Zürich: AL will Werbung verbieten

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ZürichAL will Werbung in der Stadt Zürich verbieten

Die Alternative Liste hat eine Motion im Stadtparlament eingereicht, die Werbung für kommerzielle Zwecke in der Stadt verbieten soll. Mit einer knappen Mehrheit von 58 zu 57 wurde sie angenommen.

Die SP findet speziell Werbung mit animiertem Inhalt störend. (Symbolbild)
Meist kommt animierte Werbung an Tramhaltestellen vor. (Symbolbild)
Die Motion der Alternativen Liste will kommerzielle Werbung im öffentlichen Raum in Zürich verbieten. (Symbolbild)
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Die SP findet speziell Werbung mit animiertem Inhalt störend. (Symbolbild)

20min/Chiara Panico

Darum gehts

  • Die Alternative Liste (AL) hat eine Motion eingereicht, um kommerzielle Werbung in Zürich zu verbieten.

  • Mit einer knappen Mehrheit von 58 zu 57 Stimmen wurde die Motion im Stadtparlament angenommen.

  • Die SP unterstützt die Idee, fordert jedoch eine flexiblere Formulierung.

  • Kritik kommt von Mitte-rechts, die das Verbot als Angriff auf die Freiheit sehen.

Reklamen im öffentlichen Raum in der Stadt Zürich verbieten? Dies fordert eine Motion der Alternativen Liste, welche sie im Stadtparlament eingereicht haben. Heute gibt es rund 3500 Reklameflächen in der Stadt.

Erlaubt sollen nur noch Beschriftungen von Geschäften vor Ort, Werbung für lokale Veranstaltungen sowie unkommerzielle Angebote, politische Plakate und Informationen der öffentlichen Hand, berichtet die «NZZ».

Werbung bringe «negative gesellschaftliche Folgen»

«Die Bevölkerung braucht keine ständigen Erziehungsbotschaften durch die finanzstarken, zu stetigem Umsatzwachstum gezwungenen marktwirtschaftlichen Akteure», begründet die AL ihren Vorstoss. Werbung bringe zahlreiche «negative gesellschaftliche Folgen» mit sich. «Insbesondere heizt sie die Konsumkultur an.»

Nur noch nicht-kommerzielle Werbung soll erlaubt sein. (Symbolbild)

Nur noch nicht-kommerzielle Werbung soll erlaubt sein. (Symbolbild)

Rahel Zuber

AL-Sprecher Michael Schmid sagt am Mittwochabend in der Debatte im Gemeinderat: «Werbung will uns manipulieren. Sie führt zu Überkonsum und verschandelt den öffentlichen Raum.»

SP will Textabänderung

Die SP unterstützt die Stossrichtung der Motion, verlangte aber eine Textänderung, berichtet die «NZZ». «Die Formulierung der AL ist zu starr», erklärte Anna Graff (SP). In der Änderung ist noch immer von einer Reduktion von Reklameflächen die Rede, die angestrebt werden soll.

Als stärkste Kraft hat die SP die genauen Bestimmungen ausgeklammert. Diese sollen Stadt- und Gemeinderat erst nach vertiefter Prüfung definieren.

Werbung ist nicht gut für die städtischen Klimaziele

Man sei sich aber einig, dass der öffentliche Raum heute durch Werbung «zu invasiv kommerzialisiert» werde, so Graff weiter. Störend seien vor allem digitale Werbeanzeigen mit «dynamischen Inhalten», diese treffe man immer häufiger an, zum Beispiel an Tramhaltestellen. Diese sollen ganz verboten werden.

Werbung für lokale Veranstaltungen soll, laut der Motion, weiterhin erlaubt sein. (Symbolbild)

Werbung für lokale Veranstaltungen soll, laut der Motion, weiterhin erlaubt sein. (Symbolbild)

20min/Chiara Panico

Die AL war bereit, die Textänderung anzunehmen. Auch die Grünen stellten sich hinter das Anliegen. Die Firmen verfolgten handfeste wirtschaftliche Interessen, sagte Dominik Waser (Grüne). «Sie wollen mehr Konsum – zum Schaden unseres Planeten.» Werbung sei nicht vereinbar mit den städtischen Klimazielen.

Mit knapper Mehrheit angenommen

Eine linke Mehrheit setzte sich knapp durch: Mit 58 zu 57 Stimmen wurde die Motion angenommen. In der Debatte hagelte es Kritik von Mitte-rechts: Der Ratspräsident, der Grünliberale Guy Krayenbühl hatte nur drei Worte übrig: «Willkommen in Pjöngjang!»

«Werbung ist eine sichere Einnahmequelle, die wir nicht versiegen lassen sollten.»

Nicolas Cavalli (GLP)

Patrik Brunner (FDP) sprach von einem «direkten Angriff auf die Freiheit unserer Stadt» durch die linke Mehrheit. Und Nicolas Cavallli (GLP) erwähnt die rund 30 Millionen Franken, die Werbeflächen der Stadt und den Verkehrsbetrieben jährlich einbringen.

Werbung gehört zur Stadt und dem Stadtbild

«Werbung gehört zur Stadt Zürich», sagte André Odermatt (SP) mit Blick auf seine eigenen Leute. Sie habe lange Tradition und sei Ausdruck wirtschaftlicher Prosperität. Zudem gab es aus der Öffentlichkeit kaum Reklamationen. Das liegt an den hohen Auflagen für Werbetreibende in der Stadt Zürich.

Vorerst werde es keine Bewilligungen für neue digitale Werbetafeln geben, erklärt Odermatt. Auch wenn deren Energiebedarf lediglich des Gesamtverbrauchs der Stadt ausmacht. Er bezeichnet die Rettung des Klimas mit dieser Motion als «stark überspitzte Prognose».

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