Diabetes Typ 1: «Zu peinlich» – Tennis-Star Alexander Zverev schämte sich wegen Krankheit

Publiziert

Diabetes Typ 1«Zu peinlich» – Tennis-Star Alexander Zverev schämte sich wegen Krankheit

Das deutsche Tennis-Ass hat seine Erkrankung öffentlich gemacht. Ein wichtiges Zeichen, denn Diabetes wird auch in der Schweiz nach wie vor stigmatisiert. 

hua/dpa
von
hua/dpa
Tennis-Star Alexander Zverev machte seine Diabetes-Erkrankung öffentlich. 
Der Deutsche gründete die Stiftung «Alexander Zverev Foundation – Aufschlag gegen Diabetes». 
Die aktuelle Weltnummer 2 gibt zu, dass sie sich lange für ihre Krankheit schämte. 
1 / 5

Tennis-Star Alexander Zverev machte seine Diabetes-Erkrankung öffentlich. 

REUTERS

Darum gehts

Der rekonvaleszente Tennis-Star Alexander Zverev beweist Mut: Am Samstag machte der Deutsche seine Diabetes-Erkrankung öffentlich. Im Alter von vier Jahren wurde bei der aktuellen Weltnummer 2 die Diagnose Diabetes Typ 1 festgestellt. In einem Interview in der französischen Sportzeitung «L’Équipe» gibt der 25-Jährige zu, dass er sich lange Zeit wegen seiner Erkrankung schämte. Er habe als Kind viele schlechte Erfahrungen gemacht. Zu Beginn seiner Karriere mit 17, 18 Jahren habe er die Krankheit gar geleugnet.

«Am Anfang habe ich mich sogar versteckt, um mir Insulin zu spritzen. Das habe ich auf den Toiletten gemacht. Als ich anfing, Mädchen zu treffen, war es unmöglich, mit ihnen darüber zu sprechen. Es war mir viel zu peinlich, das Thema anzusprechen», sagte Zverev. Einmal seien seine Ausrüstung und sein Insulin gestohlen worden. Er habe es draussen auf dem Boden kaputt wiedergefunden. «Ich bin dieses Kindheitstrauma nie wirklich losgeworden, es ist immer noch im Hinterkopf», so Zverev. 

Diabetes soll keine Entschuldigung sein

Die Ärzte hätten ihm im Kindesalter gesagt, dass er mit dieser Krankheit keinen Spitzensport betreiben könne. «Ich glaube, dass ich heute sagen kann, dass sie falsch lagen.» Mit seiner neu gegründeten Stiftung «Alexander Zverev Foundation – Aufschlag gegen Diabetes» möchte er Eltern und Kindern auf der ganzen Welt die Botschaft senden, «dass es keine Grenzen gibt, ausser denen, die man sich selbst auferlegt».

2 Typen von Diabetes

Probleme, seinen Sport auszuüben, habe er nicht. Einen grossen Nachteil sehe er ebenfalls nicht. «Es ist eine weitere Sache zu bewältigen, aber wenn ich verliere, ist es meine Schuld. Punkt. Ich will Diabetes nicht als Entschuldigung fürs Verlieren benutzen», sagte Zverev, der derzeit nach seiner schweren Bänderverletzung in der Reha an seinem Comeback arbeitet.

Diabetes wird weiterhin stigmatisiert

Dass ein Sport-Star wie Zverev seine Diabetes-Erkrankung öffentlich macht, findet Sascha Natalie Fisler, Leiterin Marketing und Kommunikation von diabetesschweiz, wertvoll für Betroffene – vor allem für Kinder und Jugendliche, die vielleicht ähnlich fühlten wie Zverev in jungen Jahren. Dies zeige, dass ein aktives Leben mit Diabetes möglich sei. «Für uns ist es sehr positiv, wenn Stars aus ihrem Leben mit Diabetes erzählen», sagt sie. Es macht Betroffenen Mut und hilft, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und gegen die herrschende Stigmatisierung, «selbst schuld an der Krankheit zu sein», vorzugehen. 

«Wie aus dem Interview von Zverev zu entnehmen ist, erfordert es ein gewisses Mass an Selbstbewusstsein und Reife, eine Diabetes-Erkrankung öffentlich zu machen.» Dies sollte nicht sein, denn ein Diabetes im Spitzensport zeuge von mentaler Stärke und hervorragenden Kenntnissen seines Körpers und Stoffwechsels. Eine zusätzliche Leistung, die nicht unterschätzt werden dürfe, so Fisler.

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung zählt

11 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen