«Sabotage-Alarm» beim Flughafen: So übt die Armee den Ernstfall

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Zürich«Sabotage-Alarm» beim Flughafen: So übt die Armee den Ernstfall

1600 Armeeangehörige schützen seit Montag kritische Infrastrukturen rund um den Flughafen Zürich. Auch Polizisten schlüpfen in der Übung in die Rolle feindlich gesinnter Saboteure.

Am Dienstagabend sicherten Armeeangehörige eine Verkehrskontrollstation der Kantonspolizei Zürich.
Ein 20-Minuten-News-Scout sagte später: «Das war wie im Krieg.»
1600 Armeeangehörige standen diese Woche im Einsatz.
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Am Dienstagabend sicherten Armeeangehörige eine Verkehrskontrollstation der Kantonspolizei Zürich.

Inf Bat 61

Darum gehts

  • Von Montag bis Freitag führen Armeeangehörige der Zürcher und Ostschweizer Territorialdivision 4 eine Volltruppenübung rund um den Flughafen Zürich durch.

  • In der Übung werden Angriffe auf kritische Infrastrukturen wie Datencenter und Radarstationen trainiert.

  • Im Einsatz stehen rund 1600 Armeeangehörige.

  • Der Übungsleiter und Kommandant der Territorialdivision 4, Willy Brülisauer, warnt vor zunehmenden Risiken durch geopolitische Spannungen.

Am Dienstagabend bot sich Zürcher Autofahrenden zwischen Glattbrugg und Kloten ein ungewöhnliches Bild: Kampfschützenpanzer der Schweizer Armee sicherten im Bubenholztunnel eine Verkehrskontrollstelle der Kantonspolizei Zürich. Was wie eine Szene von einem Filmset wirkte, war Teil einer gross angelegten Volltruppenübung mit 1600 Armeeangehörigen. Das Ziel der Übung: Der Schutz kritischer Infrastrukturen rund um den Flughafen Zürich.

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Das Drehbuch der Übung ist alarmierend: Feindlich gesinnte Saboteure versuchen, wichtige Einrichtungen wie Tankanlagen, Radarstationen und Unterwerke zu sabotieren, Rechencenter zu infiltrieren oder sogar Mitarbeitende der Flugsicherung zu entführen. «Die Konsequenzen wären nicht nur für den Wirtschaftsstandort Zürich, sondern für die ganze Schweiz fatal», sagt Übungsleiter und Divisionär Willy Brülisauer.

«Das Sabotage-Risiko hat zugenommen»

«Mit der Sabotage eines oder mehrerer Datencenter könnten Gegenspieler etwa den Zahlungsverkehr in der Schweiz unterbrechen, mit der Sabotage von Radaranlagen etwa den Betrieb des Flughafens Zürich empfindlich stören oder gar unterbrechen», sagt der Kommandant der Territorialdivision 4. Der wirtschaftliche Schaden wäre enorm gross.

Aber ist das Szenario nicht etwas gar weit hergeholt? «Nein», sagt Brülisauer. «Ohne Schwarzmalerei: Wir müssen auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein.» Es sei bekannt, dass aufgrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen – insbesondere des Krieges in der Ukraine – kritische Infrastrukturen zunehmend von Spionage und Sabotage betroffen sind. «Das damit verbundene Risiko hat spürbar zugenommen – darum müssen wir uns vorbereiten.»

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Polizei hält alkoholisierten Lenker an

Um möglichst realitätsnah zu trainieren, simulierten Durchdiener-Infanteristen und 20 erfahrene Kantonspolizisten die gegnerische Seite, so Brülisauer. Eine der Aufgaben bestand darin, verdächtige Personen bei einer Verkehrskontrolle im Bubenholztunnel zu identifizieren. «Nebenbei konnte die Polizei auch alkoholisierte Lenker aus dem Verkehr ziehen.» Er sei sich bewusst, dass die Verkehrskontrolle für Aufsehen gesorgt hat: «Der Anblick eines Kampfschützenpanzers im Tunnel hinterlässt natürlich Eindruck.»

Gepanzerte Fahrzeuge standen diese Woche unter anderem auch vor einem Datencenter in Rümlang ZH. Olivier Honold, Schweiz-Manager der japanischen Firma Global NTT, betonte vor Ort die kritische Rolle solcher Einrichtungen: «Ein Ausfall könnte gravierende Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, gerade weil wir Daten von Blaulichtorganisationen, Finanzunternehmen oder Spitälern verwalten.»

Olivier Honold (3.v.l), Schweiz-Manager von Global NTT, vor dem Datencenter in Rümlang.

Olivier Honold (3.v.l), Schweiz-Manager von Global NTT, vor dem Datencenter in Rümlang.

20min/dk

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