Yanis (29) fasste den Täter nach Angriff auf Juden in Zürich

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Angriff auf JudenYanis (29) fasste den Täter: «Hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen»

Eine Gruppe Kampfkunstsportler befand sich im Kreis 2, als ein 15-Jähriger einen Juden angriff. Der 29-jährige Yanis spricht erstmals darüber.  

Am 2. März 2024 kurz vor 22 Uhr griff ein Mann einen orthodoxen Juden mit einem Messer an. Der mutmassliche Täter wurde von der Polizei gefasst.
Ein 29-Jähriger aus Neuenburg war Ersthelfer: Yanis immobilisierte den Tatverdächtigen.
Der 15-Jährige hatte zuvor in einem Video angekündigt, dass alle Ungläubigen bestraft werden müssen.
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Am 2. März 2024 kurz vor 22 Uhr griff ein Mann einen orthodoxen Juden mit einem Messer an. Der mutmassliche Täter wurde von der Polizei gefasst.

20min/News-Scout

Darum gehts

  • Als ein 15-Jähriger am Samstag vor einer Woche mit einem Messer auf einen Juden losging, war der 29-jährige Yanis rasch vor Ort.

  • Er fasste den mutmasslichen Täter und hielt ihn fest, bis die Polizei kam.

  • In einem Interview mit dem Neuenburger Radiosender RTN schildert Yanis das Erlebte.

Yanis sieht sich nicht als Held. «Ich hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen. Ich habe meine Bürgerpflicht erfüllt», sagt der 29-Jährige aus Neuenburg. Yanis hat am Samstag vor einer Woche den 15-Jährigen gefasst, der im Zürcher Kreis 2 einen orthodoxen Juden mit einem Messer attackierte. In einem Interview mit dem Radiosender RTN schildert er, wie er den Angriff erlebte.

An jenem Abend war Yanis mit Kollegen unterwegs, die Gruppe war für einen Wettkampf von brasilianischem Jiu-Jitsu nach Zürich gekommen. Die Männer sassen gerade in einem Restaurant, als plötzlich ein Passant ins Lokal hinein gerannt kam. Die Person bat um Hilfe, da unweit eine Messerstecherei im Gange war. Yanis zögerte nicht lange und rannte auf die Strasse.

«Er versuchte mehrmals aufzustehen, aber wir machten ihm klar, dass er sich nicht bewegen sollte.»

Yanis (29), Ersthelfer

Kampfkunst-Training half Yanis, «kühlen Kopf zu bewahren»

Der 29-Jährige identifizierte sofort den Angreifer und ging auf ihn zu, um ihn zu immobilisieren. «Ich habe noch geschaut, dass er die Waffe nicht mehr in der Hand hatte, um mich nicht in Gefahr zu bringen. Als der Angreifer am Boden lag, hielt einer meiner Kollegen seinen Arm fest, damit der Angreifer nicht nach einer weiteren Waffe in seiner Tasche greifen konnte. Ich wusste nicht, ob er noch andere Waffen hatte. Er versuchte mehrmals aufzustehen, aber wir machten ihm klar, dass er sich nicht bewegen sollte.»

Angst habe der Helfer keine gehabt. «Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, dass ich mein Leben riskiere», sagt Yanis zu RTN weiter. Sein Kampfkunst-Training habe sicherlich geholfen, glaubt er. Besonders half ihm diese Erfahrung, um in einem solchen Moment einen kühlen Kopf bewahren zu können.

Yanis sprach mit blutendem Opfer

Als die Gruppe sichergestellt hatte, dass der 15-jährige mutmassliche Täter keine Gefahr mehr darstellte, ging Yanis zum Opfer rüber. Der 50-Jährige habe stark geblutet, erinnert sich der Romand. «Ich habe zu ihm gesprochen, damit er nicht einschläft.» Kurz danach seien die Sicherheits- und Rettungskräfte eingetroffen.

«Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, dass ich mein Leben riskiere.»

Yanis (29), Ersthelfer

Heute ist Yanis stolz auf seine rasche Reaktion. «Ich fühle mich wohl», sagt er. Es habe aber schon einige Nächte gegeben, an denen er nicht gut schlafen konnte. Er verurteilt Passanten, die nicht geholfen haben, nicht. «Einige tendieren in solchen Situationen zur Flucht, andere helfen nicht. Ich habe Verständnis dafür.» Er selbst hofft, dass ihm geholfen werde, wenn er mal Hilfe braucht.

Nachdem der Tatverdächtige von der Stadtpolizei festgenommen wurde, begab sich Yanis zur Polizeistation. Er gab seine Aussage bis mitten in der Nacht ab, bevor er nach Hause zurückkehren konnte. Die Polizei dankte ihm dafür, dass er dem Opfer zu Hilfe gekommen ist und den Angreifer bewegungsunfähig gemacht hatte. 

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Antisemitismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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