Zinsentscheid: Diese Geldpolitik will SNB-Chef Thomas Jordan

Livetickeraktualisiert am Donnerstag, 21. September, 2023

SNB-Chef Thomas Jordan«Strom, Öl und Mieten treiben die Inflation voran»

Die Schweizerische Nationalbank belässt den Leitzins unverändert. Jetzt informiert SNB-Chef Thomas Jordan.

  • Die Nationalbank gibt ihre Geldpolitik bekannt.

  • Nationalbank-Chef Thomas Jordan belässt den Leitzins auf dem aktuellen Stand.

  • Der Franken dürfte jetzt schwächer werden, dafür gibt es kaum Gründe für Mietpreiserhöhungen.

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Donnerstag, 21.09.2023
10:58

Ende

Damit ist die Medienkonferenz der SNB beendet. Im Dezember informiert sie über die weitere Geldpolitik.

10:56

SGB freut sich über Zinsschritt-Stop

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) begrüsst den Verzicht, die Zinsen weiter anzuheben. Eine weitere Zinserhöhung hätte die Mieten weiter steigen lassen können. Sorge bereite dem SGB aber, dass die SNB mit dem Gedanken spielt, den Franken über Devisenverkäufe weiter aufwerten zu lassen. «Der Franken ist überbewertet», lässt sich SGB-Chefökonom Daniel Lampart in einer Mitteilung zitieren. Der faire Franken-Euro-Kurs liege im Bereich von 1.10 bis 1.20 Fr pro Euro. Das zeige nicht nur die Realität in vielen Industriebetrieben der Schweiz, sondern auch die internationalen Preisvergleiche des Bundesamts für Statistik.

10:50

Zinsgipfel erreicht?

Die SNB scheint bei den Leitzinserhöhungen am oberen Ende angekommen zu sein, sagt Philipp Burckhardt, Fixed Income Strategist und Portfolio Manager bei Lombard Odier IM. Auch die verhaltene Wachstumsprognose habe die SNB wohl in ihrem Entscheid bekräftigt. Mit der Zinspause signalisiere sie, dass im Dezember keine Zinserhöhung mehr folgen dürfte.

10:45

Zinserhöhungen wirken sich verzögert aus

Sie sagten, die Zinserhöhungen werden sich erst mit der Zeit auswirken. Können Sie das noch etwas ausführen?

Jordan: «Die Geldpolitik wirkt immer mit zeitlichen Verzögerungen. Wir berücksichtigen diese Verzögerungen in unseren Prognosen, aber es besteht natürlich immer eine Ungewissheit. Eine Zinserhöhung hat eine Wirkung auf den Wechselkurs. Aber führt auch zur Verschärfung bei Hypothekarkosten. Das wirkt sich dämpfend aus auf die Inflation. Das ist aber nicht immer genau gleich, wie es wirkt. Deshalb werden wir es genau verfolgen.»

10:42

Hoher Schweizer Franken

Ist der Schweizer Franken fair bewertet?

Jordan: «Wir charakterisieren die Stärke des Frankens nicht. Wir haben klar gesagt, wir brauchen das Instrument, dass wir aktiv am Devisenmarkt sind, um die Preisstabilität in der mittleren Frist aufrecht erhalten zu können.»

10:34

Nächste Geldpolitische Beurteilung im Dezember

Die Mieten sind aber schon gestiegen und das Benzin auch. Was kommt da noch?

Jordan: «Die Entwicklungen der nächsten Monate sind über die Geldpolitik nicht korrigierbar. Wir schauen auf die mittlere Frist und welche Geldpolitik notwendig ist, um die Inflation im Bereich der Preisstabilität zu halten. Wir werden die Lage im Dezember neu beurteilen.»

10:30

Strom, Öl und Mieten treiben die Inflation voran

Wie setzt sich die Inflation zusammen?

Jordan: «Die Treiber kann man sich so vorstellen: Wir haben einen Tiefpunkt in der Inflation. Sie geht aber noch um 2,2 Prozent nach oben. Mitte nächsten Jahres ist dieser Höhepunkt erreicht. Die Veränderung ist etwa je hälftig auf Energie, also Strom und Öl, und auf die Miete zurückzuführen. Mit der Zeit wird dieser Effekt beim Strom und Öl verschwinden, aber bei den Mieten wird der Effekt anhalten. Dann haben wir noch die normalen Zweitrundeneffekte.»

10:22

Schwache deutsche Wirtschaft

Ist dieser Entscheid auf die konjunkturelle Situation in Deutschland ausgerichtet, die nicht gut aussieht?

Jordan: «Wir reagieren darauf, dass die Inflation in der Schweiz zurückgeht. Es macht aus unserer Perspektive Sinn, die monetären Bedingungen unverändert zu lassen und wenn die Inflation wieder zunimmt, darauf zu reagieren. Wie das dann genau aussieht in drei Monaten wissen wir nicht.»

10:19

Mit Devisen Inflation bekämpfen

Ein Journalist fragt: Können Sie sagen, inwiefern Sie bei den Devisen tätig sind, um die Inflation zu bekämpfen?

Jordan: «Wir haben seit einiger Zeit betont, dass wir auch bereit sind, Devisen zu verkaufen, wir haben das heute wieder bestätigt. Wir haben aber kein Ziel, die Bilanz zu reduzieren. Ende 2024 oder Anfang 2025 wird in vielen Ländern die Inflation wieder im Zielband sein.»

