ZürichJetzt reicht der ehemalige Arzt von Brian Strafanzeige ein
Der Hausarzt von Brian K. reichte am Montag eine Strafanzeige gegen die JVA Pöschwies ein. Er beklagt insbesondere die mangelhafte medizinische Versorgung des Häftlings.
Darum gehts
Im Auftrag von Brian K. reichte dessen ehemaliger Hausarzt am Montag eine Strafanzeige gegen die JVA Pöschwies ein.
Die Vorwürfe lauten unter anderem mehrfache versuchte Körperverletzung und gefälschte Zeugnisse durch Ärztinnen und Ärzte der JVA Pöschwies.
Der ehemalige Hausarzt von Brian K., André Seidenberg, hat am Montag, dem 11. September, bei der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich Anzeige gegen die Direktion und den ärztlichen Dienst der JVA Pöschwies eingereicht. Wie Seidenberg in einer Mitteilung schreibt, sei er von Brian dazu beauftragt und bevollmächtigt worden. Die Vorwürfe wiegen schwer: Gemäss der Strafanzeige legt der Arzt der JVA Pöschwies unter anderem mehrfache versuchte Körperverletzung, Gefährdung, im Stichelassen und falschen Zeugnisse zur Last. Dabei sei die dem Häftling angelastete «übergrosse Gefährlichkeit ein Konstrukt von früher».
Die medizinische Betreuung von Brian sei in den dreieinhalb Jahren, in denen sich der 27-Jährige in Einzelhaft befunden hat, «schwerwiegend beeinträchtigt» worden, heisst es in der Strafanzeige, die 20 Minuten vorliegt. «Um das extreme Haftregime aufrechterhalten zu können, wurde der wehrlose BK einem schwerwiegenden Risiko für seine Gesundheit, Leib und Leben ausgesetzt.»
Untersuchung durch Zellklappentür
Gegenüber 20 Minuten sagt Seidenberg:«Brian wurde monatelang von keinem Arzt begutachtet. Als es schliesslich zu den nötigen Untersuchungen kam, wurden sie ungenügend gemacht.» So seien die Ärzte nicht gründlich genug gewesen: «Statt tatsächlich zu ergründen, woher Brians Schmerz kam, wurden ihm einfach Schmerzmittel verschrieben.»
Zudem sagt Seidenberg: «Im Sommer 2021 war Brians Blutdruck stark erhöht. Er stand am Rand einer hypertensiven Krise und schwebte deswegen in Lebensgefahr.» Den Grund dafür sieht der ehemalige Arzt in Brians extremen Haftbedingungen.
In der Strafanzeige verweist Seidenberg neben diversen weiteren Punkten auch auf einen Vorfall vom April 2019. Hier kam es zu einer Auseinandersetzung, bei der Brian am Kopf und am rechten Knie verletzt worden sei. Wie es heisst, hätten die Gefängnisärzte den Häftling nach diesem Vorfall nie in der Zelle untersucht. So hätte Brian sein Bein zur Untersuchung durch die in die Türe eingelassenen Klappen strecken müssen. «Eine Gelenkuntersuchung ist so schlicht nicht möglich», sagt Seidenberg.
Staatsanwaltschaft bestätigt Anzeige
Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft konnte den Eingang der Anzeige am Mittwochnachmittag bestätigen. Laut Sprecher Erich Wenzinger wird die Anzeige nun geprüft.
Beim Amt für Justizvollzug und Wiedereingliederung Kanton Zürich hat man keine Kenntnis von einer Anzeige: «Deshalb ist uns nicht im Detail bekannt, was uns vorgeworfen wird», sagt Sprecherin Nadine Lumme. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sowie des Arztgeheimnisses könne sie jedoch ohnehin keine personenbezogenen Daten preisgeben.
Grundsätzlich habe aber jede inhaftierte Person die Möglichkeit, sich mit medizinischen Anliegen beim Arztdienst zu melden. Eine Behandlung erfolge ausschliesslich im Konsens mit dem Patienten. Sei eine medizinische Behandlung erforderlich, die über das vom Arztdienst der JVA Pöschwies Angebotene hinausgehe, werden gemäss Lumme inhaftierte Personen in eine geeignete Gesundheitseinrichtung wie ein Spital oder eine Klinik eingewiesen.
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