Wunder der NaturTodesfinger bahnt sich seinen eisigen Weg
In der Antarktis wachsen Eiszapfen bis an den Meeresgrund und bereiten Kleintieren einen grausigen Gefriertod. Einem Filmteam sind erstmals Aufnahmen des Naturspektakels gelungen.
Eiszapfen kommen nicht nur an der Luft, sondern auch in den Eismeeren vor. Obwohl ihr Entstehungsprozess erforscht ist, existierten bisher keine Aufnahmen des Phänomens. Einem BBC-Filmteam ist dies nun mithilfe einer Zeitrafferkamera gelungen. Vor Little Razorback Island in der Antarktis beobachteten sie, wie sich ein sogenannter Eisstalaktit innert weniger Stunden seinen Weg an den Meeresboden bahnte und dort einen tödlichen Eisteppich formte. Glücklose Seesterne und Seeigel blieben darin stecken und erfroren schliesslich, fast gänzlich von Eis umgeben.
Eisstalaktiten entstehen, wenn Meerwasser gefriert. Bei diesem Prozess wird viel Salz an das umliegende Wasser abgegeben, was dessen Dichte erhöht und den Gefrierpunkt herabsetzt. Durch die höhere Dichte sinkt es ab und formt einen Tunnel mit sehr kaltem Wasser, der wiederum umliegendes Meerwasser gefriert. In ruhigen Gewässern bildet sich der Tunnel so vertikal bis an den Boden fort und breitet sich dort weiter aus, bis er den tiefsten Punkt erreicht. Dort entsteht der für Meeresgetier verhängnisvolle Eisteppich.
Filmer Hugh Miller berichtete gegenüber BBC von den anspruchsvollen Arbeitsbedingungen. Die Stelle, wo die einzigartigen Aufnahmen entstanden, war schwer zugänglich und befand sich weit weg vom Einstiegsloch. Die Ausrüstung sei sehr schwer, weil die Zeitrafferkameras für einige Stunden auf dem Meeresboden fixiert werden müssen. Hin und wieder gesellten sich Robben dazu, die sowohl Eisstalaktiten als auch Kameras umstiessen. Doch er und sein Partner wurden für ihre Mühen reich belohnt: «Wir konnten buchstäblich zusehen, wie er vor unseren Augen wuchs», sagte er.
Little Razorback Island in der Antarktis: