In der SchweizFrau isst nur bio, doch ihr Körper ist voller Pestizide
Eine Analyse zeigt: In der Schweiz kann man Pestiziden nicht entgehen – nicht einmal wenn man ausschliesslich Bioprodukte konsumiert.
Die aktuellen Gesetze und Grenzwerte in der Schweiz schützten die Bevölkerung nicht ausreichend vor Pestiziden und anderen Umweltgiften, schreibt «K-Tipp» in der aktuellen Ausgabe.
In einer Analyse hat das Konsumentenmagazin die Haare von 20 Personen unterschiedlichen Alters aus der deutschen und französischen Schweiz auf über 1800 Schadstoffe untersucht.
Durchschnittlich 10 bis 20 Schadstoffe
Demnach ist es hierzulande unmöglich, sich potenziell schädlichen Substanzen zu entziehen. So wiesen die Haare der meisten Testpersonen Spuren von 10 bis 20 verschiedenen Schadstoffen auf, von denen bei chronischer Belastung ein gesundheitliches Risiko ausgehen kann.
Einige davon gelten als krebserregend, andere können – in hohen Konzentrationen – das Hormonsystem negativ beeinflussen.
Auch verbotene Substanzen nachgewiesen
Den Stoffen aus dem Weg gehen kann man auch mit einer bewussten Ernährung nicht, wie der Fall einer 77-Jährigen aus dem Thurgau zeigt. Obwohl sie einen eigenen Biogarten betreibt und sich ausschliesslich bio ernährt, wurden in ihrem Körper über 21 Risikosubstanzen gefunden.
Viele der in den Haaren nachgewiesenen Schadstoffe können von der Landwirtschaft her stammen. Im Fall der 77-jährigen Thurgauerin scheint dies plausibel, wenn man ihren Wohnort betrachtet. Gemäss Andreas Schildknecht, Leiter der K-Tipp-Testredaktion, wohnt die Dame seit Jahren im selben Dorf. Ihr Grundstück ist direkt umgeben von landwirtschaftlich genutzten Äckern, von Obstbau und einer Geflügelzucht.
«Ich bin schockiert»
Franziska Herren, die die «Initiative für sauberes Trinkwasser» lanciert hat, zeigt sich schockiert von den Ergebnissen der «K-Tipp»-Analyse: «Ich lebe auf dem Land. Die Tatsache, dass ich trotz Ernährung mit Bio-Lebensmitteln durch die Landwirtschaft einem solchen Pestizidcocktail ausgesetzt bin, ist sehr beunruhigend.»
David Brugger, Leiter des Geschäftsbereichs Pflanzenbau beim Schweizer Bauernverband, relativiert: «Es stimmt, dass es heutzutage praktisch unmöglich ist, nicht mit Umweltgiften, die sich auch in Kleidung, Verpackungen, Baustoffen, Pflegeartikeln und Genussmitteln befinden, in Kontakt zu kommen.» Er betont aber, dass in der Analyse nur ein kleiner Teil der erwähnten Stoffe aus der Landwirtschaft stamme.
Caspar Bijleveld, Biologe und Mitglied des Unterstützungskomitees der «Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide», fordert ein Umdenken: Produzenten sollten viel mehr Mittel in die Erforschung von alternativen Methoden für den Pflanzenschutz stecken und Konsumenten ihre Ernährung auf Bio umstellen.
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