WeltklasseDas haben unsere Nati-Goalies mit Federer und Odermatt gemeinsam
Seit Jahren bringt die Schweiz immer wieder Torhüter mit dem Prädikat Weltklasse raus. Was macht die Schweiz zur Goalie-Goldgrube? Ein Erklärungsversuch.
Darum gehts
Seit Jahren gibt es viele Top-Goalies aus der Schweiz.
Yann Sommer, Gregor Kobel, Jonas Omlin – um nur einige zu nennen.
Wir haben mit Sportpsychologe Kyle Varley über mögliche Gründe gesprochen.
Seit Jahren hütet Yann Sommer das Tor der Schweizer Nati, gehörte über lange Zeit zu den Besten seines Fachs in der Bundesliga. Seit seinem Wechsel zu Inter Mailand liegen ihm die italienischen Fans zu Füssen. Wenn der 35-Jährige irgendwann seine Goalie-Handschuhe an den Nagel hängen wird, steht mit Gregor Kobel sein Nachfolger in der Nati schon bereit.
Der Zürcher steht beim BVB zwischen den Pfosten und wird mit einem Wechsel zu Top-Clubs wie Bayern oder Chelsea in Verbindung gebracht. Aber auch in anderen Sportarten gehören Schweizer Goalies zu den Besten ihrer Zunft. Da wäre zum Beispiel Nikola Portner, der in diesem Jahr zum zweiten Mal die Handball-Champions-League gewann und sich zweifacher Club-Weltmeister nennen darf.
Auch bei den Frauen gehören Schweizer Goalies zu den Weltbesten. Unihockey-Goalie Lara Heini verdient ihr Geld in der schwedischen Liga, die als die beste der Welt gilt. Bei der WM in Singapur wurde die 29-Jährige trotz des enttäuschenden vierten Rangs ins «Team of the tournament» gewählt. Doch was macht die Schweiz zu einem Goalie-Land? Darüber haben wir mit Sportpsychologe Kyle Varley gesprochen.
Wer ist für dich der beste Schweizer Goalie?
Goalies sind Einzelsportler
«Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen sowie ein sehr guter Umgang mit den eigenen Fehlern sind typische Eigenschaften, die bei Torhütern viel mehr herausstechen als bei Mannschaftssportlern», erklärt der Sportpsychologe. Ein Goalie gehöre zwar als ein wichtiger Teil zu einer Mannschaft, denke aber eher wie ein Einzelsportler. «Seine Leistungen, seine Aktionen sowie seine Fehler können grosse Auswirkungen auf das Resultat haben.» Hier sieht Varley Schweizer Goalies im Vorteil.
«Zu den typischen Schweizer Tugenden gehören Disziplin, Verantwortungsbewusstsein und eine gewisse Arbeitskultur. Bei Goalies kommen diese Merkmale noch viel eher zum Tragen als beim Mannschaftssportler.» Wenn man die Schweiz im internationalen Vergleich betrachte, falle auf, dass Schweizer Einzelsportler extrem erfolgreich seien. «Sei es Roger Federer, Marco Odermatt, Simon Ammann oder auch Lara Gut-Behrami. In jedem Einzelsport, der in der Schweiz ausgeübt wird, sind Schweizer Athletinnen und Athleten erfolgreich.»
Daraus könne man auch ableiten, wieso die Schweiz in Mannschaftssportarten keine grossen internationalen Titel gewinne. «In der jüngeren Vergangenheit erinnere ich mich nur an die U-17-Weltmeister. An der Hockey-WM wurde die Schweiz zwar Zweiter, habe aber auch nicht gewonnen.» Da seien andere Eigenschaften wichtig, die auf andere Art und Weise trainiert werden können. Doch was können junge Schweizer Goalies unternehmen, sodass sie in die Fussstapfen ihrer Vorbilder treten können?
Weiterentwicklung Sache der Spieler
«Neben dem athletischen und sportspezifischen Talent ist die mentale Stärke enorm wichtig.» Die gute Nachricht sei aber, dass man in diesem Bereich extrem viel lernen könne. Goalie-Trainer spielten da eine wichtige Rolle. «Wenn du als junger Goalie die ganze Zeit eingetrichtert bekommst ‹du darfst keine Fehler machen›, ist das kontraproduktiv.»
Man solle Fehler vielmehr als Chance sehen, zu lernen und sich weiterzuentwickeln, erklärt Varley, der mit vielen Torhütern zusammenarbeitet. Trotz der hohen Zahl an internationalen Top-Keepern ist das Mental-Coaching noch Sache der Spieler.
«Die Clubs haben zwar eine Anlaufstelle für solche Sachen, wenn sich ein Spieler aber weiterentwickeln möchte, muss er das selbst in die Hand nehmen.» Anders sehe die Situation in Deutschland aus. «Dort gibt es bereits in der Akademie Sportpsychologen. Mit Zwölfjährigen spricht man natürlich anders über diese Thematik, aber sie kommen bereits früh damit in Kontakt.»
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