Tausende tote ForellenMysteriöses Fischsterben im Blausee – Behörden bewilligten Giftmüll-Transport
Seit 2018 kommt es bei der Forellenzucht am Blausee regelmässig zu einem Fischsterben. Die Betreiber vermuten, dass Müll schuld daran ist. Der Kanton Bern bewilligte einen Giftmüll-Transport in eine nahe gelegene Kiesgrube.
In den Fischzuchtanlagen beim Blausee im Kandertal ist es nach Angaben der Betreiber in den letzten zwei Jahren immer wieder zu grossen Fischsterben gekommen.
Video: Keystone-sdaDer Blausee im Berner Kandertal ist ein weltbekanntes Instagram-Sujet und auch die Heimat Hunderter Forellen. Jedoch kam es in den Blausee-Fischzuchtanlagen seit zwei Jahren immer wieder zu grossen Fischsterben, wie die «Redaktion Tamedia» am Mittwoch publik machte. Die Betreiber der Fischzuchtanlagen haben Mitte Juli Strafanzeige eingereicht, wie sie am Mittwoch bekanntgaben. Die Anzeige ging bei der regionalen Staatsanwaltschaft Berner Oberland ein, wie Christof Scheurer, Informationsbeauftragter der bernischen Generalstaatsanwaltschaft, auf Anfrage bestätigte.
Die Blausee AG vermutet laut ihrer Mitteilung, dass das Wasser in den Fischzuchtanlagen wegen «illegaler Aktivitäten» bei der Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels verschmutzt worden sei. Insbesondere gehe es um verschmutzten Gleisaushub aus dem Tunnel. Diesen Aushub habe die verantwortliche Firma in einen Steinbruch in der Nähe des Blausees gebracht. Dort sei der verschmutzte Gleisaushub in Verletzung gesetzlicher Vorschriften behandelt und deponiert worden.
Laut Bericht Zehntausende von Fischen
Laut dem Bericht ist der Altschotter aus dem Lötschberg-Scheiteltunnel mit Giftstoffen belastet und wurde bis Mitte Juni 2020 in einer Kiesgrube beim Blausee abgelagert. Die Fischzucht-Betreiber vermuteten gestützt auf Wasserproben, dass dieses Gift in die Fischzucht gelangt sein könnte.
Die Redaktion Tamedia schreibt am Mittwoch in einem weiteren Bericht, dass der Transport des Aushubmaterials in die Kiesgrube Mitholz der Firma Vigier vom Kanton Bern genehmigt wurde. Die Kiesgrube verfüge aber gar nicht über die nötigen Schutzmassnahmen, um die Umwelt vor Giften zu schützen. Gemäss Überbauungsordnung dürfte gar kein Abfall in die Kiesgrube gebracht werden.
Wie Christof Scheurer am Mittwoch bestätigte, hat die Berner Staatsanwaltschaft bereits vor Eingang der Strafanzeige der Blausee AG ein Strafverfahren eröffnet. Es richtet sich gegen unbekannt. Eröffnet wurde es wegen des Verdachts auf Verstösse gegen das Gewässerschutz-, das Umweltschutz- und das kantonale Abfallgesetz.
Beton statt Schotter im Tunnel
Seit August 2018 saniert die BLS im Lötschberg-Scheiteltunnel die Fahrbahn. Zwischen Kandersteg BE und Goppenstein VS werden die Gleise samt Holzschwellen und Schotter durch eine feste Fahrbahn aus Beton ersetzt. 105 Millionen Franken lässt sich das Bahnunternehmen diese Sanierung kosten, die bis 2022 läuft.
Am Mittwoch sagte das Unternehmen auf Anfrage, es arbeite mit einem vom Bund genehmigten Entsorgungskonzept. Dieses sei vom Totalunternehmer erstellt, von einem externen Ingenieurbüro geprüft und vom Bundesamt für Verkehr (BAV) genehmigt worden. Das externe Büro fungiert als Umweltbegleitung. Gemäss diesem Konzept werde Gleisaushubmaterial in einem Hartschotterwerk bei Mitholz zwischengelagert, bevor es zum Entsorgungs- respektive Wiederverwertungsstandort gehe.
Am 3. Juni sei die BLS von der Blausee AG über mögliche Grundwasserverschmutzungen als Folge von Ablagerungen informiert worden. Die BLS habe den Verdacht «sehr ernst» genommen und das BAV informiert. Am 6. Juli habe das Unternehmen beim Handelsgericht des Kantons Bern ein Gesuch um superprovisorische Massnahmen eingereicht. Dies mit dem Ziel, die Ablagerungen bei Mitholz zu unterbinden. Das Gericht habe den Antrag mit der Begründung abgelehnt, dass das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern (AWA) bereits eigene Untersuchungen vorgenommen habe.