Hotel BelvédèreZeuge einer vergangenen Zeit
Eine Strasse machte es möglich, ein Gletscher bekannt, eine Verfolgungsjagd unsterblich: Und dann führte das Auto zum Untergang des Hotels Belvédère.
Sehenswert ist schon die Furkastrasse. Geschwungen und steil windet sie sich in engen Haarnadelkurven den Berg bei Goms hinauf. Wie in eine der Schlaufen eingepasst steht dort ein Gebäude. Es gibt Dutzende Postkarten und Instagram-Fotos davon.
Das Hotel Belvédère neben dem Rhonegletscher ist nicht nur ein beliebtes Fotomotiv. Anfang des 20. Jahrhunderts war es eines der beliebten Hotels der Belle Époque, in denen die wohlhabende Gesellschaft den Sommer verbrachte. Der Papst soll öfter zu Gast gewesen sein und auch Sean Connery stieg später angeblich regelmässig im Belvédère ab.
In «Goldfinger» liefert sich der Schauspieler im Aston Martin eine Verfolgungsjagd mit Tilly Masterson in einem Ford Mustang. Auf dem Furkapass als Kulisse soll Connery selbst bestanden haben. Das Belvédère wurde dadurch endgültig unsterblich.
Die Furka-Szene aus dem Bondfilm «Goldfinger»(Video: Youtube/Virtualee2000
Von holprigen Anfängen in eine glänzende Zeit
Eröffnet wurde es 1882, kurz nach der Fertigstellung der Furkastrasse 1866. Ursprünglich als einfache Unterkunft, betrieben von einem Hotelerben aus dem nahen Gletsch. Die Anfänge gestalteten sich schwierig, das Hotel wurde mehrmals vergrössert. Nach dem ersten Umbau Anfang der 1890er-Jahre waren die Zimmer des dann zweistöckigen Gebäudes ohne Licht und fliessendes Wasser aber noch immer recht spartanisch.
1903 folgte der nächste Umbau, der das Belvédère in die Belle Époque und damit in seine beste Zeit führen sollte. Die Zeit der Schweizer Grandhotels hatte gerade begonnen. Das inzwischen zum gehobenen Berghotel ausgebaute Hotel zog wohlhabende Touristen an, die das Wallis um die Jahrtausendwende zu Tausenden besuchten. Es fasste nun bis zu 90 Gäste. Abenteurer und Ruhesuchende stiegen gleichermassen dort ab. Von der Hotelterrasse aus konnten die Gäste beim Kaffeetrinken den Gletscher betrachten, der sich nur wenige hundert Meter von der Strasse entfernt befindet.
Helvetisches Grandhotelflair
Als 1921 das erste Postauto neben dem Hotel hielt, war die Belle Époque schon wieder zu Ende. Statt Müssiggängern kamen nun Wanderer. Ab 1935 starteten im Belvédère die ersten Bergtouren des gerade in Mode gekommenen Alpinismus.
Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte der Ort als Ausflugsdestination eine weitere Blüte. Als Automobile in den 1950er-Jahren für immer mehr Menschen erschwinglich wurden, kamen Ausflügler, um den Rhonegletscher zu besichtigen und die Fahrt über die Passstrasse zu geniessen.
Das Auto brachte den Niedergang
Das Automobil hatte da bereits den Niedergang des Hotels eingeläutet. Die Reise über die Alpenpässe war damit bequem in einem Tag zu bewältigen. Schon 1964, als «Goldfinger» in die Kinos kam, kamen zunehmend weniger Gäste. Sie blieben zunächst noch, um im Belvédère zu speisen, später nur noch für einen Imbiss.
Der Rhonegletscher war inzwischen um mehr als einen Kilometer zurückgewichen, der Blick von der Terrasse weniger spektakulär. In den 1980er-Jahren schloss das Belvédère zum ersten Mal. Zehn Jahre später führte es ein neuer Eigentümer als Berghotel weiter und bemühte sich, das Gebäude in den historischen Zustand zurückzuversetzen. Seit 2015 ist es dauerhaft geschlossen.
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