«Körpernähe kann auch negative Auswirkungen haben»

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Zürich«Körpernähe kann auch negative Auswirkungen haben»

In Zürich kann man sich gegen Bezahlung kuscheln lassen. Eine Psychotherapeutin erklärt, weshalb kuscheln gut tut, und was Kuscheltherapeuten beachten sollten.

Die Psychotherapeutin und Sexologin Dania Schiftan.

Die Psychotherapeutin und Sexologin Dania Schiftan.

Mirjam Kluka

Darum gehts

  • Zur Bewältigung von Schicksalsschlägen, Trauer oder Liebeskummer suchen manche Menschen eine Kuscheltherapie auf.

  • Dania Schiftan, Psychotherapeutin und klinische Sexologin, erklärt im Interview, welche Vor- und Nachteile eine Kuscheltherapie aufweisen kann.

Dania Schiftan, Psychotherapeutin und klinische Sexologin, erklärt im Interview, welche Vor- und Nachteile eine Kuscheltherapie aufweisen kann, und weist darauf hin, dass im Vorfeld ein kritisches Auseinandersetzen mit sich selbst und seinen Grenzen, bezogen auf den eigenen Körper, sehr wichtig ist.

Frau Schiftan, was halten Sie von Kuscheltherapien?
Dania Schiftan: Das Prinzip des «Sich berühren lassen» ist sehr gut und für Menschen sehr wichtig. Wir alle brauchen Körperkontakt und Nähe. Nur ist es dabei auch sehr wichtig, dass Klientin und Therapeutin ihre Grenzen kennen und diese im Vorfeld klar definieren.

Wie meinen Sie das?
Wenn sich eine Person dafür entschieden hat, dass sie eine Kuscheltherapie in Anspruch nehmen will, muss sie sich auch darüber im Klaren sein, was Kuscheln bedeutet und wie körpernah Kuscheln ist. Die Klientin muss klar wissen, ab welchem Moment ihr das Kuscheln zu weit geht und dann auch Stopp sagen können. Im Umkehrschluss muss die Therapeutin wissen, wo beim Kuscheln die Grenzen sind und sich bewusst sein, was Kuscheln auslösen kann.

«Ein einmaliger Besuch hilft beim Aufarbeiten nicht.»

Dania Schiftan, Psychotherapeutin und klinische Sexologin

Es kann also auch negative Auswirkungen haben?
Das ist möglich, ja. Nicht alle Menschen haben Erfahrungen mit Körpernähe und wenn, dann möglicherweise auch negative. Gleichzeitig – und das ist mir wichtig zu betonen – kann eine Kuscheltherapie auch positive Auswirkungen haben, also helfen.

Ist diese Art der Therapie nachhaltig?
Ob die Therapie nachhaltig ist und positive Auswirkungen hat, ist abhängig von der Person, welche die Therapie aufsucht. Welches sind die Ursachen für das Aufsuchen der Therapie und was sind die Hintergründe dieser Ursachen. Klar ist aber: Ein einmaliger Besuch hilft beim Aufarbeiten nicht.

Es kann also reichen, dass Personen aufgrund Einsamkeit oder Schicksalsschlägen eine Kuscheltherapie aufsuchen?
Das ist schwierig zu beantworten. Manchen Menschen reicht es, mit der besten Freundin über ein Problem zu sprechen. Das ist von Person zu Person und auch von der Schwere des Schicksalsschlags abhängig.

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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