Luxus-FoodPromis sind verrückt nach Globus-Honig für 1900 Franken
Manuka-Honig ist auch bei uns im Laden erhältlich und soll verstärkt antibakteriell wirken, Magenbeschwerden lindern oder schöne Haut machen. Promis lieben ihn, ein Schweizer Imker hält wenig davon.
Manuka-Honig aus Neuseeland und Teilen Australiens zählt zu den beliebtesten Luxus-Food-Produkten – wegen der ihm nachgesagten gesundheitlichen Vorteile. Der Honig, der nicht nur im kulinarischen, sondern auch im kosmetischen und medizinischen Bereich eingesetzt wird, fällt durch hohe Preise auf und wird immer häufiger gefälscht.
Zu den Manuka-Honig-Fans gehören gut betuchte Leute, wie Schauspielerin Gwyneth Paltrow, Sänger Bill Kaulitz, Herzogin Meghan Markle oder Tennis-Star Novak Djokovic. Im Globus am Zürcher Bellevue kostet ein 230-Gramm-Glas Manuka-Honig MGO 2050+ von The True Honey Co. aus Neuseeland satte 1900 Franken.
Wofür soll Manuka-Honig gut sein?
Aufgrund seines hohen MGO-Gehalts (siehe Infobox) wird dem Honig eine stärkere antibakterielle Wirkung nachgesagt, weshalb er für die Behandlung von Wunden und Entzündungen eingesetzt wird. Gleichzeitig soll er das Immunsystem stärken, bei Magen-Darm-Beschwerden helfen und Hautirritationen sowie Akne reduzieren. Dies ist jedoch nicht belegt.

Lediglich die antibakteriellen Eigenschaften von Manuka-Honig und sein Nutzen in der Wundheilung wurden in Studien untersucht. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat ihn als medizinisches Produkt für Wundverbände zugelassen. Auch in Europa ist er je nach Anwendung als Medizinprodukt klassifiziert. Der in der Medizin verwendete Manuka-Honig unterscheidet sich aber von dem, der als Lebensmittel verkauft wird: Er ist sterilisiert und auf Reinheit getestet.
Manuka-Honig: Wofür stehen MGO und UMF?
Wieso ist Manuka-Honig so teuer? Und wie schmeckt er?
Wir konnten das Luxusprodukt im Globus testen. Das Fazit von Food-Redaktorin Luise fällt wenig spektakulär aus: Er schmeckt einfach wie sehr feiner Honig. Melody Soltani, Geschäftsführerin von The True Honey Co., erklärt uns bei der Verkostung, warum der Honig so teuer ist. «Unsere Preise entstehen durch den geleisteten Aufwand.» Die Blüten der Manuka-Pflanzen blühen demnach nur maximal zwei Wochen, die Bienenstöcke müssen passend dafür platziert werden. «In manchen geheimen Gebieten werden Imker mit Schlafbrillen eingeflogen, damit sie nicht sehen, wo sie gerade sind.»
Imker und Bienen werden auch mal per Heli in Gebiete eingeflogen: «Nur so erhalten wir ein solch hoch konzentriertes Produkt. Viele Gebiete sind gar nicht befahrbar», erklärt Soltani. Das Produkt für 1900 Franken gibts an Händler nur auf Nachfrage, «3,5 Wochen kann man davon essen, wenn man täglich einen Teelöffel nimmt.»
Würdest du so viel Geld für ein Glas Honig ausgeben?
«Ich würde dafür keinen Rappen ausgeben»
Adrian Frutiger, ehemaliger Intensivmediziner und Anästhesiologe und heutiger Hobbyimker, sieht den Manuka-Hype sehr kritisch: «Als hiesiger Hobbyimker kann man nur staunen (...), mit welch aggressivem Marketing ein mittelmässiges Produkt zum Kultartikel hochstilisiert und schamlos teuer vermarktet wird», schreibt Frutiger in einem Artikel für die Schweizerische Bienen-Zeitung.
Er erklärt uns: «Wissenschaftlich erwiesen ist lediglich, dass MGO im Labor bestimmte Bakterien abtötet, also eine Wirkung in vitro. Klinische Untersuchungen bei erkrankten Menschen sind mir nicht bekannt.»

Bienen Schweiz empfehle 15 Franken pro 500 Gramm, so Frutiger. Daran halte er sich. «Für Manuka-Honig würde ich keinen Rappen ausgeben. Schon nur, weil meine Bienen noch selbst fliegen dürfen und nicht per Helikopter ins Sammelgebiet geflogen werden.»
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Luise Faupel (luf) arbeitet seit 2017 für 20 Minuten. Sie ist Eat & Drink-Redaktorin im Lifestyle-Ressort und schreibt über Food-Trends und Ernährung.
