ZürichTiktoker greift D. (22) an – «er schlug mir einen Zahn aus»
D. (22) wurde nach einem Streit von einem Tiktok-Live-Streamer tätlich angegriffen. Der Täter selbst wurde anschliessend von einer weiteren Person k. o. geschlagen.
Angriff auf D. (22) – darum gehts
Ein Clip eines tätlichen Angriffs auf eine Frau geht derzeit auf Social Media viral.
Das Opfer will nun Anzeige einreichen.
Der Täter wurde von einer anderen Person k. o. geschlagen.
Er meldet sich auf Instagram live aus dem Spital und wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Ein Mann läuft bei der Stadtzürcher Tramstation «Museum für Gestaltung» auf der Limmatstrasse auf eine Frau zu und ohrfeigt sie so heftig, dass sie rückwärts auf eine Bank fällt. Dann holt er aus und schlägt ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Der Clip, der derzeit auf Social Media kursiert und unter anderem auch von der einstigen «Bachelor»-Kandidatin Bellydah geteilt wurde, empört.
«Bist du behindert», ruft eine weitere Person, die den Täter bereits zuvor zum Stoppen aufgefordert hatte. Er läuft auf den Frauen-Schläger zu und bringt ihn zu Fall. Am Schluss des Clips liegt der Täter ausgeknockt auf dem Trottoir, nur knapp verfehlte sein Kopf den Randstein.
Die Stadtpolizei Zürich bestätigt auf Anfrage einen Einsatz am frühen Sonntagmorgen. «Eine Patrouille ist ausgerückt und hat vor Ort einen leicht verletzten Mann und eine leicht verletzte Frau angetroffen», sagt Stapo-Sprecher Marc Surber. «Der Mann wurde mit der Sanität zur Überprüfung ins Spital gebracht.» Bisher seien im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung noch keine Anzeigen eingegangen.
Bei der Frau im Video handelt es sich um D., eine Zürcher Influencerin. «Mein Gesicht tut mir sehr weh, er schlug mir einen Zahn aus», sagt die 22-Jährige.
«Jetzt ist er zu weit gegangen»
Zum Zwischenfall sei es in der Nacht auf Sonntag gekommen, sagt D. «Nach der Closing-Party im Letten sah ich, dass F.* auf Tiktok live ist – voll zugedröhnt.» Sie habe schon einige seiner Livestreams verfolgt und habe ihm sagen wollen, dass er sich nicht blamieren und den Stream beenden soll. «Er wurde dann sehr beleidigend, ich gab ihm einen Stoss – dann eskalierte er komplett.» Er habe sie mehrmals im Gesicht erwischt, sie sei schockiert gewesen von seiner Gewaltbereitschaft. «F. provoziert in seinen Streams immer – einmal hat er etwa in der 1. Klasse im Zug auf die Sitze gepinkelt», sagt die 22-Jährige. «Jetzt ist er aber zu weit gegangen.»
Sie sei froh, sei ihr Bekannter G.* eingeschritten: «Er sagte, dass er nicht zuschauen könne, wenn eine Frau geschlagen wird», sagt D. Hätte er nicht reagiert, wäre F. weiter auf sie losgegangen, ist sie sich sicher. «Ich bin ihm sehr dankbar.» Eine Anzeige habe sie noch nicht eingereicht. «Das will ich aber baldmöglichst nachholen.»
Rechtfertigung auf Instagram live
F. ging nicht einmal 24 Stunden nach dem Zwischenfall auf Instagram live, um seine Sicht der Dinge darzustellen. Mit geschwollenen Lippen und blutigen Gazebinden um das Auge sagt er: «Hey Jungs und Mädels, ich weiss gar nicht, was passiert ist aber ich bin auf dem rechten Auge fast erblindet.» Sein Handy sei kaputt, man soll ihn doch im Spital besuchen kommen. Gegen die im Live-Chat aufgebrachten Vorwürfe wehrt er sich: «Ich schlage keine Frauen – also ich weiss, man schlägt keine Frauen, ich war halt ein bisschen angetrunken.»
Anschliessend beleidigt er D. und gibt ihr selbst die Schuld für die Eskalation: «Diese B**** hat mich zuerst angegriffen, meine Ohrfeigen waren Notwehr.» Er sei froh, hat sich die 22-Jährige verletzt: «Gott sei Dank hat sie einen Zahn verloren – der war sicher schon vorher locker.» Auch G. greift er mehrmals an. «Ich habe selbst 3,5 Jahre kassiert, aber am Montag gehe ich auf den nächsten Polizeiposten und reiche Anzeige ein. G. verdient es, in den Knast zu gehen.» Dann wendet sich F. wieder an seine über 150 Zuschauer und fragt: «Kann jetzt jemand vorbeikommen und mir einen Joint spendieren?»
*Name der Redaktion bekannt
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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