Zyprer ziehen ihr Geld nicht ab - aus Patriotismus

Aktualisiert

BankenöffnungZyprer ziehen ihr Geld nicht ab - aus Patriotismus

Die Banken in Zypern sind nach 13 Tagen wieder offen. Der Andrang war gross. Doch von einem Bank-Run der Sparer kann derzeit keine Rede sein. Ganz im Gegenteil.

von
gux

Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen haben in Zypern nach fast zweiwöchiger Schliessung die Banken wieder geöffnet. Vor Öffnung der Kredithäuser hatten die Behörden Vorkehrungen getroffen, um allzu grosse Geldtransaktionen zu verhindern.

So dürfen Kunden maximal 300 Euro pro Tag abheben. Für Kreditkartenausgaben im Ausland gibt es eine Obergrenze von 5000 Euro. Reisende, die das Land verlassen, dürfen maximal 1000 Euro in bar mitnehmen. Die Regelungen sollten zunächst bis Mittwoch gelten, wie das Finanzministerium mitteilte.

«Ich musste so früh kommen»

Die Banken sollten am Donnerstag von 12.00 bis 18.00 Uhr Ortszeit öffnen. Vor den Kredithäusern bildeten sich lange Schlangen. Zur Unterstützung der Polizei waren vor Bankautomaten und Filialen in der Hauptstadt Nikosia Sicherheitsleute einer privaten Sicherheitsfirma im Einsatz.

Ein 70-jähriger Rentner, der sich als Ioannis ausgab, traf bereits rund zwei Stunden vor der geplanten Öffnung bei seiner Bank ein. «Ich musste so früh kommen», sagte er und erklärte, sein Dorf liege 20 Kilometer entfernt. «Was soll ich ihrer Meinung nach tun? Ständig kommen und gehen?»

«Kein Geld abgezogen, sondern deponiert»

Die Kredithäuser waren seit dem 16. März geschlossen, weil die Regierung einen Ansturm der Sparer befürchtete. Die zyprische Regierung hatte angekündigt, Bankguthaben über 100'000 Euro kräftig zu belasten, um den Eigenanteil für ein EU-Rettungspaket aufzubringen. Wie es scheint, haben sich jetzt aber viele Zyperer dazu entschlossen, ihr Geld nicht von ihrer Bank abzuziehen.

«Das Land braucht Geld, deswegen wollen viele ihre Konten unangetastet lassen, um ihrem Land zu helfen», berichtet eine Korrespondentin in Nikosia in ihrem Audiobeitrag für «Feature Stories».

«Ich habe kein Geld abgezogen, ich habe welches deponiert», sagt Kyriakos Vourghouri, Besitzer eines Minimarktes, dem Korrespondenten des britischen «Telegraph». Das Problem ist nicht Zypern, Europa ist gefährlich geworden.»

Zypern soll Notkredite über zehn Milliarden Euro erhalten. Ohne das Rettungspaket wäre die Insel pleite.

(Video: YouTube/currenttnewss) (gux/sda)

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