Veloweg-Streit: Berner Bauern wehren sich gegen neue Route

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Worblental BEGeplanter Veloweg über ihr Land sorgt bei Bauern für Ärger

Der Kanton Bern plant eine neue Veloroute durch das Worblental. Bauern wehren sich gegen den geplanten Verlauf über ihr Land – und fürchten um die Natur.

Eine neue Veloroute soll das Velofahren zwischen Deisswil BE und Worb BE sicherer und attraktiver machen. (Symbolbild)
Doch ein Teil der Strecke soll über Kulturland führen. Einige betroffene Bauern befürchten Konflikte zwischen Landwirtschaftsverkehr und den Velofahrern. (Symbolbild)
Besonders an der Ringstrasse beim Bahnhof Stettlen sei es nicht möglich, eine sichere Verkehrsführung für Velofahrer zu gewährleisten.
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Eine neue Veloroute soll das Velofahren zwischen Deisswil BE und Worb BE sicherer und attraktiver machen. (Symbolbild)

Tamedia/Doris Fanconi

Darum gehts

  • Der Kanton Bern plant eine neue Veloroute durch das Berner Worblental.

  • Ein Teil der Strecke verläuft über Landwirtschaftsland.

  • Das könne zu Konflikten zwischen Velofahrern und Traktoren führen, kritisieren betroffene Landwirte.

  • Auch der Umstand, dass zum Teil Feldwege asphaltiert werden, sorgt für Unmut.

  • Der Kanton setzt auf gegenseitige Rücksichtnahme der Velowegbenutzer.

Der Kanton Bern plant eine neue Veloroute durchs Worblental zwischen den Gemeinden Deisswil und Worb. Ein Teil der neu geplanten Strecke soll quer über Landwirtschaftsland führen, was bei manchen betroffenen Bauern auf Widerstand stösst, wie Bern Ost berichtet.

Die neue Strecke soll das Velofahren zwischen diesen Ortschaften sicherer und attraktiver machen, geht aus einem Bericht vom Kanton Bern hervor.

Bevölkerung wurde nach Meinung gefragt

Im Jahr 2023 legte der Kanton drei Routenvorschläge zur öffentlichen Mitwirkung vor. Bei dieser Mitwirkung konnten Privatpersonen ihre Präferenzen zur bevorzugten Routenführung über einen Online-Fragebogen oder per Mail mitteilen.

Die meisten Stimmen erhielt laut Bern Ost die sogenannte «Variante Süd», also der bereits bestehende Veloweg. Dennoch entschied sich der Kanton für die «Variante Mitte», da sie kürzer und flacher verläuft und näher an den Siedlungen liegt.

«Halber Hektar Land geht verloren»

Bei der vom Kanton ausgewählten «Variante Mitte» verläuft ein Teil der Strecke durch Landwirtschaftsland. «Da ginge ein halber Hektar Land verloren. Um die Felder zu bewirtschaften, müsste man mit dem Traktor über den Radweg fahren. Die Radfahrer hätten daran wohl keine Freude», sagt Bauer Peter Baumgartner, dem in Stettlen ein Teil des betroffenen Kulturlandes gehört.

Ein Flurweg über ein Feld, der bei Spaziergängern beliebt ist, soll nun für Velofahrer asphaltiert werden.(Symbolbild)

Ein Flurweg über ein Feld, der bei Spaziergängern beliebt ist, soll nun für Velofahrer asphaltiert werden.(Symbolbild)

IMAGO/CHROMORANGE

Ein weiterer Abschnitt der Strecke führt über einen bestehenden Flurweg, der derzeit von vielen Spaziergängern genutzt wird. Hier soll ein drei Meter breiter Veloweg asphaltiert werden. Einer der betroffenen Landwirte, Bendicht Grunder von der Nesselbank, warnt: «Damit würden die Fussgänger verdrängt. Sie werden dann am Bach entlang gehen. Dort werden wiederum Wasservögel beim Brüten gestört.»

«Es geht um die letzten Freiflächen»

Zwar erhalten die betroffenen Landwirte eine einmalige Entschädigung von sechs Franken pro Quadratmeter, doch für die Kritiker ist das zweitrangig: «Wichtiger sind die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und die landwirtschaftliche Nutzung», meint einer der Bauern.

«Es geht um die letzten Freiflächen, einmal zugebaut, kann man das nie mehr der Natur zuführen», sagt Grunder.

Kanton ist sich dem Konfliktpotenzial bewusst

«Die öffentliche Mitwirkung ist eine Umfrage des Meinungsbildes in der Bevölkerung – der endgültige Entscheid basiert auf einer differenzierten Abwägung verschiedener Aspekte, nicht nur auf Zahlen», antwortet Bruno Krähenbühl von der Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern auf die Frage von 20 Minuten, warum trotz der Mitwirkungsergebnisse die «Variante Mitte» gewählt wurde.

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Man stehe mit den betroffenen Bauern seit längerem im Austausch und sei sich des Konfliktpotenzials bewusst: «Wir nehmen es ernst und setzen auf gegenseitige Rücksichtnahme.» Tempo, Haltung und Art der Begegnung aller Benutzer auf dem Veloweg würden eine wichtige Rolle spielen. «Der Kanton möchte seinen Beitrag leisten und die richtigen Massnahmen treffen, um das Gelingen möglichst konfliktfrei zu unterstützen.»

Die neue Veloroute soll frühestens im Jahr 2027 gebaut werden.

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