Schweiz3000 Todesfälle mehr als erwartet – Übersterblichkeit gibt Rätsel auf
Seit Wochen sterben in der Schweiz weit mehr Personen, als vom Bundesamt für Statistik prognostiziert – was steckt dahinter?
Darum gehts
Bereits seit elf Wochen herrscht in der Schweiz Übersterblichkeit. Das geht aus den Todesfallzahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) hervor. Somit sterben wöchentlich mehr Menschen, als das BFS anhand seiner Prognosen erwartet. Die Gründe für das unübliche Phänomen sind dabei noch unklar, gemäss Christian Althaus, Epidemiologe an der Uni Bern, habe es eine solche ununterbrochene Übersterblichkeit «in jüngerer Geschichte noch nicht gegeben».
Abweichung der Prognosen ist extrem
Wie die Zeitungen der Tamedia berichten, kam es auch in früheren Jahren immer wieder einmal zu Übersterblichkeit, beispielsweise im Hitzesommer 2003, während der starken Grippewelle im Winter 2015 oder während der letzten beiden Pandemie-Winter.
Derzeit ist die Abweichung von den Prognosen jedoch extrem: So waren im Jahr 2020 bis in den August 1500 Menschen mehr gestorben als erwartet, 2021 waren es 1300 Menschen, dieses Jahr sind es mit bereits 3000 zusätzlichen Todesfällen gleich doppelt so viele.
Ein Teil der Erklärung: Das BFS hatte für dieses Jahr nach den Übersterblichkeiten der letzten zwei Jahre mit einem «Todesfalldefizit» gerechnet und so die Erwartungswerte tiefer angesetzt, da viele Menschen, die statistisch gesehen bis 2022 gelebt hätten, verfrüht gestorben sind. Nun sind in den drei Sommermonaten jedoch sogar mehr Menschen gestorben, als in den Sommermonaten 2021 oder 2020.
Hitzewelle und Covid sind eine tödliche Mischung
Der Epidemiologe Christian Althaus vermutet, dass der heisse Sommer und Covid für die Übersterblichkeit gesorgt hätten. Gerade die Kombination der beiden Faktoren könne dabei tödlich sein, schreiben die Zeitungen der Tamedia. So zeigten Studien, dass eine durchgemachte Covid-Infektion das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen massiv erhöht. Die betroffenen Personen sind somit auch anfälliger für die Auswirkungen der Hitzewelle.
Der Epidemiologe Martin Röösli sagt: «Es ist aus meiner Sicht gut möglich, dass ehemalige Covid-Erkrankte die Hitze schlechter vertragen haben.» Die 1700 zusätzlichen Todesfälle der letzten elf Wochen seien auf jeden Fall «beunruhigend», zumal schwer abzuschätzen ist, wie sich die Situation in den kommenden Monaten weiter entwickelt.
Auf endgültige Gewissheit müssen Forschende noch eine ganze Weile warten: Denn die Todesursachenstatistik für das Jahr 2022 wird das BFS frühestens in eineinhalb Jahren veröffentlichen.
Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen
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