Bewilligungen nehmen zu: Sportschiessen und Kriegsangst: Schweizer kaufen mehr Waffen

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Bewilligungen nehmen zuSportschiessen und Kriegsangst: Schweizer kaufen mehr Waffen

In der Schweiz legen sich mehr Menschen eine Waffe zu. Das zeigen die Zahlen zu den Waffenerwerbsscheinen. Die Gründe sind vielfältig – und haben auch mit drohendem Krieg zu tun.

Darum gehts

  • Mehr Schweizerinnen und Schweizer kaufen Waffen.
  • Das zeigt sich in der Anzahl erteilter Waffenerwerbsscheine, die in mehreren Kantonen 2024 gestiegen ist.
  • Der Grund für den Anstieg lässt sich nicht klar benennen: Bei der Polizei vermutet man, dass die weltpolitische Lage eine Rolle spielen könnte.
  • Waffenhändler führen den Anstieg hingegen auf mehr Interesse am Sportschiessen zurück.

In der Ukraine spitzt sich der Krieg zu, das Sicherheitsgefühl vieler Menschen in Europa nimmt ab – und in der Schweiz kaufen sich die Leute vermehrt Waffen.

Das zeigen Zahlen aus mehreren Kantonen, die 20 Minuten angefragt hat. Was steckt hinter diesem Trend – und gibt es einen Zusammenhang zur aktuellen Weltlage?

Mehrere Kantone verzeichnen Anstieg

Wofür braucht man einen Waffenerwerbsschein?

Um eine Pistole, eine Selbstladebüchse, eine Pump-Action-Waffe, einen Revolver oder eine Selbstladeflinte zu kaufen, benötigt man zuerst einen Waffenerwerbsschein. Dafür muss beim Kanton oder teilweise bei der Gemeinde ein Gesuch eingereicht werden.
Wer sich hingegen eine Soft-Air-Waffe, Schreckschusspistole, Paintballwaffe oder einen Handrepetierer für die Jagd kauft, braucht hierfür lediglich einen schriftlichen Vertrag.
Als verbotene Waffen zählen unter anderem halbautomatische Gewehre, Serienfeuerwaffen, Elektroschockgeräte oder aber Schmetterlingsmesser und Dolche mit symmetrischer Klinge. Hierfür können Ausnahmebewilligungen für etwa Sportschützen oder Sammlerinnen erteilt werden.

Führt die aktuelle Weltlage zu mehr Waffenkäufen?

Es gibt keine klare Antwort darauf, weshalb sich mehr Schweizerinnen und Schweizer Waffen kaufen – der Erwerb muss nirgends begründet werden. Von der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden heisst es auf Anfrage jedoch, dass ein Anstieg «möglicherweise mit dem allgemeinen Sicherheitsgefühl in einem Zusammenhang stehen» dürfe.

Die Kantonspolizei St. Gallen vermutet ähnliches: «Wir gehen davon aus, dass auch die allgemeine Weltlage in die Überlegungen zum Waffenerwerb einfliesst», sagt Polizeisprecher Florian Schneider der «Linth-Zeitung». Beispielsweise dürfte der Krieg in der Ukraine dabei mitschwingen, erklärt er.

Schusswaffen in der Schweiz

Wie viele Waffen sich in Schweizer Haushalten befinden, lässt sich nicht genau sagen – dafür fehlt ein zentrales Waffenregister. Eine Studie von 2018 der Genfer Nichtregierungsorganisation «Small Arms Survey» schätzt jedoch, dass sich etwa 2,3 Millionen Waffen in privaten Händen befinden.

Schiesssportbegeisterte Schweizerinnen und Schweizer

Im Gespräch mit mehreren Waffenhändlern heisst es hingegen immer wieder, Kriegssorgen seien beim Waffenkauf bisher kein Thema gewesen. Aus ihrer Sicht drängt sich eher ein anderer Auslöser in den Vordergrund: «Wir beobachten ebenfalls einen Anstieg der Verkaufszahlen, den wir insbesondere auf den Schiesssport zurückführen können», erklärt etwa Alexander Ambauen, Inhaber des Waffengeschäfts «Gunlex» in Beckenried (NW).

Dies habe seines Erachtens vor allem mit den Lockerungen in den Regeln des Schweizer Schiesssportverbands zu tun (siehe Box). So könne man seit wenigen Jahren auch mit «modernen Pistolen» Sport machen, erklärt Ambauen. Viele seiner Neukunden kämen zu ihm ins Geschäft, weil sie Lust hätten, die Sportart auszuprobieren.

Lockerungen für Pistolen im Sportschiessen

Während früher nur Sportpistolen oder Dienstwaffen der Armee beim Sportschiessen eingesetzt werden durften, gelten seit 2022 lockerere Regeln. Seither können jegliche Marken und Pistolentypen – also auch etwa Glocks und Berettas – verwendet werden. Sie müssen einzig von den Massen her in einen Prüfkasten hereinpassen und Kaliber 9 mm sein.

Das sieht auch der Schweizerische Büchsenmacher- und Waffenfachhändlerverband (SBV) ähnlich: Eine Zunahme bei den einzelnen Schiesssportdisziplinen sei spürbar – auch aufgrund der «grossartigen Erfolge im Sportschiessen an den letzten olympischen Spielen», wie Vizepräsident Christoph Gilgen gegenüber 20 Minuten sagt.

Rekordbesucherzahl und Interesse an Tradition

Einen Anstieg in ihren Mitgliederzahlen beobachtet auch der Schweizer Schiesssportverband. Ein Indiz für die zunehmende Beliebtheit des Sportschiessens war das Feldschiessen 2024: Mit über 135’000 Besucherinnen und Besucher wurde ein Rekord verzeichnet – so viele Teilnehmende habe es seit 2009 nicht mehr gegeben.

«Die Schützenvereine bestehen seit Jahrzehnten und das Feldschiessen hat vielerorts einen Volksfestcharakter, welcher sich über Generationen kaum verändert hat. Wir merken nun, dass die Menschen seit Corona wieder vermehrt Interesse an alten, sicheren Werten und Traditionen haben», sagt Kommunikationschef Philipp Ammann.

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Christina Pirskanen (pir) arbeitet seit 2022 für 20 Minuten. Sie ist seit Januar 2024 Redaktorin in den Ressorts Politik sowie News und Gesellschaft.

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