuchungen beim wiederholten Fehlen von ganzen Würfen und das Publizieren von Fällen der versuchten Wilderei.»
Du weisst von einem Tier in Not?
Hier findest du Hilfe:
Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)
Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)
Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen)
Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist
Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen
GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)
Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00
Tierquälerei:
Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)
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