Maya-KalenderUnd die Welt geht doch unter!
Eine Maya-Inschrift versorgt die Weltuntergangs-Propheten, die das Ende der Zeiten im Dezember 2012 erwarten, mit frischer Munition. Nur eine Fehlinterpretation, sagen Forscher.
Das archäologische Institut Mexikos hat bestätigt, dass es eine zweite Inschrift der Maya gibt, die sich auf eine Art Weltuntergang im Jahr 2012 beziehen könnte. Gleichzeitig betonten die Forscher am 24. November noch einmal, bei den Gerüchten über das Ende der Welt im Dezember 2012 hätten westliche Gedanken die kosmologische Vision der Maya verzerrt. Es handele sich um eine westliche Fehlinterpretation des Maya-Kalenders.
In Berichten über eine Vorhersage der Maya, dass Ende 2012 die Welt untergehe, was beispielsweise den deutschen Regisseur Roland Emmerich zu seinem Katastrophenfilm «2012» inspirierte (siehe Trailer oben), wird meist nur eine Inschrift von einer Steintafel aus Tortuguero im Staat Tobasco am Golf von Mexiko zitiert. Es gebe aber noch eine weitere Inschrift auf einem Ziegelstein, der in den nahe gelegenen Ruinen von Comalcalco gefunden worden sei, erklärten die Archäologen. Der Tempel ist ungewöhnlich, weil er aus Ziegeln gebaut wurde.
Bedeutung der Inschrift umstritten
Über den sogenannten «Comalcalco-Ziegel» wird unter Experten gestritten. Viele bezweifeln, dass es sich bei der Inschrift um eine Referenz auf den 21. bzw. 23. Dezember 2012 handelt, dem Zeitpunkt an dem manche befürchten, die Welt könne untergehen. Sprecher des Archäologischen Institutes, Arturo Mendez, sagte, die Inschrift sei bereits vor Jahren entdeckt und eingehend untersucht worden. Sie wird im Institut aufbewahrt und ist nicht ausgestellt.
«Manche gehen davon aus, dass es ein weiterer Verweis auf 2012 ist, aber ich bin mir da nicht so sicher», sagte David Stuart, Spezialist für Inschriften der Maya an der Universität von Texas in Austin. Das Datum auf dem Stein stimmt mit dem Ende des 13. Baktun überein, einem Zyklus von 394 Jahren (siehe Infobox). Die 13 war für die Maya darüber hinaus eine heilige Zahl. Der Kalender der Maya beginnt 3114 vor Christus; der 13. Baktun endet damit am 21. oder 23. Dezember 2012.
Kein Verweis auf die Zukunft
Das Datum könne sich jedoch auch auf Tag und Monat eines anderen Jahres beziehen. «Es gibt keinen Grund, weshalb sich das Datum nicht auf ein vergangenes historisches Datum bezieht», fügt Stuart hinzu. Eine Hieroglyphe auf dem Stein könnte das Maya-Verb huli repräsentieren, das bedeutet: «er / sie / es kommt an». Doch im Gegensatz zu der Inschrift aus Tortuguero fehle der Verweis auf die Zukunft.
Beide Inschriften wurden vor etwa 1300 Jahren angefertigt und geben Rätsel auf. Der Stein aus Tortuguero verweist bestimmt auf das Jahr 2012 und ein Ereignis, dass mit dem Gott des Krieges und der Erschaffung, Bolon Yokte, zusammenhängt. Allerdings ist die Inschrift nicht ganz erhalten. Die letzten Hieroglyphen könnten «Er wird vom Himmel herabsteigen» bedeuten. Die Inschrift aus Comalcalco ist merkwürdig, weil der Stein mit der Inschrift nach innen vermauert wurde oder mit Stuck überdeckt war, womöglich, um sie zu verbergen.
Darstellung des Maya-Kalenders mit den Zyklen des Tzolkin- und des Haab-Kalenders
(Quelle: www.gertomat.de) (dhr/dapd)
Der Maya-Kalender
Das komplexe Kalendersystem der Maya bestand aus nicht weniger als drei verschiedenen Kalendern: Dem «Tzolkin»-Kalender für rituelle Zwecke, der einen Zyklus von 260 Tagen aufweist, dem zivilen «Haab»-Kalender (365 Tage) und schliesslich für längere Zeiträume der sogenannten Langen Zählung.
Alle Kalender beruhten auf einem Zwanzigersystem. Dies sind die Einheiten der Langen Zählung:
1 k'in (1 Tag)20 k'in = 1 uinal (20 Tage)18 uinal = 1 tun (360 Tage; hier ist die 20er-Regel für einmal durchbrochen, da 1 «tun» auf diese Weise ziemlich genau einem Jahr entspricht)20 tun = 1 k'atun (7200 Tage)20 k'atun = 1 baktun1 baktun entspricht somit einem Zeitraum von 144 000 Tagen oder rund 394 Jahren. Die Schreibweise 9.12.11.5.18 z.B. bedeutete 9 Baktun 12 Katun 11 Tun 5 Uinal 18 Kin. Der Anfangspunkt des Kalenders liegt bei 13.0.0.0.0 (in unserem gregorianischen Kalender der 11. oder 13. August 3114 v. Chr.) und nicht etwa bei 0.0.0.0.0, da die 13 für die Maya eine besondere religiöse Bedeutung hatte. Das nächste Mal wird dieses spezielle Datum 13.0.0.0.0 auf den 21. oder 23. Dezember 2012 fallen dies der Grund für die Gerüchte über einen Weltuntergangstag.
Allerdings haben die Maya-Mathematiker selber kalendarische Ereignisse weit über dieses Datum hinaus berechnet, was bei einem Weltuntergang wenig Sinn hätte. Überdies spielen auch die beiden anderen Kalender eine Rolle: So korreliert das Anfangsdatum 13.0.0.0.0 mit den Angaben 4 Ahau 8 Cumku aus dem Tzolkin- und dem Haab-Kalender. Diese insgesamt drei Zyklen treffen jedoch im Jahr 2012 nicht aufeinander: Dann fällt das Datum 13.0.0.0.0 auf 4 Ahau 3 Kankin.
(Quelle: Wikipedia.org)
Die Maya
Das indigene Volk der Maya entwickelte in Mittelamerika zwischen 400 und 900 n. Chr. eine blühende Hochkultur. In dieser Ära bauten die Maya, die in einer Vielzahl von Kleinstaaten organisiert waren, mehrere grosse Städte wie Chichén Itzá, Yaxchilán und Palenque. Sie verfügten über eine eigene Schrift, eine entwickelte Mathematik und einen komplexen Kalender. Sie unterhielten aufwändige Bewässerungssysteme und bauten gewaltige Tempel. Etwa um 900 herum gaben die Maya ihre grossen Städte auf und hörten auf, Monumentalbauwerke zu errichten. Möglicherweise waren ökologische Gründe für diesen Niedergang verantwortlich.
Als die spanischen Eroberer ab 1511 in das Siedlungsgebiet der Maya vordrangen, zerstörten sie die Mehrzahl der schriftlichen Dokumente dieser Hochkultur, so dass nur noch Teile von vier Maya-Codices erhalten sind. Heute leben rund 6,1 Millionen Maya auf der Yucatán-Halbinsel, in Belize, Guatemala und Honduras.