150 Jahre Ku-Klux-KlanRassisten mit weissen Zipfelmützen
1865 verbrachten sechs Männer Heiligabend nicht mit ihren Familien. Stattdessen gründeten sie den berüchtigten Ku-Klux-Klan.
Eigentlich wäre der 24. Dezember in den USA des Jahres 1865 die Gelegenheit gewesen, zurückzulehnen und den wiederhergestellten Frieden zu geniessen. Der Amerikanische Bürgerkrieg war endlich zu Ende und knapp vier Millionen Sklaven waren frei und zu vollwertigen Bürgen erklärt worden. Doch das passte nicht allen: Denn der plötzliche Wegfall der Arbeitskräfte schürte in den Südstaaten bei vielen Existenzängste.
Auch den sechs Freunden Calvin E. Jones, John B. Kennedy, Frank O. McCord, John C. Lester, Richard R. Reed und James R. Crowe aus Pulaski (Tennessee) erging es so. Aber statt nur tatenlos zuzusehen, gründeten sie den Ku-Klux-Klan (KKK, siehe Box 1) – in erster Linie, um für «Ablenkung und Vergnügen» zu sorgen.
Erst Zeitvertreib, dann Gewalt
Eine politische Dimension bekam der Klan, als die Gründer erkannten, dass sich ehemalige Sklaven von den nächtlichen, maskierten Ausritten der KKKler einschüchtern liessen. Sie hielten die weiss verhüllten Reiter für die Geister gefallener Soldaten der Südstaatenarmee. Die KKK-Gründer hofften nun, die Afroamerikaner vielleicht so weit treiben zu können, dass sie sich erneut in den Dienst weisser Herren begeben würden.
Die Idee stiess auf Anklang. Der Klan wuchs und bekam Ableger – zunächst in Tennessee, dann im Süden der USA, schliesslich im ganzen Land. Das Problem: Je grösser der Ku-Klux-Klan wurde, umso mehr entglitt den Gründern die Kontrolle.
Doch schon im Jahr darauf kam es zur ersten dokumentierten Gewalttat: Weil es ein Schwarzer gewagt hatte, mit einer weissen Frau auszureiten, entführen ihn KKK-Mitglieder und warfen ihn in einen Brunnen. Er musste schwören, jeden Gedanken an soziale Gleichstellung aufzugeben. Moderate Mitglieder waren entsetzt, andere befanden das Handeln der Kollegen als zu lasch.
Aktion und Reaktion
Um für Ordnung in den eigenen Reihen zu sorgen, wurde 1867 eine Art Vollversammlung einberufen, um die Leitlinien des Klans festzulegen. Man definierte die nun rund eine halbe Million Mitglieder zählende Organisation als «Institution der Ritterlichkeit, Menschlichkeit, Barmherzigkeit und des Patriotismus» und beschloss, Frauen, Schwache und Unterdrückte zu schützen, sofern es sich dabei nicht um Schwarze handelte.
Schliesslich wurde als oberstes Ziel «die Vorherrschaft der weissen Rasse» verlangt. Als Führer wurde der Ex-Plantagenbesitzer und Ex-Südstaaten-General Nathan Bedford Forrest ernannt.
Doch geklärt war damit nichts: Jede Ortsgruppe interpretierte die Statuten, wie es ihr gefiel. Manche verfolgten Afroamerikaner und ihre Helfer «nur», andere peitschten sie aus und wieder andere gingen noch einen Schritt weiter und ermordeten sie. In allen Klan-Gebieten herrschte Willkür, in vielen der Ausnahmezustand. Verfolgt wurden die Täter nie.
Verbot und Neugründung
Um dem ein Ende zu setzen, wurden 1871 die «Ku-Klux-Acts» erlassen, eine Art Anti-KKK-Gesetze. In der Folge löste Forrest den Klan offiziell auf, doch viele Untergruppen agierten kurzerhand im Untergrund weiter.
Offiziell formierte sich der Ku-Klux-Klan erst 1915 wieder, angefacht durch den Film «Die Geburt einer Nation» (siehe Box 2). Der Film verstärkte den Hass auf Schwarze und sorgte dafür, dass der rassistische Bund wieder eine breite Unterstützung in den Südstaaten bekam. Sogar Politiker schlossen sich ihm an.
Auf die Hochzeit folgt der Mitgliederschwund
Zur gleichen Zeit erweiterte der Klan sein mystisches Repertoire um das brennende Kreuz, das bis heute als sein bekanntestes Symbol gilt. Und noch etwas änderte sich: Zunehmend wandten sich die Mitglieder auch gegen andere Gruppierungen wie Einwanderer, Bürgerrechtler, Homosexuelle und Juden. In den 1960ern mutierte der Klan zu einer nationalen Bewegung mit über vier Millionen Mitgliedern, die auch versuchte, sich international mit anderen rechtsextremen Organisationen zu vernetzen.
Der Erfolg war bescheiden. Statt mit anderen gemeinsame Sache zu machen und weiter zu wachsen, gingen im Laufe der Jahre die Mitgliederzahlen zurück. Heute gehören dem KKK laut Schätzungen nur noch 5000 Klansmänner an, die vor allem gegen schwarze Kirchgemeinden vorgehen. Doch weil ihre Taten nicht mehr auf breite Unterstützung stossen, sondern vom Gesetz geahndet werden, treten sie 150 Jahre nach der Gründung kaum mehr in Erscheinung.
Für den mehrfach ausgezeichneten Dok-Film «Die Arier» sprach die Afrodeutsche Mo Asumang auch mit Mitgliedern des KKK – ein entlarvendes Interview. (Video: Youtube/MoAsumangManagement)
Der History Channel erzählt «Die geheime Geschichte» des Ku-Klux-Klans. (Video: Youtube/Der Dokukanal)
Rechtliche Situation
Rechtliche Situation
Trotz seines terroristischen Potenzials und der immer wieder vorkommenden Übergriffe wird der Ku-Klux-Klan (KKK) von den US-Behörden zwar als rassistisch, nicht aber als verfassungsfeindlich eingestuft. So können seine Mitglieder das Recht der freien Meinungsäusserung für sich in Anspruch nehmen, die sich in intensiver Propaganda artikuliert – mittlerweile in erster Linie über das Internet.
Die KKK-Mitglieder verstehen sich als verfassungstreue Patrioten. So legen sie bei der Aufnahme in den Klan auch einen Eid auf die US-Verfassung ab.

«Die Geburt einer Nation»
1915 veröffentlicht, gilt «The Clansman», so der ursprüngliche Titel, heute als finanziell erfolgreichstes Werk der Stummfilmzeit. Zudem ist er bekannt für seine filmtechnischen Innovationen. Allerdings stand der dreistündige Streifen wegen seines rassistischen Inhalts auch immer unter Beschuss.
Der Name
Der Name
Warum die Jugendfreunde sich für den Namen mit der Alliteration entschieden, lässt sich heute nicht eindeutig sagen. Am bekanntesten sind folgende Theorien:
Der Name des Klans könnte von «kyklos» kommen, dem griechischen Wort für Kreis. Das ist gut möglich, schliesslich kann das englische Wort «circle» auch für einen Zirkel von Eingeweihten stehen.
Ebenfalls überliefert ist die These, nach der der Name des KKK lautmalerisch dem Geräusch beim Spannen eines Gewehrhahns nachempfunden ist. Dagegen spricht jedoch, dass der Bund ursprünglich aus nicht gewaltätigen Motiven gegründet worden ist.