Tote Vaper – US-Behörde nennt mögliche Ursache

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Vitamin-E-AcetatTote Vaper – US-Behörde nennt mögliche Ursache

Ist das Rätsel um 42 tote und über 2000 schwer erkrankte E-Zigi-Konsumenten gelöst? Die US-Gesundheitsbehörde glaubt, die Ursache identifiziert zu haben.

F. Riebeling
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F. Riebeling
57 Tote und über 2000 schwer lungenkranke Personen bereiten der US-Gesundheitsbehörde CDC Sorgen: Was hat ihrer Gesundheit so stark zugesetzt? Und: War wirklich der Konsum von E-Zigaretten dafür verantwortlich? Einige Antworten darauf scheinen nun gefunden.
Es gebe «direkte Belege» dafür, dass ein aus Vitamin E gewonnenes und gewissen E-Zigi-Liquids beigemischtes Öl – sogenanntes Vitamin-E-Acetat (Tocopherylacetat) – die Gesundheitsbeschwerden hervorgerufen habe, so Anne Schuchat, stellvertretende Direktorin der CDC, in einer Mitteilung.
Schon früh hatte sich abgezeichnet, dass der Verursacher der schweren Lungenschäden in Liquids stecken könnte, die nicht aus dem regulären Handel stammen. Im September 2019 war der Verdacht auf Vitamin E gefallen, das in THC-haltigen Liquids nachgewiesen wurde. (Im Bild: aus dem Verkehr gezogene Schwarzmarkt-Liquids)
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57 Tote und über 2000 schwer lungenkranke Personen bereiten der US-Gesundheitsbehörde CDC Sorgen: Was hat ihrer Gesundheit so stark zugesetzt? Und: War wirklich der Konsum von E-Zigaretten dafür verantwortlich? Einige Antworten darauf scheinen nun gefunden.

iStock/vm

Was hat die Lungenprobleme ausgelöst, an denen laut der US-Gesundheitsbehörde CDC bislang 42 E-Zigaretten-Konsumenten starben und mindestens 2175 Dampfer in 49-US-Bundesstaaten erkrankten? Die Antwort scheint endlich gefunden.

Es gebe «direkte Belege» dafür, dass ein aus Vitamin E gewonnenes und den E-Zigi-Liquids beigemischtes Öl – sogenanntes Vitamin-E-Acetat (Tocopherylacetat) die Gesundheitsbeschwerden hervorgerufen habe, so Anne Schuchat, stellvertretende Direktorin der CDC, in einem Pressebriefing. Sie spricht von einem «Durchbruch».

Verdacht bestätigt

Bei einer Untersuchung von Proben von Lungenflüssigkeit von 29 Erkrankten aus 10 Bundesstaaten sei der Stoff in allen Proben gefunden worden. «Es handelt sich um das erste Mal, dass wir eine mögliche besorgniserregende Chemikalie in Proben von Patienten mit diesen Lungenkrankheiten entdeckt haben», teilt die CDC mit.

Schon früh hatte sich abgezeichnet, dass der Verursacher der schweren Lungenschäden in Liquids stecken könnte, die nicht aus dem regulären Handel stammen. Bereits Anfang September 2019 war der Verdacht auf Vitamin E gefallen, das in THC-haltigen Liquids nachgewiesen wurde. Auch 20 Minuten berichtete darüber.

Nun wurde dieser Verdacht bestätigt. Es seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig, so das CDC. Es sei nicht auszuschliessen, dass auch weitere Chemikalien zu den Erkrankungen beitrügen.

«Wir hatten Glück, dass es solche Fälle nicht hier gab»

Herr Henkler-Stephani*, wie sicher ist es, dass das Vitamin-E-Acetat in den beanstandeten THC-Liquids für die Todesfälle verantwortlich ist?

Es wurde bei den schweren Fällen in der Lungenflüssigkeit nachgewiesen. Damit ist ein deutlicher Hinweis auf die Kausalität gegeben. Ein abschliessender Beweis ist das aber noch nicht. Auch andere Stoffe könnten eine Rolle spielen.

Was hat der Stoff im E-Zigi-Liquid zu suchen?

Nichts, vor allem nicht in so grosser Menge. In einigen Liquids lag der Vitamin-E-Acetat-Gehalt zwischen 31 und 88 Prozent. Gleichzeitig war der THC-Gehalt niedriger als angegeben. Das deutet darauf hin, dass der Stoff zum Strecken diente – womöglich als Folge von Ernteausfällen, Preissteigerungen und Lieferengpässen bei Cannabis, die es dieses Jahr in den USA gab.

Kann so etwas auch hierzulande passieren?

Sofern es sich um illegale oder Schwarzmarktprodukte handelt, wäre ich mir da nicht sicher. Zwar ist das Hinzufügen von Vitaminen in Liquids in Europa verboten. Den Schwarzmarkt interessiert das aber nicht. Ich kann nicht ausschliessen, dass auch in Europa Haschöl oder manipulierte Produkte mit speziell ausgerichteten Verdampfern konsumiert werden (siehe Box). Vielleicht hatten wir auch Glück, dass es solche Fälle nicht in Europa gab.

Müssen Dampfer Angst haben?

Nicht, wenn sie gängige E-Zigis und Liquids nutzen. Besonders sicher wäre es natürlich, bei Produkten zu bleiben, die bereits schon über Wochen und Monate ohne Probleme gedampft wurden. Man darf nicht vergessen: Wir reden hier nicht von Risiken des E-Zigi-Konsums, sondern von solchen, die sich aus besonderen Formen des Konsums von Cannabis ergeben haben. THC-Liquids sind öliger als klassische und nur mit angepassten Geräten, wie z.B. den sogenannten Oil Vape Pens, inhalierbar. Aber natürlich gibt es auch bei klassischen E-Zigaretten Risiken für die Gesundheit. Die sind zwar deutlich geringer als bei Tabakzigaretten, aber es gibt sie.

Missbrauch auch in Europa

13 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren mussten im deutschen Bremerhaven nach der missbräuchlichen Verwendung von E-Zigaretten ins Spital. Sie litten an Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen, Herzrasen und Schwindel. Sie hatten ein Liquid verdampft, dem synthetisches Cannabinoid – auch bekannt als «Spice» – in Reinform sowie ein starkes Schmerzmittel beigefügt war. Die Wirkung war besonders stark, da die Jugendlichen die E-Zigaretten so eingestellt hatten, dass eine besonders tiefe Inhalation möglich war.

Frank Henkler-Stephani ist Experte beim Bundesinstitut für Risikobewertung (D).

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