Hockey ohne BierZuger Modell wird keine Schule machen
Der EV Zug verschärft die Hausregeln. Ab sofort ist das Essen und Trinken auf den Stehplätzen im Gästesektor untersagt. Die Massnahme ist schweizweit einmalig und wird es wohl bleiben.
Der EV Zug rüstet sich gegen Hooligans - und Gästefans: Die bereits in den Heimspielen der European Trophy getesteten Ausweiskontrollen an den Eingängen der Bossard-Arena, werden zum Start der kommenden Saison definitiv eingeführt, wie der Verein am Montag mitteilt. Während die verschärften Kontrollen breite Unterstützung erfahren, sorgt eine andere Änderung der Hausregeln für Kopfschütteln: Ab sofort herrscht für Gäste ein striktes Ess- und Trinkverbot auf den Stehplatz-Rängen.
«Wir hatten in der Vergangenheit vermehrt Fans, die ihr Bier über die Abschrankungen in Richtung Heimfans geworfen haben», begründet Miriam Strebel, Mediensprecherin des EVZ, die Massnahme. Wegen baulicher Vorschriften können die Absperrungen zwischen den einzelnen Sektoren nicht höher gebaut werden. Aus diesem Grund hätten sie sich für diese rigorose Weisung entschieden, sagt Strebel. Da in der Zuger Fanzone noch nie Bierwürfe festgestellt worden seien, müssten in dieser Zone keine Massnahmen ergriffen werden.
Gästefans drohen mit Boykott
Im Forum der EVZ-Website gehen derweil die Wogen hoch: «Das Ess- und Trinkverbot im Gästesektor geht zu weit», schreibt ein Hockeyfan. «Wegen der Dummheit einzelner Chaoten werden die Fans bestraft», beklagt sich ein weiterer Forumbesucher. Gegenüber der «Luzerner Zeitung» drohte Oliver Welker, Präsident des HC Davos-Fanclubs Unterwalden, gar mit einem Boykott der Spiele. Selbst Zuger Fans sprechen sich gegen die neue Weisung aus. «Mit solchen Verboten machen wir uns in der ganzen Schweiz unbeliebt», befürchtet ein Zuger Fan.
Während das Verbot bei den Hockeyfans für Kopfschütteln sorgt, wird bei anderen Vereinen mit Schulterzucken reagiert. Der SC Bern masse sich nicht an, die Situation aus der Ferne zu beurteilen, sagt Christian Dick, Mediensprecher des SCB. «Wir haben uns auf unsere Situation zu konzentrieren und das dortige Zuschauerverhalten zu beobachten», so Dick. Zurzeit seien solche drastischen Massnahmen bei den Bernern kein Thema.
Modell EVZ wird nicht Schule machen
Auch bei den Rapperswil-Jona Lakers steht ein Konsumationsverbot nicht zur Debatte. «Wir verlassen uns auf unsere gute Video-Überwachung», sagt der Präsident Lucas Schluep. «Fehlbare Fans können eruiert und mit einem Stadionverbot bestraft werden.» Ausserdem würden die baulichen Massnahmen die Sicherheit der Zuschauer genügend gewährleisten. «Zwischen den Fansektoren, die sich gleich nebeneinander befinden, steht eine Glaswand», so Schluep.
Im eigenen Stadion scheinen die Berner und Rapperswiler nicht mit den Problemen zu kämpfen haben, die der EVZ mit dem Verbot beseitigen will. Gröbere Änderungen der Hausregeln sind zudem bei keinen anderen Clubs bekannt. Und auch für den Eishockey-Verband ist das Verbot kein Thema. «Wir erwägen aktuell die Aufnahme der EVZ-Massnahme ins Reglement nicht», sagt Lukas Hammer, Sprecher des Schweizer Eishockeyverbandes. Ohnehin läge die Entscheidung über solche Massnahmen bei den jeweiligen Vereinen. So wie es aussieht, wird das Zuger Modell vorerst einmalig bleiben.