Expertise angezweifelt: Yaël Meier referiert an Universität St. Gallen und erntet Shitstorm 

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Expertise angezweifeltYaël Meier referiert an Universität St. Gallen und erntet Shitstorm

Die «Gen Z»-Autorin und Jungunternehmerin wurde nach ihrem Auftritt an der Uni in St. Gallen scharf kritisiert. Sie sei überheblich und unqualifiziert, heisst es.  

«Als junge Frau in der Wirtschaft kann ich mir Bescheidenheit nicht leisten», Yaël Meier strotzt vor Selbstbewusstsein. 
Ihr Beitrag auf Linkedin, den sie über ihren Vortrag an der HSG verfasst hat, wurde rege kommentiert. Nicht immer positiv. 
Die 22-Jährige kann gut mit konstruktiver Kritik umgehen, wie sie gegenüber 20 Minuten sagt. Mühe hat sie, wenn es zu persönlich wird. 
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«Als junge Frau in der Wirtschaft kann ich mir Bescheidenheit nicht leisten», Yaël Meier strotzt vor Selbstbewusstsein. 

Linkedin/Yäel Meier 

Darum gehts

Stolz und selbstbewusst steht Yaël Meier (22) vor der Universität St. Gallen. Passend zu den Farben der Uni posiert sie in weissen Turnschuhen und einem grünen Zweiteiler. Das Foto teilte die Unternehmerin und Autorin auf Linkedin. Dazu schreibt sie: «Ich bin 22 Jahre alt und habe keinen Abschluss. Trotzdem unterrichte ich an der besten Wirtschaftsuniversität der Welt. Die HSG hat mich eingeladen, eine Vorlesung zum Metaverse zu geben.» 

Ein Statement, das einigen Personen auf Linkedin offenbar sauer aufstösst. Einige bemängeln die fehlende Bescheidenheit der jungen Co-Funderin der Agentur ZEAM. Es sei zudem «übertrieben, in welchem selbstvermarktenden Ton» sie sich anpreise. Ein Student der Goethe-Universität in Frankfurt schreibt: «Also, dass die HSG die beste Wirtschaftsuni der Welt ist, ist kein Fakt. Sie ist auf jeden Fall sehr gut, aber nicht die beste der Welt.» Weiter wird Meiers Erfahrung und Expertise angezweifelt. 

«Man muss doch über seine Erfolge sprechen können» 

«Wenn man sich so öffentlich exponiert, kommen halt auch mal negative Kommentare», so Meier auf Anfrage gegenüber 20 Minuten. «Zum Teil ist das schon nicht ganz einfach, gerade wenn die Bemerkungen persönlich sind und nichts mit konstruktiver Kritik zu tun haben.» Trotzdem lasse sie sich davon nicht entmutigen. «Man muss doch über seine Erfolge sprechen können.» 

Sie selbst sei sehr zufrieden mit sich und gönne es anderen, wenn sie erfolgreich sind. Auch auf der Social-Media-App Jodel sammelten sich einige Kommentare, in denen scharf gegen die 22-Jährige geschossen wird. Ein User schrieb: «Die durfte bei einem Gastvortrag dabei sein und war nicht mal zwei Stunden im Zimmer.» Meier kontert: «Das war ein Masterseminar und ich habe Inputs im Bereich Metaverse zum Thema Omnichannel-Management gegeben.» Gemeint ist hier das Planen, Steuern und Kontrollieren von Vertriebskanälen und Kundenkontaktpunkten. 

Wie die Universität St. Gallen auf Anfrage präzisiert, dauerte Meiers Referat 45 Minuten. «Sie hat keinen Lehrauftrag an der HSG», so Herwig Dämon vom Ressort Kommunikation. Ganz grundsätzlich falle die Einladung von Gastvortragenden in die universitäre Freiheit von Lehre und Forschung. Im Vordergrund stehe dabei unter anderem auch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen, Praxiserfahrungen und Persönlichkeiten. «Dass Vortragende oder deren Vortragsinhalte oder deren Posts zum Vortrag in sozialen Medien auch Kritik hervorrufen, muss man als Universität, die dem Diskurs verpflichtet ist, zur Kenntnis nehmen.» 

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Sprecherin der Generation Z

Eines ist sicher: Ein unbeschriebenes Blatt in der Berufswelt ist Yaël Meier nicht. 2020 hat die Mutter eines eineinhalbjährigen Sohnes gemeinsam mit Lebenspartner Jo Dietrich (23) die Agentur ZEAM gegründet. Das Ziel des Unternehmens ist es, Firmen dabei zu helfen, die Generation Z zu erreichen. Dazu ist Meier Schauspielerin und freie Journalistin. 

Meier gilt als Sprecherin ihrer Generation und hat das Buch «Gen Z» verfasst. Von Forbes wurde sie im November auf die Liste «30 under 30» gewählt und von Linkedin zu einer der Top-Voices 2020 aus dem deutschsprachigen Raum. 

Ein paar Tage nach dem Shitstorm auf Linkedin und Jodel postet Meier erneut und trotz Kritik nicht weniger selbstsicher: «Als junge Frau in der Wirtschaft kann ich mir Bescheidenheit nicht leisten. Aber wenn ich meine Erfolge kommuniziere, wird mir gesagt: ‹Sei nicht so überheblich. Das ist nur, weil du eine hübsche Frau bist, tu nicht so, wie es die Männer immer gemacht haben, und behalte das für dich.› Was sie nicht verstehen: Ich muss mich immer einmal mehr beweisen. Immer einmal mehr sagen, was ich kann. Weil es mir sonst nicht zugestanden wird.»

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