Autos und Trams wegDie grüne HB-Vision bereitet nicht allen Freude
Autos und Trams weg, dafür mehr Bäume: Der grösste Schweizer Bahnhof soll laut einer Vision der Stadt zukünftig inmitten einer Parkanlage stehen. Nicht alle zeigen sich begeistert.
Darum gehts
Im kommenden Jahr will die Stadt Zürich einen Masterplan zur Neugestaltung des Gebiets rund um den Zürcher HB beschliessen.
Aktuelle Pläne, in die die NZZ Einblicke hatte, sehen eine drastische Reduzierung des Auto- und Tramverkehrs vor.
Die Vision findet bei diversen involvierten Akteuren keinen Anklang, sie befürchten unter anderem einen Einbruch der Kundenfrequenz.
Der Zürcher Hauptbahnhof ist mit rund 400'000 täglichen Passagieren der grösste Schweizer Bahnhof. Wo heute Menschen, Trams, Autos und Züge verkehren, soll in einigen Jahren alles anders aussehen.
Die NZZ berichtet darüber, dass der Stadtrat schon im nächsten Jahr eine Vision verabschieden will, die den Grundstein für das zukünftige Aussehen des HB-Gebiets aufzeigen soll. Demnach soll aus der heutigen Verkehrsachse eher eine riesige Parkanlage entstehen – ohne Autos, mit möglichst wenig Tramverkehr, dafür viel Grün rundherum. Die Zeitung hatte Einblick in Teile einer Präsentation, die die Stadt einer Gruppe von Anwohnern und Interessenvertreter gezeigt hat.
Autoverkehr
Folgen für Autofahrer: Der Ost-West-Verkehr in Richtung Limmatplatz oder Gessneralle soll vollständig wegfallen. So soll das Verkehrsaufkommen von täglich ungefähr 10'000 Fahrzeugen, die die Walchebrücke passieren, drastisch reduziert werden. Zudem soll die heutige Autounterführung beim Bahnhofquai zu einem Tunnel umfunktioniert werden. In der City soll es zudem nur noch eine Strasse mit Tempo 30 und Gegenverkehr geben – drei Spuren weniger als heute.
Wohin der Autoverkehr stattdessen umgelagert werden soll, ist derzeit unklar. Das Tiefbauamt der Stadt Zürich verweist auf Anfrage der NZZ auf den laufenden Prozess.
Folgen für Taxifahrer: Wie die NZZ weiter schreibt, hätte die Neuausrichtung am HB drastische Folgen für Taxifahrer, denn die Halteplätze direkt vor dem Hauptbahnhof sollen durch die Umgestaltung wegfallen.
Tramverkehr
Teil der Vision ist auch der Tramverkehr, der verschlankt werden soll. Vier Tramspuren nebeneinander soll es beispielsweise nicht mehr geben und der Löwenplatz soll auto- und tramfrei werden. Stattdessen sollen die Fahrzeuge über die Haltestelle Sihlpost fahren, wo eine zusätzliche Haltestelle entstehen soll. Ähnliche Vorstellungen gibt es beim Central, das soll zwei ganz neuen Haltestellen am Neumühlequai und der Bahnhofbrücke weichen.
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Kritik
Gegenüber der NZZ übt der Geschäftsleiter der Zürcher City-Vereinigung, Dominique Zygmont, Kritik zu dieser Vision: «Es gibt keinerlei Grund, die Verkehrsinfrastruktur im grossen Stil niederzureissen.» Stattdessen denkt er an kleinere Veränderungen, zum Beispiel eine modernere Gestaltung der Tramhäuschen.
Markus Meier, Präsident der Vereinigung Löwenstrasse, befürchtet durch die Verkehrsreduktion am Löwenplatz einen Einbruch der Kundenfrequenz durch den Wegfall des Trambetriebs. Er sagt: «Für uns wäre es nicht gut, wenn man das Tram verbannen würde.»
Auch Ex-VBZ-Direktor Guido Schoch warnt, insbesondere vor der Verschlankung der Tramgleise am HB: «Schon heute ist das System am Anschlag. Mit der Halbierung auf zwei Spuren wird es zu chaotischen Verhältnissen kommen, welche zu Problemen im ÖV der ganzen Stadt führen würden.» Das neue Konzept könne allenfalls funktionieren, wenn man vier Gleise sowie «leistungsfähige Tramhaltestellen» zulasse.
Zeitplan
Bis der Hauptbahnhof in neuem Erscheinungsbild angetroffen wird, dauert es wohl noch mehrere Jahre. Ein Faktor dabei ist, ob die Pläne Folge für die Staatsstrassen ausserhalb des Stadtgebietes hätten, dann müsste der Kanton noch zustimmen. Zudem stünde wohl noch eine Abstimmung innerhalb der Stadtbevölkerung bevor, deren Zustimmung bei Bauprojekten nötig wird.
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