Generation Z tickt immer weniger sozial

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Keine Empathie, keine SolidaritätGeneration Z tickt immer weniger sozial

Wie steht es um den Gemeinschaftssinn und das sozial Bewusstsein junger Menschen in Deutschland? Nicht gut, wie eine neue Studie belegt.

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Zum Gemeinschaftssinn gehören Kompetenzen wie Empathie, Solidarität, Akzeptanz, Hilfsbereitschaft und soziale Integration. Diese Grundlagen müssen grösstenteils in der Kindheit und der frühen Jugend erfahren und erlernt werden.
Der Gemeinschaftssinn von Jungen ist – im Vergleich zu den Mädchen – bereits im Kindesalter in Schieflage.
Der Unterschied im Hinblick auf die sozialen Kompetenzen der Geschlechter besteht auch beiJugendlichen fort.
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Zum Gemeinschaftssinn gehören Kompetenzen wie Empathie, Solidarität, Akzeptanz, Hilfsbereitschaft und soziale Integration. Diese Grundlagen müssen grösstenteils in der Kindheit und der frühen Jugend erfahren und erlernt werden.

AP/Martin Meissner

Ein bedenklicher Teil der Kinder und Jugendlichen zeigt Mängel beim Sinn für das gemeinschaftliche Miteinander. Das geht aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung hervor.

Demnach verfügen Heranwachsende zwar zu einem grossen Teil über einen positiven Gemeinschaftssinn. Allerdings haben 22 Prozent der befragten Kinder und 33 Prozent der Jugendlichen hier bedenkliche Defizite.

Die Studie zum Gemeinschaftssinn bei Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 16 Jahren ergab zudem, dass in beiden untersuchten Altersgruppen die Mädchen durchweg einen besseren Sinn für das soziale Miteinander aufwiesen. Die positiven Aspekte des Gemeinschaftssinns von Jungen liegen demnach bereits vom Kindesalter an in einer Schieflage (siehe Bildstrecke).

Eklatante Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen

Für die Studie untersuchte der Sozialpädagoge Holger Ziegler, wie Heranwachsende mit Empathie und Solidarität, aber auch mit Gleichgültigkeit und der Abwertung von Schwächeren umgehen.

Bei der Frage nach der Fähigkeit zum Mitfühlen wurden Kinder mit Aussagen konfrontiert wie «Es macht mich traurig, wenn es anderen Kindern schlecht geht» oder «Wenn ein anderes Kind traurig ist, versuche ich, es zu trösten».

• 21 Prozent der befragten Kinder zeigten nur ein geringes Empathievermögen.

• 30 Prozent der Jungen hat geringes Empathievermögen.

• 12 Prozent der Mädchen hat geringes Empathievermögen.

• 49 Prozent der befragten Kinder zeigten starke Empathie.

• 61 Prozent der Mädchen hat überdurchschnittliches Mitgefühl.

• Nur 37 Prozent der Jungen hat überdurchschnittliches Mitgefühl.

• 54 Prozent der Jugendlichen reagierten unterdurchschnittlich emphatisch auf Aussagen wie «Es nimmt mich mit, wenn ich sehe, dass ein Tier verletzt wird» oder «Es macht mich traurig, ein Mädchen/einen Jungen zu sehen, das/der niemanden zum Spielen findet».

• 69 Prozent der Mädchen zeigte starkes Mitgefühl.

• 24 Prozent der Jungen zeigte starkes Mitgefühl.

Solidarisches Verhalten gegenüber Gleichaltrigen untersuchten die Wissenschaftler mit Aussagen zur Hilfsbereitschaft.

• 20 Prozent der Befragten hatte keine positive Antwort auf Aussagen wie «Es kommt oft vor, dass ich anderen Kindern helfe» oder «Ich helfe anderen Kindern, wenn sie ungerecht behandelt werden».

• 30 Prozent der Jungen zeigte sich unsolidarisch.

• Nur 16 Prozent der Mädchen zeigte sich unsolidarisch.

• 36 Prozent der Jugendlichen beantwortete abschlägig Fragen wie «Ich helfe gerne, wenn andere verletzt, krank oder traurig sind» oder «Ich teile gerne mit anderen».

• 47 Prozent der Jungen stimmten mit dieser ablehnenden Haltung überein.

• 24 Prozent der Mädchen stimmten mit dieser ablehnenden Haltung überein.

Den Forschern zufolge ergaben die Befragungsergebnisse bei der Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen anderer ein noch bedenklicheres Bild:

• 70 Prozent aller befragten Kinder waren zumindest teilweise gleichgültig gegenüber Leidtragenden und hatten für deren Problemlagen lediglich ein «selber schuld» übrig.

Stark überzeugt von dieser Haltung waren:

• 22 Prozent der Kinder

• 21 Prozent der Jugendlichen. (kle/afp)

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