Jungbeizer vor GerichtZürcher G20-Chaot bestreitet Faustschlag
Ein 29-jähriger Zürcher Jungbeizer muss sich am Donnerstag in Hamburg vor Gericht verantworten. Seine Anwältin äussert sich nun zum Fall.
Das Hamburger Amtsgericht verhandelt am Donnerstag über den Fall des 29-jährigen Zürchers, der am Rande der G20-Proteste von Anfang Juli festgenommen worden ist. Er soll zwei Flaschen gegen Polizisten geworfen und einem Passanten, der ihn zur Rede gestellt hat, einen Faustschlag gegen den Oberkörper versetzt haben.
Ihm wird versuchte gefährliche Körperverletzung, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte in zwei Fällen sowie einfache Körperverletzung vorgeworfen. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, gibt der Zürcher die Flaschenwürfe zu. Er bestreitet aber die Körperverletzung.
«Mein Mandant muss als Sündenbock hinhalten»
Seit 12 Wochen sitzt der 29-Jährige bereits in U-Haft, in einer Einzelzelle. Festgenommen wurde er an einer Tanzdemonstration, an der zwischen 11'000 und 20'000 Leute teilnahmen. Pro Monat darf er eine Stunde telefonieren und für zwei Stunden Besuch empfangen, schreibt die Zeitung. Pro Tag darf er drei Stunden aus der Zelle.
Seinen Zweitjob, den er nebst dem Restaurantbetrieb ausübt, hat er verloren, zu Hause wartet seine dreijährige Tochter. Für die Anwältin des Zürchers, Iris Killinger, steht fest: «Mein Mandant muss als Sündenbock für die späteren Verwüstungen hinhalten.» Die lange Untersuchungshaft sei für sie «vollkommen unverhältnismässig», wie sie dem «Tages-Anzeiger» sagt.
Hohe Strafe erwartet
Da der Zürcher die Flaschenwürfe zugegeben und sich dafür entschuldigt habe, hätte der Fall per Strafbefehl und ohne öffentliche Verhandlung erledigt werden können, so die Anwältin. «Hier wurde ein legaler Haftgrund nur vorgeschoben, in Wirklichkeit geht es um Abschreckung», so Killinger.
Nana Frombach von der Hamburger Staatsanwaltschaft sagt zu diesem Vorwurf: «Abschreckung ist kein Haftgrund.» Ausschlaggebend für die U-Haft des Zürchers sind laut der Oberstaatsanwältin die fehlende Auslieferungsmöglichkeit aus der Schweiz, fehlende soziale Bindungen in Deutschland und die hohe Strafe, die erwartet wird.
«Er will im Moment einfach nur raus»
Auch dass der 29-Jährige eine ältere Schwester in Deutschland hat, reiche nicht als soziale Bindung. Sie hat ihren Bruder bereits besucht. «Er will im Moment einfach nur raus», sagt sie zur Zeitung.
Auch ein Freund des Zürcher Beizers, der anonym bleiben möchte, äussert sich zu den Vorkommnissen in Hamburg. «Meine Freunde demonstrierten gegen G-20, weil es ihnen ein politisches Anliegen war», sagt er zum «Tages-Anzeiger». Die Flaschenwürfe seines Freundes seien ungeplant und dem Alkohol geschuldet gewesen.
Die Demonstrationen am Rande des G20-Gipfels in Hamburg sind in einen Gewaltexzess ausgeartet. Video: Twitter/Storyful
Demonstranten plündern Geschäfte in Hamburg. Video: Twitter/Storyful