Yannik Zamboni lanciert Kollektion gegen sexuelle Gewalt

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Schweizer DesignerMit diesem Etikett will Yannik Zamboni die Modebranche aufrütteln

Yannik Zamboni will die Modeindustrie mit einer Kampagne gegen sexualisierte Gewalt aufrütteln. Die haben er und seine Freunde selber erlebt. 

Yannik Zamboni will mehr, als nur hübsche Kleidung machen. «Davon gibt es mehr als genug», so der Basler Designer. 
Deswegen lancierte er die Runway-Kollektion «DNA» und schafft mit seinen «Tags Against Crime» ein Bewusstsein für das Verhalten bei sexuellen Übergriffen. 
Auf den Etiketten der Kleidung heisst es: «Nicht waschen, wenn du sexuell misshandelt wurdest», denn damit wird DNA-Gut zerstört, das bei der Suche nach der Täterschaft helfen kann. 
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Yannik Zamboni will mehr, als nur hübsche Kleidung machen. «Davon gibt es mehr als genug», so der Basler Designer. 

 Cyrill Matter

Darum gehts

  • Yannik Zamboni hat ein sicheres Auftreten – trotzdem erlebte der Designer in jungen Jahren sexuelle Übergriffe. 

  • Nicht nur er, jede fünfte Frau muss in ihrem Leben mindestens einmal solche Erfahrungen machen.

  • Die Täterschaft wird in den meisten Fällen nicht verurteilt, weshalb der Basler eine Kollektion lanciert, die als Aufschrei gegen dieses Unrecht verstanden werden soll. 

Es sind die Zahlen, aber auch persönliche Geschichten, die Modedesigner Yannik Zamboni (37) haben aufhorchen lassen. Zwei Personen aus seinem Freundeskreis wurden vergewaltigt – und die Verantwortlichen danach nicht zur Rechenschaft gezogen. «Es macht mich so traurig, denn ich weiss, dass sehr viele aus Scham nicht darüber sprechen», so Zamboni zu 20 Minuten.

Offiziellen Statistiken zufolge erlebt jede fünfte Frau in ihrem Leben sexualisierte Gewalt. Doppelt so häufig werden Homosexuelle und Transgender Menschen mit Gewalt konfrontiert. Tendenziell sind cis Männer weniger betroffen. Allgemein ist aber die Dunkelziffer, so ist sich auch Zamboni sicher, bei weitem grösser.

Yannik Zamboni erlebte Übergriffe in Garderobe

Er selbst sei zwar von grösseren Verbrechen verschont geblieben, jedoch kommt es gerade in der Modebranche immer wieder zu Übergriffen. «Als ich damals als Model noch sehr neu im Metier war, wurde ich von Stylisten im Fittingroom begrapscht, da war ich ungefähr 21 Jahre alt», erzählt der Designer. Er habe dann aber direkt klargemacht, dass er die Berührung als unangemessen empfinde. Auch erlebte er schon, dass ihm Versprechungen gemacht wurden, er werde in der Branche weiterkommen, wenn er sich körperlich anbieten würde. Er habe sich dem allerdings stets entzogen.

«Ich hatte schon im jungen Alter ein grosses Selbstvertrauen, bin viel alleine gereist und herumgekommen, da lernt man schnell, stark aufzutreten.» Ihm selbst ist es ein grosses Anliegen, sensibel mit seinen Models umzugehen. «Ich frage immer zuerst, ob es in Ordnung ist, wenn ich da oder dort herumzupfe», so der Basler, der 2022 die Show «Making the Cut» mit Heidi Klum (50) gewonnen hat.

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DNA wird beim Waschen der Kleidung zerstört

Die Tatsache, dass es aber auch ausserhalb der Branche so viele Fälle von sexualisierter Gewalt gibt und nur ein Bruchteil davon angezeigt oder strafrechtlich verfolgt wird, liess ihn nicht los. Darum lancierte er «Tags Against Crime» – eine Kampagne zur Bewusstseinsschaffung über das Vorgehen im Falle eines Verbrechens.

Auf Kleidern finden sich haufenweise DNA-Spuren, wie Blut, Speichel, Hautschuppen oder Sperma. Das alles dient in Fällen von sexualisierter Gewalt dazu, die Täterschaft ausfindig zu machen. In den meisten Fällen wird das DNA-Gut jedoch beim Waschen der Kleidung zerstört. Darum findet sich bei seiner Runway-Kollektion «DNA», die er an der New Yorker Fashionweek präsentierte, auf jedem Etikett der Hinweis: «Nicht waschen, wenn du sexuell misshandelt wurdest.»

Die Show im New Yorker Nachtclub «The Box Soho» wurde von einer halbnackten Frau, die nur mit dem warnenden Waschetikett in Übergrösse bedeckt war, eröffnet. Provokation ist ein gutes Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen, das weiss auch Yannik Zamboni. Hierbei geht es ihm zufolge aber um etwas anderes: «Was mich richtig wütend macht, ist, wenn über sexualisierte Gewalt gesprochen wird und das Verhalten oder die Kleidung der betroffenen Person infrage gestellt wird. Als ob etwas davon rechtfertigen würde, dass einem so etwas widerfährt», so der Modemacher. «In meinen Augen ist das absolut lächerlich, denn Nacktheit bedeutet noch längst keine Zustimmung.»

Diversität beim Model-Cast

Getragen und präsentiert wurde seine Kollektion unter anderem auch von Topmodel Manuela Frey (26) und den GNTM-Gewinnerinnen 2023 und 2018, Vivien Blotzki (22) und Toni Dreher-Adenuga (23). Diversität ist Zamboni ein grosses Anliegen. Zwei seiner Models tragen Prothesen, eine der Frauen, das Schweizer Model Carmen Meier-Meister, ist 72 Jahre alt.

«Für mich war immer klar, dass ich mit Mode eine Plattform und eine Stimme habe, die wahrgenommen wird. Darum will ich mehr als einfach hübsche Kleidung machen, denn davon gibt es bereits genug», meint er und führt aus: «Ich würde mir wünschen, dass meine Message viral geht, und dass auch grössere Labels am selben Strang ziehen würden.» 

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?

Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

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