WWF-StudieHeizungen und E-Autos: Diese Kantone verlieren im Klima-Ranking
Die Schweiz hat sich den Pariser Klimazielen verpflichtet. Doch keiner der 26 Kantone ist bisher wirklich auf Kurs, zeigt eine Analyse des WWF. Allerdings werden die Kantone auch gerügt, wenn ihre Gesetze «wenig fortschrittlich» sind.
Darum gehts
Die Schweiz muss ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent gegenüber 1990 senken, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.
Eine WWF-Analyse zeigt: Kein Schweizer Kanton ist auf einem 1,5-Grad-Pfad, trotz Fortschritten seit 2019.
Am besten schneidet der Kanton Basel-Stadt im Klimaschutz-Ranking ab.
Am schlechtesten seien der Aargau, Appenzell Innerrhoden und Nidwalden unterwegs.
Landesweit Handlungsbedarf bestehe weiterhin bei Gebäudesanierungen und E-Mobilität.
Die Schweiz hat sich verpflichtet, die Ziele im Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Somit muss sie bis 2030 eine 50-prozentige Reduktion der CO2-Emissionen gegenüber 1990 erreichen.
Die Umweltschutzorganisation WWF hat alle 26 Kantone hinsichtlich Klimaschutz und Energiepolitik näher untersucht und dabei festgestellt: Seit dem letzten Ranking 2019 wurden zwar Fortschritte gemacht – doch noch immer ist keiner der Kantone auf dem 1,5-Grad-Pfad. Am besten schneidet der Kanton Basel-Stadt ab.
So schneiden die Kantone ab
Die Analyse wurde pro Handlungsfeld durchgeführt. Für eine Gesamteinschätzung mussten die einzelnen Indikatoren zusammengeführt werden. Die Resultate werden in einer Skala von eins bis fünf – also von keinen oder schlechten Massnahmen bis zu mit Netto-Null kompatiblen Massnahmen, eingestuft.
Die besten Kantone nach Handlungsfeld
Netto-Null-Ziel
Vorreiter ist Basel-Stadt, der sich das Ziel gesetzt hat, ab 2037 Netto-Null-Emissionen auszustossen.
Effizienz Gebäude
Der Kanton Genf hat eine Sanierungspflicht eingeführt: Ineffiziente Gebäude mit einem Wärmeverbrauch über einem festgelegten Wert müssen saniert und der Wärmeverbrauch gesenkt werden. Dieser Wert wird periodisch angehoben.
Erneuerbare Wärme
Werden im Kanton Zürich Heizungen in bestehenden Gebäuden ausgetauscht, müssen erneuerbare Alternativen, etwa Wärmepumpen, eingesetzt werden.
Erneuerbarer Energie
Die Kantone Uri und Wallis sind die ersten, die Vorgaben für die Eigenstromerzeugung bei Dachsanierungen vorsehen. Wird das Dach eines Gebäudes saniert, muss es mit einer Photovoltaik- oder einer Solarthermieanlage ausgerüstet werden.
Elektromobilität
Der Kanton Neuenburg hat die Pflicht eingeführt, bei Neubauten 40 Prozent der Parkplätze mit einer Ladestation auszustatten. Zum Vergleich: In Frankreich ist ein Anteil von 75 Prozent vorgeschrieben, in Italien bei Nichtwohngebäuden 100 Prozent.
Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung
In den Kantonen Nidwalden, Schwyz, Jura, Basel-Stadt und Uri beträgt der Anteil erneuerbarer Heizungen am gesamten Gebäudebestand der öffentlichen Verwaltung bereits über 80 Prozent.
Drei Kantone auf dem letzten Platz
Am anderen Ende der Skala teilen sich drei Kantone den letzten Platz: Aargau, Appenzell-Innerrhoden und Nidwalden. Nur dank Aufrundung kamen sie überhaupt auf eine Note 2 im Ranking des WWF. Die Organisation schreibt dazu: «Auch diese Kantone haben Minimalanforderungen umgesetzt, weisen jedoch kaum Ziele oder Massnahmen auf, die aus heutiger Sicht als fortschrittlich gelten.»
Die betroffenen Kantone zeigen sich teils einsichtig, wie sie auf Anfrage von 20 Minuten sagen. So sagt beispielsweise Nidwalden, dass dem Kanton «der Handlungsbedarf bewusst» ist. Man sei bereits dabei, eine «Klimastrategie» zu erarbeiten, welche um die Jahreswende verabschiedet werden soll.
Der Kanton Aargau erklärt sein schlechtes Abschneiden mit dem vom Volk abgelehnten kantonalen Energiegesetz im Jahr 2020. Erst im Juni dieses Jahres nahm das Volk andererseits aber sogar einen «Klimaparagrafen» in die Verfassung auf. Zudem findet der Kanton, dass die E-Mobilität zum Beispiel auch ohne staatliche Förderung schon auf mindestens durchschnittlichem Weg sei, was für die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger spreche.
Auch Appenzell-Innerrhoden verweist darauf, dass man erst kürzlich eine neue Energie- und Klimastrategie in Kraft gesetzt habe. Man analysiere derzeit die WWF-Studie und werde dann beim nächsten Rating 2029 sehen, «was für eine Wirkung die Strategie auf das Kantonsrating hat».
Grosser Handlungsbedarf bei Gebäudesanierungen
Die Kantone spielten für den Klimaschutz eine zentrale Rolle, schreibt der WWF. Vor allem im Gebäudebereich entschieden sie selbstständig, dieser sei für 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und knapp einem Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich.
«Es ist sehr erfreulich, dass etliche Kantone in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte machen konnten», sagt WWF-Energieexperte Leandro De Angelis. Vor allem beim Austausch alter Heizungen durch klimafreundlichere Alternativen habe sich viel getan.
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