ZürichMuslime und Juden demonstrieren gegen Hass und Ausgrenzung
Nach einem Shitstorm gegen Bundesrat Beat Jans setzen mehrere Hundert Menschen in Zürich ein Zeichen für die Solidarität – und für die jüdisch-muslimische Freundschaft.
Darum gehts
Auf dem Zürcher Lindenhof demonstrieren Juden und Muslime gemeinsam gegen Hass und Ausgrenzung.
Die Kundgebung ist eine Reaktion auf einen Shitstorm gegen Bundesrat Beat Jans nach seiner Aussage über Muslime in der Schweiz.
Dina Pomeranz und die Gruppe «gemeinsam einsam» rufen zur Solidarität gegen antimuslimischen Rassismus und Antisemitismus auf.
Vertreter verschiedener religiöser Gemeinschaften und Politiker betonen die Wichtigkeit eines respektvollen Zusammenlebens.
«Der Islam und Muslime gehören zur Schweiz», sagte Bundesrat Beat Jans vor drei Wochen anlässlich der Feier zum Ende des diesjährigen Ramadans. Damit stach er in ein Wespennest: Rechte Zeitungen fühlten sich durch die Aussage provoziert und warfen dem Justizminister religiöse Doppelmoral vor, die NZZ sprach in einem Meinungsbeitrag von der «Verirrung der Wohlmeinenden» und schob den zunehmenden Antisemitismus alleine Muslimen in die Schuhe.
Jans selbst wurde nach dem Beitrag auf X von einer Welle von Hasskommentaren überzogen. Der Islam sei eine «feindliche Religion», behauptete etwa ein User und sprach von einer «ungehemmten Invasion» von Muslimen.
Inmitten des Shitstorms setzte die UZH-Wirtschaftsprofessorin Dina Pomeranz einen klaren Kontrapunkt: «Schlimm, dass ein Satz, der so selbstverständlich sein sollte, anscheinend kontrovers ist.»

Dina Pomeranz, Wirtschaftsprofessorin an der Universität Zürich, setzte im Lindenhof ein Zeichen gegen Hass und Hetze.
Arthur GamsaDemo gegen Ausgrenzung und Rassismus
Um ein Zeichen zu setzen und Solidarität zu zeigen, haben Pomeranz und die jüdisch-muslimische Gruppe «gemeinsam einsam» am Sonntag auf dem Zürcher Lindenhof zu einer Kundgebung gegen antimuslimischen Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form der Ausgrenzung aufgerufen. Mehrere hundert Personen sind dem Aufruf gefolgt.
Nichts sei grotesker als die Aussage, Muslime oder Flüchtlinge sollten ausgegrenzt oder ausgewiesen werden, um Juden zu schützen, sagte Pomeranz an der Kundgebung. «Das macht mich unendlich traurig und wütend.»
Wie sollte die Schweiz mit Hasskommentaren im Internet umgehen?
Appell aus der Verfassung
Auch GLP-Gemeinderätin und Stadtratskandidatin Serap Kahriman, die sich bei «gemeinsam einsam» engagiert, prangerte die zunehmenden verbalen und tätlichen Übergriffe gegen muslimische und jüdische Menschen an. «‹Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen›, steht in der Schweizer Verfassung geschrieben», so Kahriman. «Wir lassen nicht zu, dass Hass, Hetze und Angst das zerstören, was wir aufgebaut haben.»
Nicht nur antimuslimischer Rassismus hat in der Schweiz stark zugenommen. Wie die Studie «Zusammenleben in der Schweiz 2024» des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt, sind auch jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger vermehrt Hass ausgesetzt.

Verschiedene Persönlichkeiten aus der politischen und religiösen Gemeinschaft Zürichs äusserten zum Schluss der Kundgebung ihre Wünsche für ein friedliches Zusammenleben in der Schweiz.
Arthur GamsaRassismus im Alltag entgegentreten
Neben Pomeranz und Kahriman ergriffen auch Vertreter des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS), der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) oder dem Zürcher Forum der Religionen das Wort.
Auch FDP-Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel, SP-Kantonsrätin Mandy Abou Shoak und FDP-Gemeinderat Përparim Avdili formulierten ihre Wünsche für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben in der Schweiz. «Ich wünsche mir, dass wir Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus im Alltag entgegentreten – dort, wo wir ihn beobachten», sagte Avdili. «Damit Menschen in unserer Stadt nicht ausgegrenzt werden, keinen Hass erfahren und sich alle sicher fühlen können.»

FDP-Gemeinderat Përparim Avdili forderte Zürcherinnen und Zürcher dazu auf, Antisemitismus und Rassismus im Alltag entgegenzutreten.
Arthur GamsaDarum wurde das Kommentarfeld deaktiviert
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