Zeugin sagte «ruhig und sachlich» aus

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Kachelmann in ZürichZeugin sagte «ruhig und sachlich» aus

Das Landgericht Mannheim hat am Dienstag eine Stippvisite in Zürich gemacht. Die Richter hörten die Schweizer Zeugin im Prozess gegen Jörg Kachelmann an. Die Anhörung verlief ruhig - mit einer Ausnahme.

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amc/uwb/meg

Lange ist die Einvernahme angekündigt worden, nun hat sie stattgefunden: Am Dienstag erschien eine Viererdelegation des Landgerichts Mannheim in Zürich. Befragt wurde eine weitere Zeugin im Prozess gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann. Die Schweizerin wird als Belastungszeugin im Vergewaltigungsprozess gehandelt. Ob sie den Wettermoderator tatsächlich bei der Befragung durch die Staatsanwaltschaft I von Zürich belastete, blieb unklar.

«Es ist am Landsgericht Mannheim zu entscheiden, ob sich die Aussagen für Kachelmann belastend oder entlastend auswirken», sagt der Anwalt der Zeugin, Valentin Landmann, zu 20 Minuten Online. Er wollte sich über den Inhalt der Gespräche vor der Staatsanwaltschaft I von Zürich nicht äussern. Er bestätigte nur, dass sowohl Jörg Kachelmann als auch die Zeugin erwartungsgemäss vor dem leitenden Staatsanwalt erschienen seien. «Es herrschte eine ruhige Atmosphäre und ging sehr gesittet zu und her», so Landmann über die Anhörung. «Meine Mandantin hat ruhig und sachlich geantwortet.»

Deutsche Journalisten lauerten auf Schnappschuss

Die Anhörung begann kurz nach neun Uhr und dauerte mehrere Stunden. Die Öffentlichkeit war von der Einvernahme ausgeschlossen. Die Polizei sorgte dafür, dass dies auch so blieb: Sie sicherte das Gebäude im Kreis 3 mit mehreren Beamten ab. Zwei Polizisten bewachten den Eingang, zwei weitere die Zufahrt zur Tiefgarage. Auch auf dem Baugerüst, welches das Gebäude derzeit umgibt, markierte die Polizei Präsenz. Vor dem Haus harrten während der gesamten Befragung Journalisten aus - darunter auch Leute aus Deutschland. Sie warteten alle auf einen Schnappschuss des Angeklagten und des Gerichtstrosses.

Angereist sind der vorsitzende Richter Michael Seidling mit drei Kollegen vom Landgericht Mannheim sowie die deutsche Staatsanwaltschaft mit einer Zweierdelegation und der angeklagte Jörg Kachelmann mit seinem Anwalt. Die Befragung führte der Zürcher Staatsanwalt Marcel Strassburger durch, wie die Nachrichtenagentur SDA berichtet. Die deutschen Juristen durften die Frau nicht direkt befragen, sondern mussten ihre Fragen zuvor schriftlich einreichen. Der Zürcher Staatsanwalt entschied auch darüber, ob eine Frage zulässig ist oder nicht.

Staatsanwalt blieb souverän

Staatsanwalt Strassburger habe seine Aufgabe souverän und sachgerecht erfüllt, sagte Landmann. Diskussionen habe es wegen einiger formeller Punkte gegeben. Gar nicht glücklich waren Landmann und seine Mandantin über die Berichterstattung in gewissen deutschen Medien. «Einige Aspekte der Schilderungen in den Berichten sind schlicht falsch», so Landmann. Welche Punkte konkretisierte Landmann allerdings nicht. Seine Mandantin habe weder die Öffentlichkeit gesucht, noch habe sie in diesem Fall aussagen wollen, so der Anwalt weiter. Nun seien nicht nur Details zu ihrer Person veröffentlicht worden, sondern auch ihr Name. «Man hat sie zum Abschuss freigegeben», so Landmann zu 20 Minuten Online.

Tatsächlich hatte die ehemalige Freundin von Kachelmann sich geweigert, vor einem deutschen Gericht auszusagen. Sie hatte sich auch nicht selbst als Zeugin gemeldet. «Der Staatsanwalt hat meine Mandantin kontaktiert», sagt Valentin Landmann. Wie sie auf die ehemalige Freundin kamen, wollte Landmann nicht sagen. Medienberichten zufolge sollen Telefondaten ausgewertet worden sein. Das Mannheimer Landgericht stellte jedenfalls ein Rechtshilfeersuchen, damit die Frau in der Schweiz ihre Aussagen machen konnte. Das Verfahren gegen Jörg Kachelmann läuft seit September. Seine Ex-Geliebte wirft ihm eine Vergewaltigung vor. Der 52-jährige Wettermoderator bestreitet die Vorwürfe. (amc/uwb/meg/sda)

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