Vögel bringen Superzecke aus Afrika in die Schweiz

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Zecken-Fleckfieber-ErregerVögel bringen Superzecke aus Afrika in die Schweiz

Nach dem Fund exotischer Zecken in Deutschland sind Forscher alarmiert. Sie fürchten, die Tiere könnten sich in unseren Breitengraden etablieren.

Fee Riebeling
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Fee Riebeling
Der Fund mehrerer tropischer Zecken in Deutschland alarmiert Fachleute. Die Forscher der Universität Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr wiesen sieben Exemplare der Gattung Hyalomma nach, die ursprünglich aus Afrika stammt. (Im Bild: ein Hyalomma-Weibchen mit der typischen Streifung der Beine)
Die vergleichsweise grossen Tiere mit den auffällig gestreiften Beinen waren in diesem Jahr im Raum Hannover, in Osnabrück und in der Wetterau aufgetaucht und damit in zwei Bundesländern. (Im Bild: links die hierzulande bekannte Ixodes-Zecke, rechts eine Hyalomma-Zecke).
Gefunden wurden die Zecken allesamt an Nutztieren, an Pferden und einem Schaf.
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Der Fund mehrerer tropischer Zecken in Deutschland alarmiert Fachleute. Die Forscher der Universität Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr wiesen sieben Exemplare der Gattung Hyalomma nach, die ursprünglich aus Afrika stammt. (Im Bild: ein Hyalomma-Weibchen mit der typischen Streifung der Beine)

Lidia Chitimia-Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München

Für Menschen, die sowieso schon Angst vor Zecken haben, ist es die Schreckensmeldung schlechthin: In zwei deutschen Bundesländern haben Forscher der Universität Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) Exemplare zweier tropischen Arten entdeckt, die ursprünglich aus Afrika stammen.

«Fünf der sieben Zecken haben wir zweifelsfrei bestimmen können, vier sind der Art Hyalomma marginatum und eine der Art Hyalomma rufipes zuzurechnen. Die beiden restlichen hatte der Pferdebesitzer beim Einsammeln verloren», wird IMB-Zeckenexpertin Lidia Chitimia-Dobler in einer Mitteilung zitiert.

Bekannte Krankheitsüberträger

Die Zahl 7 klingt überschaubar, doch bei den Forschern lässt sie die Alarmglocken schrillen, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Wissenschaftler befürchten, dass sich die Blutsauger hier etablieren könnten. Denn bisher gab es in Deutschland nur zwei Einzelfunde der Tropen-Zecken – eine im Jahr 2015 und eine im Jahr 2017.

Das nun entdeckte gehäufte Vorkommen ist jedoch nicht das einzig Beunruhigende. Denn eines der Exemplare trug den Erreger des Zecken-Fleckfiebers in sich, das Bakterium Rickettsia aeschlimannii. Generell sind viele Hyalomma-Vertreter als Krankheitsüberträger gefürchtet, vor allem für das Krim-Kongo-Fieber (siehe Box).

Blinde Passagiere auf Zugvögeln

Das Team um Chitimia-Dobler vermutet, dass die Blutsauger von Zugvögeln eingeschleppt worden sind. Dass das tatsächlich möglich ist, zeigte kürzlich eine im Fachjournal «Emerging Infectious Diseases» publizierte Studie finnischer Forscher.

Für diese hatten die Wissenschaftler in den Frühjahren 2010, 2014 und 2015 mehr als 30'000 Zugvögel an Überwachungspunkten in Griechenland, Spanien, Italien, der Türkei und Israel eingefangen und auf Zecken untersucht – und wurden insgesamt 1771-mal fündig.

Die deutschen Forscher führen das Auftreten der Hyalomma-Zecke in Deutschland auf den heissen, trockenen Sommer zurück. «Wir werden sie in diesem Jahr verstärkt im Auge behalten und bereiten uns darauf vor, ihr in den nächsten Monaten womöglich noch öfter zu begegnen», sagt Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim.

In der Schweiz immer mal wieder anzutreffen

Das dürfte auch Alexander Mathis, Parasitologe an der Universität Zürich, so sehen: «Hyalomma-Zecken wurden schon 1975 vom Biologen und Parasitologen André Aeschlimann hier in der Schweiz beschrieben», erklärt er auf Anfrage von 20 Minuten. Seither seien sie hierzulande immer mal wieder angetroffen worden.

Mathis vermutet ebenfalls, dass die exotischen Blutsauger mit Zugvögeln eingereist sind. Doch auch die zunehmende Globalisierung spiele dabei eine Rolle, sagt er: «Es werden Waren hin- und hergeschickt, Menschen reisen in den Süden und Tiere werden in die Ferien mitgenommen. Das führt zu einer Häufung dieser Fälle.»

Dass sich die exotischen Zecken in unseren Breitengraden etablieren könnten, hält er aber für ausgeschlossen – zumindest solange es richtige Winter gibt: «Die Kälte macht ihnen den Garaus.»

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Was ist das Krim-Kongo-Fieber?

Das Krim-Kongo-Fieber (oder hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber) ist eine schwere virale Infektionskrankheit, die durch das gleichnamige Virus ausgelöst wird und zu den sogenannten viralen hämorrhagischen Fieber gehört.

Das Virus wird durch Zeckenstiche (vor allem vom Typ Hyalomma) übertragen, die als Reservoir funktionieren und vor allem in Asien, in Afrika und in einzelnen Regionen Europas anzutreffen sind. Die wichtigsten natürlichen Wirte des Virus sind Hasen und Igel sowie Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine und einzelne Vögel. Doch auch eine Übertragung durch Körperflüssigkeiten ist möglich. (BAG)

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