Kristallhöhlen-MordZeugin packt nach 34 Jahren aus
Irene Haltinner war eine Hauptzeugin zum Mord an zwei Mädchen von 1982. Erstmals äussert sie sich gegenüber der Presse – und belastet einen Architekten.
Irene Haltinner erinnert sich noch genau an die beiden Mädchen, die mit ihren Velos an der Wegkreuzung unweit der Oberrieter Kristallhöhle standen. Es war der 31. Juli 1982 und Haltiner zusammen mit ihrer Familie im Auto unterwegs nach Hause. «Wir mussten abbremsen und einen Bogen um die Mädchen machen», sagt Haltinner gegenüber dem «SonntagsBlick».
Die zwei Mädchen am Wegrand waren Karin Gattiker (†15) und Brigitte Meier (†17). Es war eines der letzten Male, dass die beiden Schülerinnen aus Goldach SG lebend gesehen wurden. Ihre Leichen wurden rund neun Wochen später gut versteckt in der Kristallhöhle entdeckt. Die Mädchen waren Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Ein Täter wurde bis heute nicht gefasst. Der Fall, der europaweit für Aufsehen sorgte, lässt die Menschen in der Region bis heute nicht los.
Architekt droht mit rechtlichen Schritten
So auch Irene Haltinner, die damals mehrmals polizeilich einvernommen wurde: «Es wurden zwei Mädchen ermordet, da kann man nicht einfach schweigen», sagt die 75-Jährige gegenüber 20 Minuten. Und sie glaubt auch zu wissen, wer mehr zu den Geschehnissen von damals zu sagen hätte: ein Architekt, der damals mit seiner Familie ganz in der Nähe der Höhle wohnte. Nicht nur hatte der Mann ein silbergraues Auto, wie es laut einem Zeugen zur fraglichen Zeit an der Wegkreuzung stand, er musste sich auch auskennen in der Kristallhöhle, da er zwischen Frühling und Herbst 1982 eine Wasserleitung von der Höhle zu seinem Grundstück verlegt hatte.
Als er später von der Polizei zu dem Verbrechen befragt wurde, gab der Mann keine konkreten Antworten, vielmehr machte er einen Gedächtnisverlust als Folge eines Reitunfalls geltend. Das silbergraue Auto verschwand unter ungeklärten Umständen. «Auch wenn er die Tat nicht begangen hat: Er weiss bestimmt mehr, als er zu Protokoll gab», so Haltinner im «SonntagsBlick».
Juristisch ist der Fall verjährt. Der Architekt lebt heute mit seiner Frau am Luganersee. Von 20 Minuten auf die Aussagen von Irene Haltinner angesprochen, reagiert der 72-Jährige verärgert: Er werde rechtliche Schritte prüfen, so der Architekt. Er habe nun über 30 Jahre lang als Quasi-Täter herhalten müssen, nun sei es genug: «Hätte die Polizei damals sauber gearbeitet, wäre der Fall gelöst und ich hätte meine Ruhe», so der Mann.