Baby wuchsen Zähne im Hirn

Aktualisiert

Medizinische RaritätBaby wuchsen Zähne im Hirn

US-Ärzte haben im Gehirn eines vier Monate alten Knaben einen ungewöhnlichen Fund gemacht: Ein Tumor liess dort Zähne entstehen.

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Links: Der Hirnscan beim vier Monate alten Baby. Rechts: Ein Zahn wird während der Hirnoperation entfernt. (Bild: The New England Journal of Medicine)

Links: Der Hirnscan beim vier Monate alten Baby. Rechts: Ein Zahn wird während der Hirnoperation entfernt. (Bild: The New England Journal of Medicine)

Ein Kleinkind aus dem US-Bundesstaat Maryland ist der erste Mensch, dem wegen eines gutartigen Tumors des Typs Kraniopharyngeom Zähne im Hirn entfernt werden mussten. Die Ärzte waren misstrauisch geworden, als der Kopf des Kleinkindes schneller wuchs, als es in diesem Alter üblich ist. Ein Gehirnscan ergab, dass sich im Kopf ein Tumor befand – und Strukturen, die wie Unterkieferzähne aussahen.

Und tatsächlich: Bei der anschliessenden Hirnoperation fanden die Mediziner im Tumor mehrere vollständig ausgebildete Zähne. Eine Analyse des Tumorgewebes ergab, dass das Kind unter einem Kraniopharyngeom gelitten hatte, einem seltenen Tumor, der grösser als ein Golfball werden kann, sich aber nicht ausbreitet.

«Das gabs noch nie»

Forscher vermuteten seit längerem, dass sich diese Tumore aus demselben Gewebe bilden, aus dem auch Zähne entstehen. Doch bislang sahen Mediziner noch nie reale Zähne in einem dieser Tumore, wie Narlin Beaty gegenüber «Live Science» erklärte. Der Hirnchirurg der Universität Maryland leitete zusammen mit Edward Ahn vom Johns Hopkins Children's Center die Operation des Babys. «Man sieht nicht jeden Tag Zähne in einem Hirntumor, bei einem Kraniopharyngeom gab es das noch nie», so Beaty weiter.

Allerdings sind mehrere andere Fälle bekannt, bei denen Tumore Zähne im Hirn wachsen liessen. Es handelte sich dabei aber ausschliesslich um sogenannte Teratome. Diese sind insofern einzigartig, als dass sie alle drei Gewebearten enthalten, die im frühen Entwicklungsstadium bei einem Embryo gefunden werden können. Kraniopharyngeome enthalten dagegen nur eine Gewebeart.

Tumore können nicht nur Zähne wachsen lassen, sondern auch Haare. Dies zeigte der Fall eines jungen Iraners, der seit seiner Geburt eine Dermoidzyste im Auge trug, aus der Haare sprossen.

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