Ökologisch bauenZurück zum Holzhaus
Nicht nur im Minergie-Haus lässt sich ökologisch wohnen: Moderne Holzhäuser wie jene von Markus Mosimann verbrauchen sogar weniger Energie beim Bau als die Hightech-Häuser.
Minergie gilt als ultimativer Standard für das Bauen der Zukunft. Die Marke für nachhaltiges Bauen ist weltweit geschützt. Der Marktanteil an Minergie-Immobilien in der Schweiz beträgt heute rund 25 Prozent im Wohnungsbau und rund 20 Prozent bei Dienstleistungsbauten.
Darob geht allerdings vergessen: Wer seine Immobilie auf Minergie-Standard bringt, braucht zwar im Betrieb wenig Energie. Doch das Label lässt auch zu, dass energieaufwändige Baustoffe verbaut werden, womit die Menge der eingesetzten grauen Energie steigt. Der Einbau einer Komfortlüftung verstärkt zudem die Menge grauer Energie gegenüber Bauten ohne Zwangslüftungen. Dieser Punkt ist nicht zu verachten: Rund die Hälfte des Energieverbrauchs geht in der Schweiz auf das Konto des Baus und Betriebs von Gebäuden.
Umweltfreundliche Rohstoff
Genauso ökologisch im Betrieb, aber klar umweltfreundlicher in der Herstellung sind Holzhäuser. Der Grund: Der Rohstoff Holz muss nicht erst aufwändig aus Erdöl oder Kernbrennstoff hergestellt werden. Zum Vergleich: Der Bau eines einfachen Einfamilienhauses von rund 200 Quadratmetern Wohnfläche aus Beton bewirkt einen CO2-Ausstoss von 75 Tonnen. Bei einem Holzhaus beträgt die CO2-Emission bloss 15 Tonnen.
Wird zum Bau lokales Holz verwendet, verringert sich zudem die für den Transport aufgewendete Energie massiv. Der Anteil Holzhäuser am Schweizer Bau liegt aber nur bei 15 Prozent. Bei Mehrfamilienhäusern galten bis 2005 restriktive Bauvorschriften. Deshalb machen Holzkonstruktionen in diesem Segment sogar erst 5 Prozent aus.
Ein Ofen fürs ganze Haus
Eine radikalökonomische Variante des Holzbaus ist «das Holzhaus der Zukunft». Das Konzept des Unternehmers Markus Mosimann benötigt im Betrieb etwa gleich viel Energie wie ein Haus des einfachen Minergie-Standards. Es ist nicht unterkellert und besteht aus einer ausgeklügelten Holzrahmen-Konstruktion aus lokalen Materialien.
Die dampfsperrenlose Dämmung aus Zellulose-Fasern benötigt dreissig Mal weniger graue Energie für die Herstellung als herkömmliche Polystyrol-Dämmungen. Das ganze Haus kommt ohne Haustechnik und Zwangslüftung aus. Geheizt wird das ganze Gebäude mit einem einzigen Ofen – notabene mit Holz.
Kein Gestank
Doch nicht nur die Energie-Effizienz hat es Mosimann angetan. Der Verzicht auf eine dampfdichte Isolierung bewirkt ein ganzjährig angenehmes Raumklima von 50 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. Zudem wirkt Holz geruchsabsorbierend und verhindert Gerüche in den Innenräumen. Der sorgfältige Schutz des feuchtigkeitsempfindlichen Gebäudekerns macht die Häuser zudem genauso haltbar wie Steingebäude.
35 derartige «Einofen-Häuser» hat Mosimann mit seinem Team schon gebaut. Angefangen hat es vor zehn Jahren. «Eine Kundin hatte damals einen Traum: Sie wollte ihren Kindern abends am Kamin Gutenachtgeschichten erzählen. Und am Morgen sollten sie aufwachen, aber nicht durch laut schrillende Wecker, sondern weil die Mutter den Ofen einheizte» erinnert sich der Bauspezialist.
Luxus trotz Ökologie
Und so entwickelte er Einfamilienhäuser, deren zentraler Holzofen nur einmal täglich eingeheizt werden muss, und die dank optimaler Isolierung und Verglasung auch während winterlicher Ferienabwesenheiten eine Temperatur von gut 15 Grad halten.
Am Donnerstag hat Mosimann in Würenlos sein erstes «Luxusexemplar» vorgestellt. Das 200 Quadratmeter grosse Einfamilienhaus strahlt nicht Askese, sondern gehobene Heimeligkeit aus (siehe Bilderstrecke). Geöltes Eichenparkett gehören ebenso zur Einrichtung wie handgezimmerte Wandschränke mit Schubladeneinsätzen, Badezimmer, die dem Wellness-Trend entsprechen sowie eine massangefertigte Küche für höchste Ansprüche.
«Das Holzhaus der Zukunft»
Gemeinsam mit dem Journalist und Autor Marc Lettau hat der Holzunternehmer Markus Mosimann dieses Jahr das Buch «Das Holzhaus der Zukunft» publiziert. Darin kritisieren die beiden die Favorisierung von Minergie-Gebäuden. Nicht Techniken wie etwa die Komfortlüftungen sollten vorgeschrieben werden, sondern möglichst tiefe zu erreichende Energieverbrauchswerte, fordern die beiden. Zudem sollte ein viel grösseres Augenmerk auf den Energieverbrauch für den Bau des Hauses gerichtet werden.