Wie soll diese Armee die Russen stoppen?

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UkraineWie soll diese Armee die Russen stoppen?

Der russischen Besatzung auf der Halbinsel Krim kann die ukrainische Armee wenig entgegensetzen. Das zeigt unsere interaktive Karte. Was bleibt, ist passiver Widerstand.

Katrin Moser
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Katrin Moser

Der russische Präsident Wladimir Putin bleibt dabei: Auf der ukrainischen Halbinsel Krim befinden sich nur die Truppen, die gemäss einem Abkommen mit der Ukraine erlaubt sind. Anders sieht das die Regierung in Kiew: Laut ukrainischen Schätzungen hat Russland innert Wochenfrist mindestens 16'000 Mann auf der Krim stationiert.

Die meisten dieser Soldaten tragen Uniformen ohne Hohheitszeichen. Das sind Krimbewohner in Fantasieuniformen, sagen sowohl Putin als auch die umstrittene neue Regierung der Autonomen Republik Krim. Das sind Mitglieder der russischen Elitetruppe Speznas, widersprechen westliche Militärexperten.

In miserablem Zustand

Auch ukrainische Truppen sind auf der Krim stationiert. Nicht weniger als sechs Marinestützpunkte befinden sich auf der Halbinsel. Doch dass sie den Russen im Ernstfall gewachsen sind, wird weitherum bezweifelt.

Die ukrainische Armee – einst das Paradepferd der Sowjetarmee – ist generell in einem miserablen Zustand. Zwei Jahrzehnte Sparmassnahmen haben ihre Spuren hinterlassen: Die Soldaten sind schlecht ausgebildet und die Infrastruktur ist veraltet. Heute umfasst die ukrainische Armee rund 182'000 Mann, doch seit dem russischen Säbelrasseln melden sich Tausende junge Ukrainer beim Militär.

40 MiGs «sichergestellt»

Zwar befindet sich der grösste Militärflughafen mit den besten Kampffliegern der ukrainischen Armee auf dem Belbek-Luftwaffenstützpunkt auf der Krim. Doch diesen haben die Russen (oder prorussische Milizen, je nach Sichtweise) blockiert und nach eigenen Angaben rund 40 MiGs «sichergestellt».

Auch die ukrainische Flotte hat keine grosse Schlagkraft. Sie umfasst nur etwa fünf grössere Schiffe (dazu noch ein paar Minenleger, Versorger und andere Nicht-Kampfschiffe). Das Flaggschiff, die Hetman Sahajdatschny, lag laut der «Presse» Anfang März vor Kreta.

Kiew setzt auf friedlichen Widerstand

Dass es bei den Tausenden von Bewaffneten auf der Krim bisher noch zu keinem grösseren Schusswechsel gekommen ist, grenzt an ein Wunder. Laut der «Kyiv Post» setzt die Ukraine derzeit auf friedlichen Widerstand, wie die NZZ schreibt. Demnach sei die Regierung in Kiew im Besitz eines abgefangenen Funkgesprächs zwischen Moskau und der russischen Armeeführung. Darin wird die Frage gestellt, weshalb die ukrainischen Einheiten nicht schiessen. Ob man sie nicht genügend provoziere.

Dass die Ukrainer in dieser angespannten Situation die Nerven bewahren können, zeigte eine Aktion vom letzten Dienstag: Eine Gruppe ukrainischer Soldaten und Zivilisten marschierte zum abgeriegelten Flughafen Belbek. Unbewaffnet und mit Fahnen in den Händen stellten sie sich vor die Besatzer und forderten Zugang zum Gelände. Ein eindrückliches Beispiel des gewaltlosen Widerstands.

Auf solch friedliche Protestaktionen setzen auch Zivilisten. In einem Video (siehe unten) ist zu sehen, wie ein Krimbewohner den überall postierten Soldaten freundlich, aber bestimmt unbequeme Fragen stellt und sie dabei filmt. Allerdings ist die Echtheit des Films nicht verifiziert.

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