Mittelstand: Bund will Steuervorteile bei Vorsorge abschaffen

Aktualisiert

AlterskapitalBund prüft, Steuervorteile bei zweiter und dritter Säule abzuschaffen

Der Bundesrat prüft eine Reform der Altersvorsorge, die Steuerprivilegien bei der Auszahlung von Pensionskassen- und Säule-3-Geldern stark einschränken soll.

Darum gehts

  • Der Bundesrat prüft eine umfassende Reform der freiwilligen Altersvorsorge.
  • Die Reform zielt darauf ab, Steuerprivilegien bei der Auszahlung von Pensionskassen- und Säule-3-Geldern einzuschränken.
  • Besonders betroffen wären Gutverdiener, deren Steuerbelastung sich teilweise verdreifachen könnte.

Der Bundesrat prüft, die Steuervergünstigungen bei der freiwilligen Altersvorsorge deutlich zu reduzieren. Besonders betroffen wären Grossverdiener und der Mittelstand, die bei der Auszahlung ihrer Pensionskassen- und Säule-3-Gelder künftig deutlich höhere Steuern zahlen müssten. Die Reform wird derzeit geprüft und soll voraussichtlich 2025 in die Vernehmlassung gehen.

Die Pläne, die von einer Expertenkommission unter Serge Gaillard ausgearbeitet wurden, werden von Finanzministerin Karin Keller-Sutter in ihrer Funktion als Finanzministerin weiterverfolgt.

Gutverdiener und Mittelstand

Für viele, insbesondere Gutverdiener und den Mittelstand, würde dies eine deutlich höhere Steuerbelastung bedeuten, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. So zahlt aktuell jemand mit einem Einkommen von 140'000 Franken und einer Auszahlung von 350'000 Franken 6580 Franken Bundessteuern.

Nach der neuen Regelung wären es 17'800 Franken – also eine Verdreifachung der Belastung. Wer das Alterskapital clever gestaffelt bezieht, könnte dadurch weniger profitieren, da diese Möglichkeit für mittlere Einkommen unattraktiv wird.

Mehreinnahmen von 250 Millionen Franken

Die Reform wurde von einer Expertenkommission unter der Leitung von Serge Gaillard erarbeitet und soll dem Bund jährliche Mehreinnahmen von etwa 250 Millionen Franken bringen. Ein weiterer zentraler Punkt der Reform ist die Verhinderung von Steuertricks, wie das gezielte Senken des Einkommens im Bezugsjahr durch geplante Renovierungen, um Steuern zu sparen. Diese Möglichkeit soll künftig unterbunden werden.

Keller-Sutter habe der Reform bereits zugestimmt und der Bundesrat die entsprechenden Vorschläge kürzlich genehmigt. Besonders betroffen wären Grossverdiener, bei denen sich die Steuerbelastung vervierfachen könnte. Eine Person mit einem Einkommen von 250'000 Franken müsste bei einem Bezug von 350'000 Franken neu 29'000 Franken an Steuern zahlen, statt wie bisher 6850 Franken, rechnet die «SonntagsZeitung» aus. Für Geringverdiener könnte die Reform jedoch eine Entlastung bringen, da sie in vielen Fällen weniger Steuern zahlen würden als bisher.

Hast du bereits Geld in die dritte Säule eingezahlt?

Kritik aus der Finanz- und Versicherungsbranche

Die geplante Reform stösst auf heftigen Widerstand in der Finanz- und Versicherungsbranche. Banken und Versicherungen, die von der dritten Säule als stabile Einnahmequelle profitieren, warnen davor, dass die Steueranreize für die Altersvorsorge drastisch reduziert würden. Jan Langlo, Direktor der Vereinigung der Privatbanken, bezeichnet die Reform als «skandalös» und warnt, dass der Anreiz zur Eigenvorsorge sinken und die Abhängigkeit von Sozialleistungen zunehmen könnte. Auch der Versicherungsverband sieht die Reform kritisch, da sie das bewährte Drei-Säulen-System schwächen könnte.

Experten befürchten, dass weniger Menschen in die zweite oder dritte Säule einzahlen werden, wenn die Steueranreize wegfallen. Zudem könnte der Mittelstand verärgert reagieren, da bisher versprochene Steuervergünstigungen bei der Altersvorsorge eingeschränkt würden.

In einer früheren Version des Artikels könnte der Eindruck entstanden sein, der Bundesrat habe bereits den Reformplänen zugestimmt. Korrekt ist, dass die Reformvorschläge derzeit geprüft werden und voraussichtlich im Januar 2025 in die Vernehmlassung gehen.

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Jonas Bucher ist Blattmacher stellvertretender Co-Leiter des Newsdesks bei 20 Minuten. Er ist seit 25 Jahren in der Medienbranche tätig und 20 Minuten stets treu geblieben.

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