10:17

Ist der Kampf gegen die Inflation jetzt gewonnen?

Jetzt beginnt die Fragerunde. Ein Journalist will wissen, ob der Kampf gegen die Inflation jetzt gewonnen ist.

Jordan sagt: «Nein, der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei. Es gibt immer noch Inflationsdruck und wir wissen nicht, ob der Druck noch stark steigt. Falls nötig, werden wir unsere Geldpolitik weiter straffen. Aber momentan sind wir auf einem komfortablen Level der Inflation.»

10:14

Mehr Liquidität für Banken

Jetzt spricht SNB-Vizepräsident Martin Schlegel über eine Initiative für mehr Liquidität für die Banken. Er sagt: «Die SNB wird künftig allen Banken bei Bedarf Liquidität gewähren können, als Sicherheit dienen Hypotheken. Diese Möglichkeit stand bisher den systemrelevanten Banken zur Verfügung. Diese Initiative trägt auf breiter Basis zur Finanzstabilität des Bankensystems bei.»

10:11

Inflation dürfte weiter steigen

Jordan zur weiteren Inflation: «Wir beobachten bei vielen inländischen Waren und Dienstleistungen weiterhin Zweitrundeneffekte. Auch ist es schwierig abzuschätzen, wie stark die Erhöhung der Mieten insgesamt ausfallen wird.»

10:09

Leichtes Wachstum in der Schweiz

Jordan zur Schweizer Wirtschaft: «Das Bruttoinlandprodukt dürfte dieses Jahr leicht wachsen. Die schwache Entwicklung in der Industrie widerspiegelt in erster Linie die global verhaltene Dynamik im verarbeitenden Gewerbe, insbesondere auch in Deutschland. Der Konsum wuchs demgegenüber moderat weiter. Ein Grund dafür ist die weiterhin robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit wird aber voraussichtlich weiter leicht ansteigen und die Auslastung der Produktionskapazitäten dürfte etwas zurückgehen.»

10:07

Grosse Risiken für Weltwirtschaft

Jordan zur Weltwirtschaft: «Unser Szenario für die Weltwirtschaft unterliegt nach wie vor grossen Risiken. Ebenso könnte sich die Energiesituation in Europa im kommenden Winterhalbjahr wieder verschärfen. Eine ausgeprägte Verlangsamung der Weltwirtschaft ist demnach nicht auszuschliessen.»

10:05

Inflation bald im Bereich der Preisstabilität

Jordan sagt: «Die Inflationsprognose liegt im Jahresdurchschnitt bei 2,2 Prozent für 2023 und 2024 und bei 1,9 Prozent für 2025. Sie liegt somit am Ende des Prognosezeitraums knapp im Bereich der Preisstabilität.» Diese liegt bei maximal zwei Prozent.

10:04

Das sagt Thomas Jordan

SNB-Chef Thomas Jordan spricht über den unveränderten Leitzins: «Unsere Geldpolitik, die wir über die letzten Quartale deutlich gestrafft haben, wirkt dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen. Die Inflation ist deutlich zurückgegangen. Zurzeit tragen fast ausschliesslich inländische Waren und Dienstleistungen zur Teuerung bei. Für die kommenden Monate ist zu erwarten, dass die Inflation aufgrund von höheren Mieten und Energiepreisen wieder etwas ansteigen wird.»

10:01

Jetzt sprechen die Verantwortlichen

Die SNB informiert über ihren Kurs. Es sprechen:

  • SNB-Präsident Thomas Jordan

  • SNB-Vizepräsident Martin Schlegel

09:44

Die Folgen

Sie hoffte darauf, dass die SNB den Leitzins unverändert lässt: Martina Honegger-Romahn, Lead Portfolio Manager Fixed Income in der Schweiz bei Allianz Global Investors.

Eine Leitzinserhöhung hätte nur wenig Einfluss auf die aktuellen Inflationstreiber, wäre aber schädlich für die Wirtschaft, sagt Honegger-Romahn. Diese Folgen hat die Zinsschrittpause laut Honegger-Romahn:

Jetzt dürften Hypotheken unverändert bleiben oder könnten gar sinken.

Bei den Mieten gebe es nun wenig Gründe für weitere Preiserhöhungen.

Der Schweizer Franken könnte kurzfristig schwächer werden, davon profitiert die Exportwirtschaft, aber die Ferien im Ausland werden teurer.

Die Schweizer Wirtschaft sollte nun nicht unter weiterer Kreditverteuerung leiden.

Die Inflation dürfte leicht steigen, aber unabhängig vom Zinsentscheid.

09:30

SNB-Leitzins unverändert bei 1,75 Prozent

Die Nationalbank (SNB) belässt den SNB-Leitzins, zu dem sich Banken Geld leihen können, unverändert bei 1,75 Prozent. Die über die letzten Quartale deutlich gestraffte Geldpolitik wirke dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen, schreibt die SNB in einer Medienmitteilung. Eine weitere Zinserhöhung schliesst sie für die Zukunft allerdings nicht aus im Kampf gegen die Inflation. Die Nationalbank werde die Preisentwicklung in den kommenden Monaten deshalb genau beobachten. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, sei die Nationalbank zudem bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. Im gegenwärtigen Umfeld stünden dabei Devisenverkäufe im Vordergrund.

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