Zürich/LuzernZürcher Waldrapp verpasst Weiterflug nach Italien
Eines der beiden Rümlanger Waldrapp-Küken ist in Luzern gesichtet worden. Scheinbar hat es nicht mitbekommen, dass sich seine Familie zum Überwintern Richtung Süden aufgemacht hat.
Darum gehts
Im Sommer sind zwei Waldrappe in Rümlang ZH auf die Welt gekommen.
Die Eltern der Tiere haben sich zum Überwintern in die Toskana begeben.
Ein Jungtier hat sich dabei mit den Eltern auf den Weg gemacht.
Das zweite Jungtier «Knuckle» wurde am 30. Dezember in Luzern gesichtet.
Das Jungtier hat wohl geschlafen, als die Familie sich auf die Weiterreise machte.
Das Waldrappteam konnte im Sommer eine kleine Sensation vermelden: In Rümlang kamen nach über 400 Jahren erstmals Waldrappe zur Welt. Das berichtete Johannes Fritz, Projektleiter des Waldrappteams, das sich seit 20 Jahren um die Wiederansiedlung der Vogelart in Europa bemüht.
Die Eltern der Küken wurden als Teil der Waldrapp-Kolonie im deutschen Überlingen am Bodensee ausgewildert. Von da aus flogen die Vögel ins Winterquartier in die Toskana. Danach erwartete das Team das Waldrapp-Paar eigentlich wieder in Überlingen. Doch dazu kam es nicht. Die beiden Vögel nutzten ein neues Brütareal in Rümlang ZH.
Jungtier in Luzern gesichtet
Mittlerweile sind die Jungvögel flügge geworden. Wie nun der Hobby-Ornithologe Heinz Zumbühl weiss, haben sich die Eltern der Jungtiere wieder in die Toskana aufgemacht, um dort zu überwintern. Doch die Familie flog nicht gemeinsam Richtung Süden, wie der Naturfotograf sagt: «Das eine Waldrapp-Jungtier ‹Knuckle›, mit der Ring-Nr. 691, wurde am 30. Dezember in der Luzerner Allmend gesichtet.»
Das Waldrappteam hat vom Verbleib des einen Waldrapps Kenntnis. Laut dem Team hat der Vogel den Weiterflug nach Italien mit seiner Familie verpasst und steht deshalb unter Beobachtung.
«Geschlafen oder von der Gruppe entfernt»
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Jungtier den Weiterflug verpasst. Bereits 2012 waren erstmals Waldrappe in der Nähe des Türlersees zwischengelandet, als dann das Jungtier «Shorty» das Weiterfliegen versäumte. «Nach dem Wintereinbruch wurde er in schwachem Zustand dem Tierpark Arth Goldau abgegeben und mit anderen Waldrappen in Gefangenschaft aufgepäppelt. Danach übergab der Tierpark den Vogel wieder dem Waldrappteam in Burghausen», erinnert sich Zumbühl.
Was genau dazu führte, dass «Shorty» und nun auch «Knuckle» die Weiterreise in die Toskana verpassten, ist nicht klar. Zumbühl vermutet aber, dass der Waldrapp geschlafen oder sich etwas von der Gruppe entfernt hatte, als die Familie die Weiterreise antrat.
Jungtier wird beobachtet
Somit wird das Jungtier wohl in der Schweiz überwintern. Lebensbedrohlich sei der Winter beziehungsweise die Kälte für den Vogel aber eher nicht, sagt Zumbühl. «Der Vogel kann gut überleben, sofern er genügend Nahrung findet. Problematisch wird es, wenn längere Zeit alles verschneit oder zugefroren wäre.» Wäre dies der Fall, ist die Gesundheit des Vogels aber gut unter Beobachtung. «Er wird aber von etlichen Beobachtern und Ornithologen beobachtet. Im Notfall würde man sofort eingreifen und ihn pflegen», weiss Zumbühl.
Waldrappen sind streng geschützt. Die Tiere, etwa so gross wie Gänse, gehören zur Familie der Ibisse. In Europa droht ihnen, wie anderen Vögeln, Gefahr durch ungesicherte Strommasten, die sie als Rast- und Schlafplatz nutzen. Rund 40 Prozent der Todesfälle bei Waldrappen werden durch Stromschlag verursacht.
Der Waldrapp
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