Openair-KinoSchweizer Ingenieure erfanden klappbare Leinwand für Alpenblick
Am Zürichsee klappt die Leinwand am 17. Juli wieder hoch, wenn es eindunkelt. Den Tag hindurch muss sie unten bleiben – damit die Sicht aufs Alpenpanorama frei ist.
Darum gehts
- Die aufklappbare Leinwand des Openair-Kinos am Zürichsee sorgte für Diskussionen, weil sie die Sicht auf das Alpenpanorama hätte einschränken können.
- Seit den 1990er-Jahren reist die Leinwand um die Welt und war bereits in 13 Ländern auf 5 Kontinenten im Einsatz.
- 2021 blockierte das Containerschiff Ever Given den Suezkanal, wodurch die Leinwand in Singapur feststeckte.
- Dank einer Ersatzleinwand aus Brasilien konnte das Openair-Kino in Zürich dennoch stattfinden.
Wenn der zwielichtige Geschäftsmann Zsa-Zsa mit seinem Flugzeug über Osteuropa abstürzt und sich trotzdem nach Ägypten weiterkämpft, staunt das Publikum am Zürichsee über den Abenteuerfilm «The Phoenician Scheme». Was jedoch kaum jemand am Openair-Kino von Allianz Cinema weiss: Die aufklappbare Leinwand vor ihnen hat eine ganz ähnliche Odyssee hinter sich.

Ende der 1980er-Jahre hat ein Schweizer Ingenieursbüro einen speziellen Auftrag erhalten. Es sollte im Auftrag des Veranstalters eine Kinoleinwand kreieren, die sich auf- und zuklappen lässt. Denn Gegner des Openair-Kinos monierten damals, dass eine dauerhaft aufgestellte Leinwand tagsüber den Blick vom Zürichhorn auf das Alpenpanorama versperren würde. Darum verschwindet die 40 Tonnen schwere und 350 Quadratmeter grosse Konstruktion auch dieses Jahr wieder, bis es am Zürichsee dunkel wird.
Hast du schon mal ein Openair-Kino besucht?
Containerschiff Ever Given blockierte die Leinwand
Vom 17. Juli bis zum 17. August ist die Kinoleinwand in Zürich zum 35. Mal im Einsatz. Danach verschwindet sie jedoch nicht etwa in einer Lagerhalle, sondern reist auf fünf Containern verteilt um die Welt, immer der Sonne nach. «In unseren Breitengraden wird oft vergessen, dass es pro Kalenderjahr zwei Sommer gibt – einen auf der Nordhalbkugel und einen auf der Südhalbkugel», erklärt ein Mitarbeiter von Cinerent, der Veranstalterin von Allianz Cinema.
Die Leinwand war bereits mehrmals im südkoreanischen Busan, im japanischen Okinawa, in Katar, Sydney oder Brasilien. «Wir suchen gezielt nach Orten, an denen Postkartenfotos entstehen und wo die Menschen den Sommer am liebsten verbringen – in Zürich am See, in Basel vor dem Münster, in Sydney vor dem Opernhaus.» Beim Transport per Frachtschiff sei schon einiges schiefgegangen. Als die Ever Given etwa 2021 den Suezkanal blockierte, blieb die Leinwand in Singapur stecken und kam erst in der Schweiz an, als das Openair-Kino schon fast wieder vorbei war.
Leinwand musste notfallmässig eingeflogen werden
Zum Glück hatte Allianz Cinema jedoch die Leinwand – die sonst immer in Brasilien ist – zu genau der Zeit in der Schweiz zur Revision. «Wir haben die Leinwände ausgetauscht und die minimal kleinere Variante aus Brasilien im Zürichsee aufgestellt. Dass die Leinwand kleiner war, hat keiner gemerkt», erzählt der Mitarbeiter von Cinerent.
Einmal mussten Leinwandteile gar notfallmässig eingeflogen werden, weil einer der Container falsch verschifft worden war. «Mittlerweile sind wir aber gut eingespielt und arbeiten seit Jahrzehnten mit verlässlichen Logistikpartnern zusammen. Wir wählen stets den sichersten Weg und planen so viele Zeitreserven ein, wie nur irgendwie möglich.»
20 Minuten ist Medienpartner von Allianz Cinema. Zwischen dem 17. Juli und dem 25. August zeigt Allianz Cinema in Zürich, Basel und Genf zahlreiche Filme in Openair-Kinos.
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Dario Aeberli (dae), Jahrgang 1995, arbeitet seit Oktober 2023 als People-Redaktor bei 20 Minuten. Zuvor war er Lokaljournalist und beim «Migros-Magazin».
