7'700 Franken für Jeep-Reparatur: Hersteller lehnt Rückerstattung ab

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7700 Franken futsch«Ein Witz»: Jeep verweigert Reparatur-Rückzahlung nach Rückruf

Nachdem Fabian (49) seinen Jeep für 7700 Franken reparieren lässt, ruft der Hersteller genau wegen dieses Defekts alle Fahrzeuge zurück – eine Reparaturerstattung lehnt Jeep aber ab.

Fabian (49) investiert viel Geld in die Reparatur seines Jeeps – kurz darauf startet der Hersteller eine Rückrufaktion wegen genau dieses Defekts.
Obwohl Jeep nun bei den betroffenen Autos die defekten  Hochdruckpumpen kostenlos ersetzt, weigert sich der Konzern, Fabians bereits bezahlte Reparaturkosten zurückzuerstatten.
Er ist enttäuscht und schwört: «Mein nächstes Auto wird garantiert kein Jeep mehr.»
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Fabian (49) investiert viel Geld in die Reparatur seines Jeeps – kurz darauf startet der Hersteller eine Rückrufaktion wegen genau dieses Defekts.

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Darum gehts

  • Fabian (49) zahlte 7'700 Franken für die Reparatur einer Hochdruckpumpe seines Jeeps.

  • Kurz nach der Reparatur startete Jeep eine Rückrufaktion für die Pumpe.

  • Jeep Schweiz lehnt eine Rückerstattung der Reparaturkosten ab, trotz Fabians Bemühungen.

  • Rechtsanwalt Christian Lenz sagt, dass die Erfolgsaussichten für eine Klage gering sind.

Der 49-jährige Fabian aus Wolfwil SO fühlt sich vom Autohersteller Jeep im Stich gelassen. Nachdem er nach einer Motorfahrzeugkontrolle (MFK) bereits einen 5000 Franken teuren Partikelfilter ersetzen musste, blieb der Jeep wenige Wochen später plötzlich auf der Autobahn stehen – nichts ging mehr. In der Garage folgte der nächste Schock: «Die Hochdruckpumpe war defekt, der Garagist sagte, die Kosten für die Reparatur lägen im fünfstelligen Bereich und dem Auto drohe ein Totalschaden», so Fabian. Doch so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben. Er suchte eine günstigere Werkstatt und liess den Wagen dort für 7'700 Franken reparieren.

Rückrufaktion - aber Reparatur bereits getätigt

Nur wenige Monate nach der teuren Reparatur flatterte eine Mitteilung von Jeep ins Haus: Der Hersteller startete eine Rückrufaktion, um genau diesen Schaden an der Diesel-Hochdruckpumpe vorbeugend zu beheben – auf Kosten des Herstellers. «Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Hätten sie mich vorher informiert, hätte ich mir die 7'000 Franken sparen können», ärgert sich Fabian.

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Jeep Schweiz lehnt Kostenübernahme ab

In seiner Verzweiflung wandte er sich an den Schweizer Jeep-Importeur – doch die Antwort war ernüchternd. Eine Rückerstattung der bereits entstandenen Kosten sei ausgeschlossen. Stattdessen könne er die neue, voll funktionierende Pumpe nochmals gegen eine andere austauschen lassen: «Das ist ein Witz. Was soll das bringen? Ich habe eine nagelneue Pumpe drin. Die nochmals ersetzen zu lassen, macht überhaupt keinen Sinn.»

Der Jeep-Fahrer wandte sich direkt an den US-Konzern. Monatelang hoffte er auf eine Lösung, reichte Dokumente ein und wurde hingehalten. «Sie haben mich immer wieder vertröstet, wollten Papiere und Rechnungen, die ich längst geschickt hatte – und dann plötzlich hiess es: Zuständig sei Jeep Schweiz», erzählt Fabian. Der Kreis schloss sich, eine Entschädigung bleibt aus. «Ich bin enttäuscht von Jeep. Am Ende sitze ich nun auf 7000 Franken Reparaturkosten für ein Problem, das offensichtlich nicht mein Verschulden war.»

«Nächstes Auto wird kein Jeep mehr»

Für ihn ist klar: «Mein nächstes Auto wird garantiert kein Jeep mehr.» Auch wenn er weiss, dass solche Probleme nicht nur bei Jeep vorkommen, habe ihn die Art, wie er als Kunde behandelt worden sei, tief enttäuscht. Von einer Klage gegen Jeep sieht er aber ab: «Ich denke, meine Erfolgsaussicht ist den Aufwand nicht wert.»

Nach dem Anwalt Christian Lenz habe Fabian damit wohl die richtige Entscheidung getroffen. «Es besteht grundsätzlich nur ein Anspruch auf Austausch und Rückerstattung, wenn die Gewährleistungs- oder Garantiefristen noch nicht abgelaufen sind.» Eine Rückrufaktion allein begründe keinen Anspruch auf Nachbesserung. «Sollte also die Garantiezeit bereits verstrichen sein, sind die Erfolgsaussichten für eine Klage gering.» Aus moralischer Sicht zeige die Verweigerung der Kostenrückerstattung jedoch wenig Kulanz, so Lenz.

Christian Lenz..

Importeur von Jeep: «Einzelfallprüfung der betroffenen Fahrzeuge ist für Hersteller praktisch nicht möglich»

Für den Import und die Durchführung der Rückrufaktion von Jeep in der Schweiz ist die Firma Astara zuständig. Rafael Künzle, Sprecher für Jeep bei Astara, betont, dass ihnen bewusst sei, dass die Situation für betroffene Kunden nicht zufriedenstellend sei. Sie seien aber lediglich damit beauftragt, den Rückruf zu den von Jeep vorgegebenen Konditionen für den Schweizer Markt umzusetzen: «Entsprechend sind uns die genauen Hintergründe unbekannt, weshalb sich Jeep dazu entschieden hat, beim Rückruf in Europa allfällige Reparaturkosten, die vor dem Rückruf angefallen sind, nicht zu übernehmen», so Künzle.

Er vermutet jedoch, dass eine Einzelfallprüfung technisch sehr aufwendig, wenn nicht praktisch unmöglich sei. «Der Hersteller hat sich daher vermutlich entschieden, die Hochdruckpumpe in allen betroffenen Fahrzeugen zu ersetzen – unabhängig davon, ob bereits eine Reparatur erfolgt war.»

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