ZürichMehr Missbrauchsfälle: Gewalt gegen Kinder nimmt weiter zu
Zum sechsten Jahr in Folge: Das Universitäts-Kinderspital Zürich verzeichnete 2024 eine erneute Zunahme der bestätigten Misshandlungsfälle.
Darum gehts
2024 ist es erneut zu einem Anstieg der Misshandlungsfälle bei Kindern gekommen.
Das Universitäts-Kinderspital Zürich hat 530 bestätigte Fälle von Misshandlung oder Straftaten registriert.
Körperliche Misshandlungen haben zugenommen.
Eine Ärztin rät überlasteten Eltern, rechtzeitig Hilfe zu suchen, um Gewalt zu vermeiden.
Elternteile, die ihr Kind schütteln oder schlagen, sexuell übergriffig werden oder vernachlässigen: Die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Universitäts-Kinderspitals Zürich muss sich oft und regelmässig mit solchen Fällen aus Zürich und weiteren Kantonen beschäftigen.
Wie das Kispi am Donnerstag mitgeteilt hat, haben die bestätigten Misshandlungsfälle letztes Jahr erneut zugenommen – zum sechsten Mal in Folge. In 530 Fällen war im Jahr 2024 klar, dass entweder eine Straftat oder eine Misshandlung vorlag.
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Verdachtsfälle gingen zurück
Die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle ging dagegen leicht zurück – von 679 im Jahr 2023 auf 665. In 89 Fällen konnte der Verdacht weder bestätigt noch ausgeräumt werden. Wie das Kispi schreibt, werden die Kinder und ihre Familien in solchen Fällen engmaschig nachkontrolliert oder an weiterbetreuende Stellen wie Kinderärztinnen, Mütter- und Väterberatung oder Jugendhilfezentren vermittelt.
Bei 46 der gemeldeten Kinder im Jahr 2024 stellte sich im Verlauf heraus, dass keine Misshandlung vorlag, sondern Unfälle oder andere harmlose Ursachen Grund für die Verletzung war.
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Mehr körperliche Misshandlungen
Bei Kinderschutzfällen werden fünf Kategorien unterschieden: körperliche und psychische Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Münchhausen-Stellvertreter Syndrom. Das ist eine psychische Störung, bei der ein Elternteil oder die betreuende Person eine Krankheit vortäuscht oder bewusst herbeiführt, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Zugeteilt wird das Kind derjenigen Kategorie, die am offensichtlichsten ist. Zum Beispiel wird ein geschlagenes Kind mit einem Bluterguss am Rücken der Kategorie der körperlichen Misshandlung zugeordnet, obwohl es auch psychische Schäden davonträgt.
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Zu solchen körperlichen Misshandlungen kommt es immer mehr: 213 Mal stellte das Kispi letztes Jahr einen solchen Übergriff fest.
«Ein grosses Tabuthema»
Bei Gewalt ausübenden Eltern oder Elternteilen gebe es oft ein Muster, erklärt Myriam Peter, stellvertretende Ärztliche Leiterin der Kispi-Kinderschutzgruppe. «Es handelt sich zumeist um überlastete und gestresste Eltern, die bei der Erziehung des Kindes an ihre Grenzen kommen.» Dieser Anstieg bei den Misshandlungen setze sich nun schon seit der Pandemie konstant fort. Es handle sich um ein grosses Tabuthema.
«Kinder zu erziehen, ist eine sehr herausfordernde Tätigkeit – das ist nicht nur schön», sagt Peter. Dessen müsse man sich als Vater oder Mutter bewusst sein. «Diese Social-Media-Realität von der allzeit glücklichen Familie, entspricht nicht der Realität.» Wichtig sei es, sich rechtzeitig Hilfe zu holen, wenn man an seine Grenze kommt. «Das darf nicht als Scheitern betrachtet werden – im Gegenteil: Eltern, die Hilfe suchen und Hilfe annehmen, sind verantwortungsvolle Eltern.»
Hast du Probleme mit deinen Eltern oder Kindern?
Hier findest du Hilfe:
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Elternberatung, Tel. 058 261 61 61
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