«Lust auf ein Praktikum im Bordell?»: Kampagne wühlt auf

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Zürich«Lust auf ein Praktikum im Bordell?»: Kampagne wühlt auf

Zum internationalen Tag gegen Prostitution macht eine Kampagne von Heartwings und der Frauenzentrale Zürich auf die Gewalt und Ausbeutung aufmerksam, der Frauen im Schweizer Sexgewerbe ausgesetzt sind.

Der Verein Heartwings und die Frauenzentrale machen in einer Kampagne auf die Realität im Sexgewerbe aufmerksam.
Zahlreiche Frauen in der Branche erfahren Gewalt, so die Organisationen.
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Der Verein Heartwings und die Frauenzentrale machen in einer Kampagne auf die Realität im Sexgewerbe aufmerksam.

Frauenzentrale

Darum gehts

  • Gemäss Schätzungen sind rund 13'000 bis 20'000 Frauen in der Schweiz in der Prostitution tätig.

  • 350'000 Männer sind mindestens einmal pro Jahr Freier.

  • Ein Grossteil der Frauen in der Prostitution sind Migrantinnen.

  • Die Frauenzentrale und der Verein Heartwings machen jetzt in einer Kampagne auf die Realität der Menschen in der Branche aufmerksam.

Suchst du ein Praktikum mit flexiblen Arbeitszeiten – in einem 140 Prozent-Pensum? Willst du viel Kundenkontakt – bis zu zehn Männer in einer Schicht? Stehst du auf Nervenkitzel – und gehst damit ein neunmal höheres Risiko ein, vergewaltigt zu werden? Dann bist du beim Bordell «La Perte» an der richtigen Stelle. Sogar Sprachkenntnisse braucht es keine: «Sprachen sind egal – je weniger, desto besser», sagt die Angestellte im Werbevideo.

Das Bordell ist fiktiv, die Jobausschreibung für die Stelle ebenfalls. Das Jobangebot spiegelt aber reale Zustände. Die Frauenzentrale Zürich und der Verein Heartwings wollen anlässlich zum 5. Oktober 2024 – dem Internationalen Tag gegen Prostitution – auf die brutale Realität im Schweizer Sexgewerbe aufmerksam machen.

«Prostitution ist Gewalt an Frauen»

«Der Kurzfilm lädt dazu ein, das System Prostitution zu überdenken und die unmenschlichen Bedingungen zu erkennen, denen die Frauen tagtäglich ausgesetzt sind», schreiben die Organisationen in einer Mitteilung. Die Aktion mache klar, dass Prostitution keine freie Entscheidung, sondern eine Form von Ausbeutung sei. «Prostitution ist Gewalt an Frauen.»

Das Sexgewerbe in der Schweiz generiere geschätzte ein bis 3,5 Milliarden Franken Umsatz pro Jahr. Zu 85 Prozent prostituierten sich Migrantinnen – aufgrund Armut, Perspektivlosigkeit und gedrängt durch Zuhälter. Überdurchschnittlich oft litten Menschen in der Prostitution an psychischen Erkrankungen, signifikant häufiger seien sie körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt.

Heartwings und die Frauenzentrale Zürich fordern deshalb ein Umdenken: Die Organisationen fordern in einem Whitepaper auf, Missstände zu bekämpfen und die Situation von Frauen in der Prostitution nachhaltig zu verbessern.

Sollte Prostitution in der Schweiz stärker reguliert oder sogar verboten werden, um Frauen vor Ausbeutung zu schützen?

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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