5 Sprachen der Liebe: Ist das Konzept eigentlich Quatsch?

Ist Zärtlichkeit deine Liebessprache – oder steckt hinter dem Konzept weniger als gedacht?

Ist Zärtlichkeit deine Liebessprache – oder steckt hinter dem Konzept weniger als gedacht?

Pexels/Ron Lach
Publiziert

Ikonische Theorie5 Sprachen der Liebe: Ist das Konzept eigentlich Quatsch?

Das Konzept der «Liebessprachen» hat weltweit Millionen Menschen begeistert. Einer neuen Studie zufolge soll die Theorie von Gary Chapman allerdings wissenschaftlich nicht haltbar sein.

Ein Paar sitzt in einem Café. Sie lächelt und hat Schmetterlinge im Bauch, als er ihre Hand nimmt – denn sie spricht ganz klar die «Liebessprache» der Zärtlichkeit. Ihm bedeutet die Geste nicht viel. Dass sie sich den ganzen Tag für Quality Time freigenommen hat, dafür umso mehr.

Laut dem Konzept der «5 Sprachen der Liebe» von Gary Chapman, einem US-Pastor und Paarberater, kommuniziert jeder Mensch seine Liebe auf eine ganz eigene Art (siehe Box).

Die 5 Sprachen der Liebe nach Gary Chapman

Lob und Anerkennung: Es geht darum, die Anstrengungen und kleinen Gesten des Gegenübers zu sehen und mit lobenden Worten anzuerkennen.

Zweisamkeit: Ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und die gemeinsame Zeit aktiv und bewusst gestalten, um die Verbindung zu stärken. Stichwort: Quality Time.

Geschenke, die von Herzen kommen: Liebevolle Geschenke zeigen, dass man sich Gedanken macht und die Wünsche des anderen wahrnimmt – auch die ungesagten.

Hilfsbereitschaft: Liebe wird durch Taten ausgedrückt, indem man dem Partner hilft und Unterstützung in alltäglichen Dingen bietet. Man zeigt so: Ich bin für dich da.

Zärtlichkeit: Physischer Kontakt wie Umarmungen, Küsse oder Streicheln vermitteln Geborgenheit und Nähe. Auch regelmässiger Sex kann in diese Kategorie gehören.

Chapman hat die Theorie im Jahr 1992 bekannt gemacht und damit einen Nerv getroffen, sein Buch zum Thema wurde in 50 Sprachen übersetzt und hat sich bis heute über 20 Millionen Mal verkauft.

Das Konzept der Liebessprachen interessiert bis heute: Auf Tiktok sind über 308’000 Clips zum Hashtag #lovelanguage zu finden und Tausende Creators geben Tipps, wie man das Gegenüber glücklich macht, wenn man unterschiedliche Sprachen der Liebe spricht.

Neue Studie kritisiert das Konzept

Doch aktuelle Untersuchungen stellen die Wissenschaftlichkeit des Konzepts infrage. Forschende haben die wissenschaftlichen Belege für Chapmans Theorien geprüft und keine überzeugenden Beweise gefunden, die diese stützen.

Was ist deine Liebessprache? Womit zeigst du deine Zuneigung am ehesten?

Um die eigene Liebessprache herauszufinden, müsse man Chapmans Onlinetest machen – doch dieser spiele die Liebessprachen in Form von Entweder-oder-Fragen gegeneinander aus. Während in Chapmans Theorie die Sprachen der Liebe in Konkurrenz zueinander stehen, fanden die Psychologin Amy Muise und ihre Kolleginnen vor allem Studien, in denen die Befragten alle Ausdrucksformen der Liebe gleichermassen schätzten. «Die Idee, dass wir alle eine primäre Liebessprache haben, ist wissenschaftlich nicht fundiert», erklärt Muise in einer Arbeit, die sie kürzlich gemeinsam mit Emily A. Impett und Haeyoung Gideon Park veröffentlicht hat.

Liebe sei komplex und vielschichtig. Die Autorinnen der Studie finden einen anderen Vergleich treffender: «Wir halten es für hilfreicher, sich die Liebe wie eine ausgewogene Art der Ernährung vorzustellen. Alle Zutaten sind wichtig.» Dazu komme, dass man nicht unbedingt länger zusammen sei, wenn man die gleiche Liebessprache spreche, so Muise. «Es gibt keine Belege dafür, dass Partner mit der gleichen Liebessprache glücklicher miteinander werden als Paare, die in diesem Punkt nicht matchen», sagt die Psychologin.

Wichtiger: Auf Bedürfnisse eingehen

Die «5 Sprachen der Liebe» seien ein starres Konzept, sagt auch Paartherapeutin Nele Sehrt gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. «Es impliziert, dass wir so und so sind und genauso bleiben.» Das sei aber nicht so. «Die Neuroplastizität, also die Lern- und Veränderbarkeit, bleibt uns ein Leben lang erhalten.» Deshalb sei es zentral, sich in einer Beziehung immer wieder gegenseitig über Bedürfnisse und Gefühle upzudaten, so die Expertin.

Das Team um Muise sieht Patentrezepte für eine glückliche Beziehung kritisch. In der Studie heisst es: «Wer eine erfolgreiche Beziehung führen möchte, sollte ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse des anderen haben und sich bemühen, auf diese einzugehen.»

Wie zeigst du deine Liebe und Zuneigung? Und ist es dir wichtig, dass dein Gegenüber Liebe auf die gleiche Art zeigt? Diskutiere in den Kommentaren!

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

4 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen