WohnungsmarktWas spricht für Volksinitiative gegen hohe Mieten – und was dagegen?
Eine Initiative des Mieterinnen- und Mieterverbands soll für tiefere Mieten sorgen. Doch funktioniert das wirklich?
Mietinitiative: Darum gehts
Der Mieterinnen- und Mieterverband will die Mietpreisexplosion mit einer Volksinitiative stoppen.
Das werde so nicht funktionieren, sagt der Hauseigentümerverband.
Im Gegenteil: Die Initiative werde wohl für noch höhere Mieten sorgen.
Die Wohnungsmieten steigen und steigen. Das zeigt etwa ein Blick auf die Angebotsmieten in den Kantonen Zug und Schaffhausen, die in den letzten sechs Monaten um weitere 5,6 Prozent rauf sind. Nun will der Mieterinnen- und Mieterverband den Preisanstieg mit einer Volksinitiative stoppen. Doch funktioniert das? Der Hauseigentümerverband befürchtet, dass die Initiative genau das Gegenteil bewirkt und die Mieten verteuert.
Initiative gegen hohe Mieten – was hältst du davon?
Das soll die Initiative erreichen
«Wir wollen endlich die überhöhten Renditen herunterbringen, welche die Mieter heute jedes Jahr Milliarden kosten», sagt Michael Töngi, Vizepräsident des Verbandes und Nationalrat der Grünen. Erreichen will das der Verband mit regelmässigen Kontrollen der Mietzinsen. Die Initiative will zudem das Prinzip der Kostenmiete einführen.
Massnahme 1: Kostenmieten statt Marktmieten
Die Vermieterinnen und Vermieter sollen nur noch tatsächliche Kosten auf den Mietzins überwälzen können. Die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer könnten die Mieten so nicht mehr einfach mit Verweis auf die Orts- oder Quartierüblichkeit erhöhen.
So stark steigen die Mieten
Auch im ersten Halbjahr 2024 gabs im Wohnungsmarkt laut Homegate keine Verschnaufpause bei den Angebotsmieten: Schweizweit sind sie gegenüber Dezember um 2,6 Prozent gestiegen, mit kantonalen Spitzen von plus 5,6 Prozent in Zug und Schaffhausen. Ein Ende der Hausse zeichne sich nicht ab, schreibt der Immobilienmarktplatz.
Massnahme 2: Regelmässige Mietzinskontrollen
Neu soll es automatische Mietzinskontrollen geben, sodass die Mietparteien dafür nicht mehr zu den Behörden müssen. Das aktuelle System funktioniere nicht, sagt Töngi, viele Mieterinnen und Mieter getrauten sich gar nicht, gegen zu hohe Mieten vorzugehen.
Streitfälle um Mieten nehmen zu
Gemäss dem Berner Forschungsinstitut Bass haben die Menschen in der Schweiz zwischen 2006 und 2021 wegen zu hoher Mieten rund 78 Milliarden Franken zu viel bezahlt. So kommt es auch zu mehr Streitfällen bei den Behörden: Laut Bundesamt für Wohnungswesen gab es im zweiten Halbjahr 2023 einen Anstieg um 46 Prozent. In Zürich seien Ende Juni 1659 Verfahren pendent gewesen, schreibt die «NZZ am Sonntag», normalerweise seien es bloss rund 500.
Hauseigentümerverband lehnt Rendite-Prüfung ab
Nichts von der Initiative hält der Hauseigentümerverband (HEV). Er sagt auf Anfrage, die Orts- und Quartierüblichkeit stelle sicher, dass die Mieten im Rahmen des ortsüblichen Preisniveaus seien. Gerade bei Altbauten sei eine Renditeprüfung nicht sinnvoll, da sich die Finanzierungs- und Kostenstruktur von Neubauten unterscheide. Zudem machten die Altbauten einen grossen Teil der Mietobjekte in der Schweiz aus.
Staatliche Kontrolle sei unverhältnismässig
«Es gibt keine Evidenz dafür, dass eine staatliche Kontrolle der Mietzinsen besser funktioniert als das aktuelle System», so der Verband. Die Mieten in der Schweiz hätten sich zwischen 1942 und 1966 trotz staatlicher Kontrollen verdoppelt. Und im Mietrecht gebe es mehrere Vorgaben gegen missbräuchliche Mieten und einen gut ausgebauten Mieterschutz.

Die Mieten in der Schweiz hätten sich zwischen 1942 und 1966 trotz staatlicher Kontrollen verdoppelt, sagt der Hauseigentümerverband.
20min/Ela ÇelikDie Durchschnittsmiete in der Schweiz liege für neue und alte Wohnungen laut Bundesamt für Statistik bei 1412 Franken, seit 2000 bräuchten die Mieterinnen und Mieter in der Schweiz rund 14 bis 18 Prozent des Bruttoeinkommens für die Miete. «Angesichts all dieser Fakten wäre eine staatliche Rendite- und Mietzinskontrolle unverhältnismässig», so der Verband.
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